Argentinien

Finanzielle Unterstützung des Klerus, trotz Missbrauch und Homophobie

Die katholische Kirche erhält in Argentinien jährlich 130.000.000 argentinische Pesos (etwas über drei Millionen Euro) vom Staat. Dabei gäbe es neben der dringend notwendigen Trennung von Staat und Kirche noch weitere Gründe, die großzügige finanzielle Unterstützung zu beenden. Werden doch auch dort sexuelle Übergriffe auf Minderjährige und menschenverachtende Aktionen in katholischen Schulen aufgedeckt.

Die argentinische Verfassung sieht bereits in Paragraph zwei vor, dass der argentinische Staat die römisch-katholisch-apostolische Glaubensgemeinschaft unterstützt. Dies geschieht auch finanziell. Zwischen 47.000 und 50.000 Pesos (etwa 1.000 Euro) erhält ein Priester als Gehalt aus staatlichen Geldern. Doch mittlerweile formiert sich Protest, der eine Trennung von Staat und Kirche sowie ein Ende der großzügigen Finanzierung des Klerus fordert. Organisationen wie "No en mi nombre" ("Nicht in meinem Namen") sehen eine Verletzung staatlicher Verpflichtungen vor allem im Bereich der Bildung. So sei zum einen durch die ungerechte Verteilung des Staatshaushaltes die Kirche gut versorgt, für Schulen jedoch fehlte das Geld. Und zum anderen seien Kinder und Jugendliche noch immer in katholischen Schulen mit lebensfernen Lehrinhalten konfrontiert.

Sexualkunde mit Aufklärung zu wirksamer Verhütung sehe der katholische Unterricht z. B. nicht vor, was besonders verheerend in einem Land ohne legale Abtreibungsmöglichkeiten sei und Mädchen und Frauen in verzweifelte bis lebensgefährliche Situationen bringe.

Besonders empörend ist die staatliche Unterstützung in Anbetracht aktueller Berichte aus katholischen Schulen und Kindergärten, in denen der Schutz Minderjähriger, teilweise unter dem Vorwand religiöser Motivation, ausgesetzt ist. So wurde, auch nach dem Bekanntwerden zahlreicher Missbrauchsfälle weltweit, nichts zum Schutz von Kindern und Jugendlichen unternommen. Zuletzt wurde ein 58-jähriger Priester in der Provinz Buenos Aires verhaftet, weil er drei- bis fünfjährige Kinder in einem zur Diözese San Nicolás gehörenden Kindergarten sexuell missbraucht haben soll.

Die ebenfalls in der Provinz Buenos Aires gelegene katholische Schule Santa María warf einen homosexuellen Jungen von der Schule und bestrafte auch gleich weitere Schüler, die sich gegen den Rauswurf auflehnten. Nachdem ein Angebot der Schule, den Jungen von seiner Homosexualität zu "heilen", nicht angenommen wurde, wurde ihm nahegelegt, seine Immatrikulation für 2019 nicht zu verlängern. Dazu befragt, ließ das Institut verlautbaren, dass man dem religiösen Kanon zu folgen habe.