Kommentar

CDU-Politiker stänkert gegen "Tagesschau"

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Johannes Volkmann, MdB
Johannes Volkmann, MdB

Das Enkelkind von Helmut Kohl, der CDU-Politiker Johannes Volkmann, hat Beschwerde gegen den NDR eingelegt: In einem Social Media-Video der "Tagesschau" wurde über Fußballer berichtet, die sich offen zu Jesus bekennen, teilweise evangelikal, homophob und frauenfeindlich sind. Die öffentlich-rechtliche Redaktion habe "gezielt christliche Bekenntnisse mit einem negativen Werturteil versehen", findet Volkmann. Ein Kommentar über religiöse Gefühle, rechtsradikale Narrative und einen beleidigten CDU-Politiker.

Sein Großvater, Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl, war in den 1990ern in den CDU-Finanzskandal verwickelt. Der verstorbene Wolfgang Schäuble sprach bei seinem Rücktritt – ohne Namen zu nennen – von Intrigen "mit kriminellen Elementen" und spielte auf Ex-Kanzler Kohl als "Strippenzieher" an.

Vater Walter Kohl ist in den wieder aufkochenden Maskenskandal um Jens Spahn involviert. Kohl hat eine Klage mit einem Volumen von 5,48 Millionen Euro gegen den damaligen Gesundheitsminister und heutigen CDU-Fraktionsvorsitzenden laufen. Wer weiß, welche Absprachen es zwischen Kohl Junior und Spahn zum Masken-Deal gegeben hat.

Retter der Christenheit

Ausgerechnet der Sprössling dieser feinen Gesellschaft, Johannes Volkmann, gibt sich als Retter der Religionsfreiheit. Ein Beitrag der "Tagesschau"-Redaktion für die Sozialen Medien verstoße gegen Paragraph 51 Absatz 1 des Medienstaatsvertrags. "Die Rundfunkprogramme haben die Würde des Menschen sowie die sittlichen, religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen anderer zu achten", steht da.

Das besagte Video, erschienen auf dem Instagram-Kanal der "Tagesschau" (30. Mai 2025), empört den CDUler. Er hat eine Programmbeschwerde eingereicht. In seinem Schreiben wirft Volkmann der öffentlich-rechtlichen Redaktion vor, christliche Glaubensbezeugungen zu problematisieren. Dies sei eine "Missachtung der religiösen Überzeugungen gläubiger Christinnen und Christen" – ohne jede Einordnung, meint Volkmann. Den deutschen Nationalspieler Antonio Rüdiger habe die "Tagesschau"-Redaktion mit seinem islamischen (wahrscheinlich eher islamistischen) "Tauhid"-Finger seinerzeit "relativierend eingeordnet", beklagt Volkmann noch (zurecht).

Normales "Tagesschau"-Video

Doch was zeigt das aktuelle Video und ist es schlampig recherchiert? Nein, das Video ist journalistisch sauber gearbeitet, ordnet ein und diskriminiert niemanden. Die "Tagesschau"-Redaktion erfüllt ihre Aufgabe: Die Moderatorin weist auf eine Gefahr hin, die von einigen Fußballern ausgehen könnte – vor allem gegenüber jungen Menschen.

Dass Fußballer Jesus-Shirts tragen, zum Himmel beten oder ein Kreuz schlagen, wird nicht problematisiert. Dass einige Fußballer an Schulen gingen und dort mit Jugendlichen über ihren Glauben redeten, könne in manchen Fällen schwierig sein. Es werden Kritiker:innen zitiert, die sagen: "In manchen Fällen könnte dahinter auch gezielte Missionsarbeit stecken". Gerade im Evangelikalismus sei das typisch, erklärt die Moderation und bezieht sich wahrscheinlich auf einen längeren Artikel der "Tagesschau" mit dem Titel "Religiöse Fußball-Influencer für Evangelikale".

AfDler warnt vor "Sodom und Gomorrha"

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Volkmann reiht sich damit ein in das "Mimimi" der Rechten. Es geht ihm nicht um journalistische Sorgfalt. Er nutzt ein Narrativ der Rechtsextremen. Diskriminierung von Christ:innen, natürlich ein Lieblingsthema der AfD. Der AfD-Bundestagsabgeordnete Waldemar Herdt findet zum Beispiel, dass die deutsche Gesetzgebung sich auf Druck von Nichtgläubigen so weit verändert habe, dass er fürchte, dass es in Deutschland bald wie in "Sodom und Gomorrha" sei. Schon 2018 hatte die AfD-Fraktion einen Antrag beim Bundestag vorgelegt, mit dem sie global die "Christenverfolgung stoppen und sanktionieren" wollte.

Die Liste der Wehwehchen der "diskriminierten Christen" ist lang und erinnert an die rechtsradikale Bewegung "All lives matter". Der CDU-Mann und Kohl-Enkel Volkmann gehört zum neu gewählten Bundesvorstand der CDU. Wir können also davon ausgehen, dass wir uns noch etliche Klagen über verfolgte Christ:innen anhören werden müssen, nicht nur von der AfD, sondern auch aus der CDU.

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