Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow hat bereits angekündigt, den Katholikentag 2024 in Erfurt fördern zu wollen. Hinzu kommen die Zuschüsse des Bundes – in der Regel zwischen 400.000 bis 500.000 Euro je Katholikentag. Eine Erfurter Bürgerinitiative will verhindern, dass die Stadt Erfurt dieses religiöse Event ebenfalls bezuschusst.
Der Erfurter Stadtrat hat gestern (05.09.2018) am Abend beschlossen, den Katholikentag 2024 mit insgesamt 600.000 Euro zu fördern. Die Bürgerinitiative "Erfurt zahlt nicht! – Erfurt bleibt weltanschaulich neutral!" kündigte noch am gleichen Abend ein Bürgerbegehren an, um diesen Stadtratsbeschluss aufzuheben.
Robert Scholz, Sprecher der Bürgerinitiative und Master-Student an der Universität Erfurt, sagte dazu: "Der Katholikentag kann gerne kommen – aber wer die Musik bestellt, der soll sie bitte auch selbst zahlen. Seit bald 100 Jahren sind Kirche und Staat in Deutschland getrennt – warum berücksichtigt man das nicht auch endlich bei den Finanzen?"
Der Bürgerinitiative geht es darum, die weltanschauliche Neutralität des Staates zu verteidigen. Diese wird untergraben, wenn die Stadt lediglich christliche Großveranstaltungen wie schon 2017 den "Kirchentag auf dem Weg" subventioniert. Außerdem kritisiert die Erfurter Bürgerinitiative, dass die Kirche – anders als viele Träger der Kulturlandschaft – über großes Vermögen verfügt und daher gar nicht förderbedürftig ist.
Die beiden christlichen Kirchen erhalten in Thüringen jedes Jahr sogenannte "Staatsleistungen" in Höhe von rund 24,6 Millionen Euro pauschal zur freien Verwendung – und es wird immer mehr, obwohl die Zahl der Kirchenmitglieder zurückgeht.
Scholz: "Es kann nicht sein, dass Thüringen schon jetzt mehr Geld an die Kirchen als das Bundesland Nordrhein-Westfalen zahlt und nun auch noch der Katholikentag mit Millionen von Stadt, Land und Bund gefördert werden soll. NRW zahlt 'nur' 22,5 Millionen Euro, obwohl es achtmal mehr Einwohner hat und gemessen am Bruttoinlandsprodukt ist NRW sogar zehnmal stärker als unser Bundesland. Betrachtet man die Staatsleistungen pro Kopf der Bevölkerung liegt Thüringen auf dem dritten Platz – noch vor Bayern und Baden-Württemberg!"
Nach den Erfolgsaussichten des Bürgerbegehrens gefragt, zeigt sich Scholz optimistisch: "Wir benötigen 7.000 Stimmen und sind zuversichtlich, dass wir diese in einer Stadt mit fast 80 Prozent Konfessionsfreien auch erreichen werden. Natürlich freuen wir uns über jeden, der bei uns mitmachen möchte."
Die Kunstaktion "11. Gebot: Du sollst Deinen Kirchentag selbst bezahlen!" hat bereits Ihre Unterstützung zugesagt. Die Aktion hat im Mai 2 Tage lang mit einer 3 Meter hohen Skulptur in Erfurt auf die verfassungswidrigen Subventionen für Kirchen- und Katholikentage hingewiesen.
Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Bürgerbegehrens und auf Facebook.
9 Kommentare
Kommentare
annen anne Nerede am Permanenter Link
Das wird ja wohl ein Spaziergang,diese 7000 Stimmen zu einzusammeln.Zeus segne die Aktion.
Stefan Dewald am Permanenter Link
Die Stadt Erfurt war Ende letzten Jahres mit 125.168.000 € verschuldet.
https://statistik.thueringen.de/datenbank/TabAnzeige.asp?tabelle=gg001645
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Wer die Musik bestellt, muss zahlen. Teufelnochmal!
Kay Krause am Permanenter Link
Glückwunsch, Erfurt! Sollen viele andere Städte und länder es Dir gleichtun!
Hans Trutnau am Permanenter Link
Ja, bei "fast 80 Prozent Konfessionsfreien" sollte das Bürgerbegehren ein Kinderspiel sein.
Das Sammeln der Unterschriften (nur von Erfurt-Ansässigen?) eher nicht.
Viel Erfolg dennoch!
Alfons am Permanenter Link
Wen wundert's, die Vorgänger Vogel und Althaus sind stramme Katholiken und Ramelows Vorgängerin Christine Lieberknecht eine ehemalige Pastorin. Ramelow selbst gilt als gläubiger Christ.
Dieter Bauer am Permanenter Link
Ein Beispiel verfassungswidrigen Verhaltens von Politikern und staatstragenden Organisationen ist uns gegeben.
A.S. am Permanenter Link
Erneut ein Beleg, dass die Linken längst von den Kirchen infiltriert sind.
Constanze Uhlen... am Permanenter Link
Die Trennung von Staat und Kirche ist sehr wichtig. Das schreibt das Grundgesetz vor und muss verteidigt werden.