Im westfälischen Münster entscheidet der Stadtrat am morgigen 12. Juli über die Höhe der städtischen Sachleistungen für den Katholikentag 2018. Aus diesem Anlass wird die Aktionsgruppe "Das 11. Gebot" vom 11.-12. Juli 2017 in Münster sein – zusammen mit ihrer drei Meter hohen Moses-Figur inklusive Steintafel, auf der das 11. Gebot verkündet wird: "Du sollst Deinen Kirchentag selbst bezahlen!"
Bereits 2014 war das 11. Gebot in Münster zu Gast und regte dort eine intensive Debatte über die öffentliche Finanzierung des Katholikentags an. 2015 beschloss der Rat der Stadt Münster – nicht zuletzt aufgrund der angestoßenen Debatte – dem Katholikentagsveranstalter den geforderten Barzuschuss von 1,2 Millionen Euro zu verweigern. Lediglich Sachleistungen wollte er dem Katholikentag zur Verfügung stellen. Über deren Höhe wird nun am Mittwoch entschieden.
"Die aktuelle Beschlussvorlage ist eine Farce", sagt IBKA-Regionalbeauftragte Daniela Wakonigg. "Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würde die Stadt einen Sachkostenzuschuss von 682.000 Euro leisten, de facto bürgt sie aber für Sachkosten in Höhe von 982.000 Euro. Und für was? Für ein Glaubensfest, auf dem Katholiken 'nach Wegen suchen, die Welt aus ihrem Glauben heraus zu gestalten'. Ein Glaubensfest, das in einem Bistum stattfindet, das gerade einen aktuellen Haushaltsüberschuss von 50,1 Millionen Euro verkündet hat, während die Stadt Münster derzeit rund 750 Millionen Euro Schulden hat."
"Die Finanzierung von Glaubensfesten ist keine öffentliche Aufgabe - sie verstößt gegen die weltanschauliche Neutralität des Staates", sagt David Farago, Initiator der Kunstaktion. "Wir kommen nach Münster, um die Stadtpolitiker erneut auf diesen Sachverhalt hinzuweisen. Ein bisschen Aufklärungsarbeit konnten wir ja schon leisten. Dass Kirchentage keine nennenswerten Geldbeträge in den Stadtsäckel spülen, wie von den Kirchentagsveranstaltern behauptet, haben die Verantwortlichen inzwischen offenbar verstanden. In der aktuellen Beschlussvorlage jedenfalls ist von diesem Argument nichts mehr zu lesen."
"Das 11. Gebot" ist eine politische Kunstaktion der Giordano-Bruno-Stiftung (GBS) und wird in Münster in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) e.V. durchgeführt.
Die Aktion beginnt am Dienstag, 11. Juli, um 11:00 Uhr vor dem Historischen Rathaus auf dem Prinzipalmarkt in Münster.
5 Kommentare
Kommentare
Wolfgang am Permanenter Link
Ich kenne das aus früheren Zeiten: Wer die Musik bestellt muss auch zahlen! Ganz einfach.
Was für ein widerliches Gedöns um Kirchenkröten. Wahrlich ein Kreuz!
Frohmut Menze am Permanenter Link
Genau.
Deswegen arbeite ich bei der GBS mit. Große Künstler.
Holger Buntrock am Permanenter Link
Gratulation und mein Kompliment an David Farago und seine Mitstreiter für diese gelungene Aktion. Immer wenn ich den erzürnten Pappmoses in deutschen Städten
Diese Aktion bring immer mehr politische Entscheidungsträger/in in Erklärungsnöte und
beschert so manchen Kommunalpoliter/in einen rauchenden Kopf wie sie die Verschwendung von Steuergeldern erklären sollen.
Ich könnte mir diese Kampagne auch mit dem Slogen "Du sollst deine Kirche selbst bezahlen" vorstellen.
Alles Gute, viel Erfolg und weiter so
Holger
Kay Krause am Permanenter Link
Kann mir irgend jemand einen vernünftigen Grund nennen, warum am 12.Juli über die Verweigerung der Sachleistungen nicht gleich mitentschieden wird? Damit wäre die Angelegenheit erledigt.
In Dreiteufels Namen: was für einen elenden "Kompromiß" hat man da nun wieder ausgehandelt, mit dem das Volk für dumm verkauft wird?!
Horst Herrmann am Permanenter Link
Bin so gespannt, wie die Farce in Münster ausgeht. Münster, wo ich mich 40 Jahre lang wie im Exil fühlte, hätte einen Durchbruch zur Freiheit bitter nötig. Vielleicht ist die Aktion politischer Kunst erfolgreich.