Sri Lanka

Henker gesucht

Im südlich von Indien gelegenen Inselstaat Sri Lanka wurde die Todesstrafe seit 1976 nicht mehr vollstreckt. Verurteilte blieben stattdessen lebenslang in Haft. Nach einem Besuch auf den Philippinen plant Sri Lankas Präsident Maithripala Sirisena jedoch die Wiederaufnahme von Exekutionen. Dazu wird per Zeitungsinserat ein Henker gesucht, der Drogenhändler ab April hängt. Der letzte Henker hatte gekündigt, nachdem tatsächliche Exekutionen in Aussicht gestellt wurden.

Nach Angaben von CNN soll der potentielle Henker männlich, zwischen 18 und 45 Jahren alt und mental stark sein. Diese Stärke soll durch einen staatlich registrierten Arzt bestätigt werden. Historisch hatte Sri Lanka eher Mühe, Henker zu finden. Seit 1976, als die Regierung entschied, Hinrichtungen auszusetzen, wurde regelmäßig inseriert, um einen ausgebildeten Henker in Bereitschaft zu haben, sollten Exekutionen doch vollstreckt werden. Vor 1976 wurde der Posten vom Vater an den Sohn vererbt.

Die Todesstrafe steht aktuell in Sri Lanka auf Mord, Vergewaltigung und Drogenhandel. Nach Informationen der New York Times befinden sich derzeit etwa 1.300 Menschen in der Todeszelle. Für die 48 unter ihnen, die wegen Drogendelikten verurteilt wurden, sollen ab April wieder Hinrichtungen durchgeführt werden

Präsident Sirisena hatte den Entschluss zur Wiederaufnahme von Hinrichtungen vor dem Parlament verkündet, nachdem er die Philippinen besucht hatte und dort die Maßnahmen des dortigen Präsidenten im vermeintlichen Kampf gegen den Drogenhandel gesehen hatte. Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte hatte die Polizei-Befugnisse in Bezug auf den Einsatz gegen Drogenhandel so stark erweitert, dass Tausende getötet wurden und Zehntausende in Gefängnissen sitzen.

Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International beobachten die Entwicklung mit Schrecken und fordern Präsident Sirisena auf, die Hinrichtungen auch weiterhin auszusetzen. "Eine zivilisierte Gesellschaft hat keinen Platz für die Todesstrafe", wird Biraj Patnaik, Regionaldirektor bei Amnesty International Südasien von der New York Times zitiert.