Spanien

Psychologische Begutachtung von Priesteranwärtern in Diskussion

Da die Berichte zu sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche nicht abreißen, erwägt die spanische Konferenz religiöser Menschen (Conferencia Española de Religiosos, kurz: Confer) nun eine psychologische Begutachtung ihrer Amts-Anwärter. Um weiteren Schaden für die Kirchen, hier vor allem der katholischen, abzuwenden, steht diese Überprüfung als Teil eines auszuarbeitenden Maßnahmenpaketes zur Debatte. Im Falle zukünftiger katholischer Amtsinhaber, soll auch die affektive Reife zum Zölibat geprüft werden.

Noch ist nicht gewiss, welche Bestandteile zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexuellem Missbrauch das Maßnahmenpaket umfassen soll. Weitere Treffen der Confer sollen Klarheit bringen. Hervorstechend jedoch ist die Idee, Anwärter für Priester- oder Ordenspositionen einer Begutachtung zu unterziehen, die neben spirituellen und apostolischen Bestandteilen auch psychologische enthalten soll. Daneben verspricht Confer auch Transparenz, sowie die Zusammenarbeit mit Behörden und den Betroffenen. Seit 2010 hat Confer ein eigenes Protokoll, dem im Falle einer Missbrauchs-Meldung zu folgen ist.

Fraglich bleibt, ob eine solche Begutachtung reicht um diejenigen nicht in Ämter zu lassen, die sie mit Kindern, Jugendlichen oder verletzlichen Erwachsenen kommen lassen, wenn sie diese Position ausnutzen. Ebenso fraglich ist, ob Begutachtungen in jedem Dienstjahr wiederholt werden. Nichts verlautbart wurde über eine Prüfung oder Begutachtung bereits eingestellter Geistlicher, obwohl hochrangige Amtsinhaber in Missbrauchsfälle und deren Vertuschung verwickelt sind.

Transparenz ist bisher ohnehin ein Fremdwort. Wer bei der spanischen Bischofskonferenz nach den Zahlen von Missbrauchsopfern fragt, erhält keine Antwort.

Da verwundert auch ein aktuell aufgedeckter Fall nicht mehr. Demnach hatte der Bischof von Salamanca, Carlos López, einen Priester, welcher des Missbrauchs Minderjähriger überführt worden war, über Jahre gedeckt. Der Priester, Isidro López Santos, war trotz seines mächtigen Beschützers im Jahre 2011 von der Kirche schuldig gesprochen worden. Der Vatikan hatte aufgefordert, ihn aus dem Dienst zu entlassen. Etwa anderthalb Jahre lang passierte nichts. Dann versetzte der Bischof den Priester in den Ruhestand, um ihn kurz darauf in eine andere Gemeinde zu senden, in der er wieder in Kontakt mit Jugendlichen kam. Im Jahre 2014 forderte der Vatikan erneut, dass López Santos keine Messen mehr halten, kein Priestergewand mehr tragen und keinen Kontakt zu Kindern mehr haben dürfe.

Vielleicht wäre auch die Durchsuchung der spanischen Bischofskonferenz nach chilenischem Vorbild sinnvoll, um echte Transparenz zu erreichen, sodass auch die Behörden ihre Arbeit ungehindert durchführen können.