Großbritannien

BBC sendet Satire über IS-Hausfrauen

Darf man sich über IS-Sympathisantinnen lustig machen oder gibt es Grenzen des Humors? Mit dieser Frage beschäftigt sich aktuell das britische Fernsehpublikum, nachdem am vergangenen Dienstag die Satire "The Real Housewives of ISIS" ausgestrahlt wurde.

Wie der Alltag von frustrierten Hausfrauen in amerikanischen Vororten aussieht, weiß seit US-Comedy-Serien wie "Desperate Housewives" (Verzweifelte Hausfrauen) oder "The Real Housewives of Orange County" (Die wahren Hausfrauen von Orange County) die ganze Welt. Aber wie mag wohl das alltägliche Leben von Frauen im IS aussehen, fragten sich die britischen Satire-Spezialisten Heydon Prowse und Joylon Rubinstein. Für ihre neue BBC-Sendereihe "Revolting" übertrugen sie daher das "Housewives"-Modell auf Frauen von Kämpfern des IS und kreierten den Sketch "The Real Housewives of ISIS".

In dem Sketch führt eine schwarz verschleierte Frau ihren Freundinnen stolz den Sprengstoffgürtel vor, mit dem ihr Mann sie überrascht hat. Allerdings trübt sich die Freude, als eine weitere Frau mit dem gleichen Sprengstoffgürtel auftaucht. Was bei der ersten Frau zur Empörung darüber führt, dass die andere immer dasselbe trägt wie sie. Überhaupt spielt die Kleidung – ganz nach "Housewives"-Vorbild – eine große Rolle bei den IS-Frauen im Sketch. Unter anderem fallen Sätze wie "Nur noch drei Tage bis zur Enthauptung und ich weiß gar nicht, was ich anziehen soll.".

Obwohl es in England eine große und lange Tradition des schwarzen Humors gibt, scheiden sich an den "Real Housewives of ISIS" die Geister. Als die BBC mit einem Clip des Sketches auf der eigenen Facebookseite Werbung für die Show machte, trat sie eine umfangreiche Diskussion los, die sich nach der Ausstrahlung am vergangenen Dienstag fortsetzte. Bemerkenswerte 21 Millionen Mal wurde der Clip allein auf der Facebookseite von BBC 2 bisher aufgerufen und knapp 140.000 Mal kommentiert. Während viele der Kommentatoren die Satire für gut und angemessen halten, werfen andere der BBC vor, dass damit einerseits jene Frauen, die von Kämpfern des IS entführt und vergewaltigt wurden, verunglimpft würden, und anderseits die Gefahr bestünde, dass die ohnehin negative Stimmung gegenüber Frauen mit Kopftüchern in der Gesellschaft verstärkt würde.

Bei der BBC hat offenbar niemand mit solch massiven Reaktionen auf den Sketch gerechnet. Die britische Zeitung The Sun berichtet, dass laut Prowse und Rubinstein seitens der BBC niemand Kürzungen oder die Überarbeitung von Gags bei der ersten "Revolting"-Folge verlangt habe, in der es neben den IS-Hausfrauen unter anderem auch noch um Dronen, Abtreibung und das Gesundheitswesen ging.

Laut Autor Rubinstein zielt der Sketch auf westlich geprägte Frauen, die sich im Internet vom IS anwerben lassen und mit hehren Versprechungen in die Kampfgebiete gelockt werden, um de facto als Haushälterinnen und Sexsklavinnen zu dienen. Dass es im Sketch um jene westlich geprägten Frauen geht, wird nicht nur durch das Verhalten der dargestellten Frauenfiguren im Sketch deutlich, sondern auch durch eine Szene, in der eine Frau begeistert erzählt, dass alles genauso sei, wie die Jungs in den Online-Chatrooms es ihr beschrieben hätten. Kurz darauf sieht man, wie sie den Boden schrubbt und sagt: "In Birmingham musste ich das nicht machen".