Studierendenvertreter der Berliner Humboldt-Universität wollen die Einrichtung des geplanten Islam-Instituts verhindern und ziehen dafür vor Gericht. In der Kritik stehen die daran beteiligten Islam-Verbände.
Mit einem Beschluss des Kuratoriums der Humboldt-Universität (HU) wurde vor Kurzem der Gründung eines Instituts für islamische Theologie zugestimmt, an dem unter anderem Islam-Lehrer und Imame ausgebildet werden sollen. Geplant ist ein Start zum Wintersemester 2019/20.
Doch die Universität hat mit ihrem Vorhaben scharfe Kritik auf sich gezogen, da in dem Beirat des Instituts auch Vertreter islamischer Verbände sitzen sollen, die als konservativ und fundamentalistisch gelten. Dabei handelt es sich um die Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden (IGS), den Zentralrat der Muslime (ZMD) und die Islamische Föderation Berlin (IFB). Als Mitglieder des Gremiums werden sie unter anderem Einfluss auf die Lehre und die Berufung von Professoren haben.
Das Studierendenparlament der HU sprach sich gegen diese Besetzung und die Befugnisse des Institut-Beirats aus: "Ein Institut, an dessen Gründung reaktionär-konservative Islamverbände beteiligt sind, in diesem Falle sogar ausschließlich, ist inakzeptabel", heißt es in einer Anfang Juli verfassten Erklärung, die ohne Gegenstimmen und damit über die Grenzen der verschiedenen im Parlament vertretenen Listen hinweg beschlossen wurde.
Studierende ziehen vor Gericht
Wie zunächst die taz und nun auch die FAZ berichten, wollen es die Studierenden nicht bei einer Erklärung belassen und gehen daher inzwischen auch gerichtlich gegen die HU vor. Denn der Kuratoriums-Beschluss zur Gründung des Islam-Instituts sei durch ein "suspensives Statusgruppenveto" der Studierendenvertretung ungültig gewesen und hätte eigentlich zu einer Vertagung des Punktes führen müssen. Ob dies zutrifft, soll nun per Eilverfahren am Berliner Verwaltungsgericht geklärt werden, welches eine Entscheidung im kommenden Monat angekündigt hat.
Siehe auch: Atheisten gegen Islam-Institut an der Humboldt-Universität (hpd, 05. Juli 2018)
19 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ich muss solchen Vorgängen immer an Münster denken, wo erst Sven Kalisch von den konservativen Islam-Verbänden herausgemobbt (man möchte fast schreiben: herausgemoppt) wurde und danach wird seinem Nachfolger Mouhanad
Ähnliches stünde auch für die HU zu befürchten, da es den Islamverbänden immer nur um die konservative Lesart geht. Kritik? Unerwünscht, da im Koran ja "Gottes" Wort stünde und wer erdreistet sich schon, "Gott" zu kritisieren? Hat der Ton das Recht, den Töpfer zu kritisieren...?
libertador am Permanenter Link
Glücklicherweise wurde Sven Kalisch nur aus der islamischen Lehrerbildung gemobbt und ist der Universität erhalten geblieben. Der Einfluss auf die Lehrerausbildung ist wohl durch das Grundgesetz begründet.
Ohne Atheismus ... am Permanenter Link
Khorichdes selektiv-subjektivistisch konstruierter Selfmade-Islam ist ein Trugbild. Islam und Humanismus stehen in einem wechselseitigen Gegensatz- und Ausschlussverhältnis zueinander.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Das ist natürlich richtig. Jedoch finde ich den Ansatz, eine Art "humanistischen Islam" zu entwickeln, besser, als den konservativen Politislam zu unterrichten.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Was haben Märchenerzähler überhaupt an Universitäten verloren oder zu suchen?
Gunnlogi am Permanenter Link
"Märchenerzähler"? So bezeichnest du also Experten für Religion? Naja, diese Sichtweise ist nicht differenziert und implizit beleidigend.
Überdies dienen "Märchen" dazu, Menschen im Leben zu helfen.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Was erzählen sie denn sonst? Die Wahrheit...? Muahahahaha... prust... hahahahaha...
Hans Trutnau am Permanenter Link
Haha!
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Was ist Religion? Gelebte Geisterbeschwörung!
Wären es nicht so viele, hätten sie gute Chancen, die psychiatrischen Anstalten dieser Welt zu füllen.
Kay Krause am Permanenter Link
Genau, Hans Trutnau! Theologie ist keine Wissenschaft, sie gehört allenfalls in die (nicht staatlich finanzierte!) Sonntagsschule, keinesfalls an die Uni!
Märchenerzähler gehören in's Kinder-Theater.
Gunnlogi am Permanenter Link
Irgendwie treffen sich hier naive und klischeehafte Vorstellungen bei Lruten, die so sehr auf ihre "ratio" pochen, aber tatsächlich sich wie religiöse fanatiker geben. naja
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Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Naive und klischeehafte Vorstellungen findet man für gewöhnlich in der Kirche...
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Liebe(r) Gunnlogi,
Gunnlogi am Permanenter Link
Ernsthaft? Ich werd hier kaum ne theologische Erklärung abgeben, nicht bei den beleidigenden Kommentaren. Sorry.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Ja, so ist das eben mit Geistgläubigen.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Danke, Karl-Heinz; hast mir die Antwort abgenommen.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Ach, ich hab auch eine fast grenzenlose Imagination, aber ich weiß immer, dass das mein persönliches Kopfkino ist und mit der Realität nicht das geringste zu tun hat.
Ulf am Permanenter Link
Das lässt hoffen, nein, es begeistert mich. Vielleicht weht doch noch ein froher Hauch von Rationalität und Vernunft durch dieses Land...
MGS am Permanenter Link
Es gibt noch viel zu tun, den Menschen aus der geistigen Gefangenschaft der Religionen zu befreien.
M. A. n. spielt es keine große Rolle, welche Verbände da beisitzen, denn die Sache an sich ist der Skandal: Wir schreiben das Jahr 2018 und den Planeten, auf dem wir gestrandet sind, haben wir so gut wie ruiniert. Die Religionen haben durch ihre dreiste Frechheit sowie skrupellosen Willen zur Eroberung mit Mord und Totschlag erheblich zum Ruin beigetragen.
Was in Ordnung ginge und dem Namen Humboldt Ehre machen würde: ein Fach “Religonen im Kulturvergleich“.
Eine Ausbildung zum Iman kommt jedoch einem Rückschritt ins voraufklärerische Gruselmärchenzeitalter gleich. Nur dass es klar ist: konfessionelle Theologie ist auch keine Wissenschaft und hat an der Universität nichts zu suchen.