Sterbehilfe

Belgischer Ex-Premier weist Papst in die Schranken

Herman van Rompuy, ehemaliger Präsident des europäischen Rates und Ex-Ministerpräsident Belgiens, hat auf Twitter dem Papst mitgeteilt, dass dieser einem katholischen Orden in Belgien nicht verbieten kann, in seinen 15 psychiatrischen Kliniken Sterbehilfe zu leisten.

Herman van Rompuy ist selbst Katholik. Er sitzt im Aufsichtsrat der Betreibergesellschaft der Broeders van Liefde (Brüder der Nächstenliebe), die mehrere psychiatrische Kliniken in Belgien betreiben. In dem Land ist die Tötung auf Verlangen (unter strengen Voraussetzungen) nicht strafbar.

Auf Twitter antwortete van Rompuy dem Kirchenrechtsexperten Professor Kurt Martens mit dem Satz: "Die Zeiten von 'Roma locuta, causa finita' sind lang vorbei."

Diese Stellungnahme von Herman van Rompuy überrascht vor allem Katholiken. So mokiert sich der Verfasser des ursprünglichen Tweets, der Professor für Kirchenrecht an der Catholic University of America, Kurt Martens, darüber, dass der ehemalige Präsident des Europarates geradezu den Anschein erwecke, als wolle sich der Anweisung des Papstes widersetzen, der die Sterbehilfe verbietet. Dabei sei doch van Rompuy bisher ein lebendes Beispiel dafür gewesen, "wie man ein echter katholischer Politiker in der heutigen, säkularisierten Gesellschaft sein kann."

Papst Franziskus hat den Brüdern der Nächstenliebe noch bis Ende des Monats Zeit gegeben, sich zu verpflichten, in den von ihnen betriebenen psychiatrischen Zentren in Belgien keine Sterbehilfe mehr zu leisten. Der Aufsichtsrat der Betreibergesellschaft hatte sich zuvor – gegen die Stimme des Ordensoberen, Bruder Rene Stockman – für die Durchführung der Sterbehilfe entschieden.

Sollten die Broeders van Liefde bei Ihrer Entscheidung bleiben, droht ihnen der Vatikan Konsequenzen an. Den Mitglieder, die im Aufsichtsrat sitzen, drohe in jedem Falle die Entlassung aus der Gemeinschaft. Den Zentren hingegen droht der Vatikan mit der Aberkennung des Rechts, sich als katholisch zu bezeichnen.