20. Jubiläum

Harry Potter und seine religiösen Feinde

Viele Kinder und Jugendliche fanden ihren ersten Zugang zur Literatur über die Harry-Potter-Reihe, die gestern ihr 20. Jubiläum feierte. Doch die weltweit beliebte Geschichte von der magischen Welt hat nicht nur Fans. Insbesondere von christlich-fundamentalistischer Seite wurde die Potter-Lektüre regelmäßig angefeindet. 

Am 26. Juni 1997 wurde Literaturgeschichte geschrieben. Es war der Tag, an dem der erste Band der Harry-Potter-Reihe in einer kleinen Startauflage von 500 Stück erschien und in den folgenden Jahren eine ganze Lesegeneration verzauberte. Mittlerweile wurden mehr als 450 Millionen Bücher in fast 80 Sprachen verkauft. 

Kurz nach dem Erfolg des ersten Bandes und dem dadurch ausgelösten "Harry-Potter-Hype" wurden auch religiöse Fanatiker auf die Bücher aufmerksam. Insbesondere christliche Fundamentalisten versuchten in den folgenden Jahren die Fantasy-Saga zu diffamieren. Denn hinter den Erzählungen aus der Zauberwelt witterten sie unchristliches Gedankengut, das Kinder und Jugendliche angeblich zum Okkultismus verführen soll.

So veröffentlichte die katholische Fundamentalistin Gabriele Kuby im Jahr 2002 eine Kampfschrift gegen die Harry-Potter-Reihe. Denn in der Geschichte des jungen Zauberlehrlings sah Kuby ein "globales Langzeitprojekt", das das "Unterscheidungsvermögen zwischen Gut und Böse" und die "Hemmschwelle gegenüber Magie" in der Gesellschaft zerstöre. 

Joseph Ratzinger alias Papst Benedikt XVI. lobte während seiner Zeit als Kardinal die missionarische Potter-Kritik von Kuby. In einem Schreiben erklärte er: "Es ist gut, dass Sie in Sachen Harry Potter aufklären, denn dies sind subtile Verführungen, die unmerklich und gerade dadurch tief wirken und das Christentum in der Seele zersetzen, ehe es überhaupt recht wachsen konnte."

Der satanische Harry Potter

Doch es geht noch drastischer: Becky Fischer, eine US-amerikanische Pastorin der Pfingstbewegung, erkannte in Harry Potter einen Feind Gottes, den es zu bekämpfen gilt: "Würde es nach dem alten Testament gehen, wäre Harry Potter hingerichtet worden. Aus Zauberern macht man keine Helden", erklärte sie während einer Predigt und sah vor ihrem inneren Auge wohl schon den Scheiterhaufen lodern.

Jack Brock, Anführer der radikalen Christ Community Church, ließ Ende 2001 gleich einen echten Scheiterhaufen im südlichen US-Bundesstaat New Mexico brennen. Nachdem er vor versammelter Gottesdienstgemeinde erklärte, dass es sich bei Harry Potter um einen Teufel handele, der die Menschheit zerstören will, warfen seine Anhänger mehrere Dutzend Potter-Bücher ins Feuer. 

Zu einem ähnlichen Vorfall kam es in der schwäbischen Gemeinde Schramberg, als eine evangelische Jugendgruppe ein Potter-Buch verbrannte, da von diesem angeblich schwarze Magie ausgehe. 

Dem Erfolg der Potter-Reihe hat das fundamentalistische Wettern jedoch keinen Abbruch getan. Harry Potter wurde zum größten Bucherfolg der 2000er-Jahre.