Spanien

Priester wegen Missbrauchs verurteilt und dann von Kirche freigesprochen

Der katholische Geistliche Amador Romero war im Jahr 2001 wegen sexuellen Missbrauchs eines minderjährigen Messdieners zu 18 Monaten Gefängnis und 60.000 Euro Schmerzensgeld an den Jungen verurteilt worden. Die Haftstrafe wurde nie angetreten, der Verurteilte arbeitet heute als Kaplan im Krankenhaus Hospital General de Alicante. In einer kircheninternen Untersuchung wurde Romero freigesprochen und im Jahre 2017 noch für seine 25 Jahre im Kirchenamt geehrt.

In den Jahren 1995 bis 1997 soll Romero den Jungen immer wieder missbraucht haben. Erst als der sich Freundinnen und Eltern anvertraute, wurden Schritte gegen den Geistlichen eingeleitet. Romero habe den Jungen regelmäßig in seinem Schlafzimmer umarmt, geküsst, ausgezogen, berührt und zur Masturbation gezwungen, stellte das Gericht fest. Romero versuchte, die Aussagen des Jungen als Erfindungen darzustellen, doch das Gericht glaubte ihm nicht und verurteilte Romero zu einer Haft- und Geldstrafe.

Parallel zum staatlichen Gerichtsverfahren wurde auch eine kirchliche Untersuchung eingeleitet. Diese kam zu dem Ergebnis, dass Romero unschuldig sei und seiner Arbeit im kirchlichen Dienst weiterhin ohne Probleme nachgehen könne.

Dass Romero seine Haftstrafe nie angetreten hat und nun wieder in der Nähe vom Kindern und anderen verletzlichen Menschen arbeiten darf, empört nicht nur Opferanwalt Juan Pedro Oliver von der Organisation "Pro Derechos del Niño y la Niña" (Für die Rechte von Jungen und Mädchen), kurz "Prodeni". Ebenso unverständlich ist die Ehrung des Priesters zu seinem 25. Priesterjahr und der generelle Umgang der Kirche mit diesem Fall. Hatte sie Romero doch nicht nur vor dem Gefängnis bewahrt, sondern auch fieberhaft nach einer neuen Position für ihn gesucht.

Hinzu kommt, dass die Kirche sogar eine Beschwerde gegen Anwalt Oliver einreichte, mit der sie allerdings scheiterte.