DGHS-Präsident diskutierte bei Kirchentags-Veranstaltung

Der Deutsche Evangelische Kirchentag 2017 (24.-28. Mai 2017) in Berlin und Wittenberg beinhaltete auch einen Nachmittag unter dem Label "Dialog mit humanistischen Gemeinschaften".

Bereits die erste Veranstaltung zu Fragen der Weltanschauung, dem Toleranzbegriff und dem möglichen Grad von Einmischung in die Politik durch die Religionen, an der neben der Kirchentagspräsidentin auch Dr. Michael Schmidt-Salomon (Publizist und Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung) teilgenommen hatte, war gut besucht.

Ein zweites Podium diskutierte zum Thema "Selbstbestimmung am Lebensende. Brauchen wir eine neue Sterbekultur?"

Trotz hochsommerlicher Temperaturen warteten die Zuhörer in einer langen Schlange vor dem Roten Rathaus in Berlin, um den Ausführungen von DGHS-Präsident Professor Dr. Dr. h. c. Dieter Birnbacher und Professor Dr. Peter Dabrock, dem Vorsitzenden des Deutschen Ethikrats, folgen zu dürfen. So betonte Birnbacher, dass es am Lebensende fachkundiger Unterstützung bedürfe, wenn Selbstbestimmung beim Sterben verwirklicht werden will. Es sollte keine Hindernisse geben. Andererseits sei eine mögliche Begleitung für den Arzt stets eine Gewissensentscheidung, zu der er nicht gezwungen werden dürfe. Birnbacher wies darauf hin, dass die Palliativmedizin eben nicht für alle Sterbenden das Allheilmittel darstelle. Bei etwa fünf Prozent der Krebspatienten sei Schmerzfreiheit nicht zu erreichen.

Die gesellschaftliche Debatte um Sterbehilfe werde, so Birnbacher, spätestens im Herbst wieder neu entbrennen, wenn das Bundesverfassungsgericht seine Einschätzung zu den Verfassungsbeschwerden gegen den § 217 Strafgesetzbuch (geschäftsmäßige Förderung der Selbsttötung) verkündet. Ob dieses Gesetz die Ärzteschaft einschüchtere oder die gewünschte Befriedung bei dem sensiblen Thema gebracht hat, wurde von den Diskutanten unterschiedlich bewertet. Während Professor Birnbacher ebenso wie Gita Neumann vom Humanistischen Verband Deutschlands eher ein Drohszenario für Ärzte sehen, verteidigte Dabrock das neue Strafgesetz als hilfreich und sinnvoll.

"Wir sind schon dabei, eine neue Sterbekultur zu entwickeln", schätzte Birnbacher auf die Frage des Moderators Arnd Henze (ARD). Seiner Beobachtung nach nehme die Tabuisierung des Todes ab. Man müsse auch bedenken, dass 40 Prozent der Todesfälle letztlich auf bewussten Entscheidungen beruhen – beatmen, abschalten, sterben zulassen.

Hospiz-Leiterin Angelika Behm sieht dies als Generationenfrage. Während die über 75-Jährigen sich mit dem Sprechen übers Sterben schwer tun, fällt es den Jüngeren bereits leichter. Nur 20 Prozent der Menschen stirbt zuhause und nur zwei bis drei Prozent im Hospiz, die Mehrheit im Krankenhaus oder einer Pflegeeinrichtung. Wie eine gute und sichere Patientenverfügung erstellt werden sollte, gehörte zu den Fragen aus dem Publikum.

Der Experten-Tipp: unbedingt mit fachkundiger Beratung!