Dass jüdische Frauen mit denselben Gebetsutensilien wie Männer beten, ist ultraorthodoxen Juden ein Graus. Am vergangenen Freitag – dem Weltfrauentag – kam es deswegen erneut zu massiven Auseinandersetzungen an der Klagemauer in Jerusalem.
Die Klagemauer im Herzen der Altstadt von Jerusalem ist ein Teil des zerstörten Tempels der Stadt und für Menschen jüdischen Glaubens ein zentraler Ort des Gebets. Doch gebetet wird an der Mauer üblicherweise streng nach Geschlechtern getrennt. Der linke, größere Teil der Mauer ist Männern vorbehalten, der rechte, kleinere Teil der Mauer Frauen.
Darüber hinaus dürfen Frauen dort nicht in derselben Weise beten wie Männer. Gebetsschals, Thorarolle und andere Gebetsutensilien sind nach Auffassung ultraorthodoxer Juden allein Männern vorbehalten. Reformierte Juden vertreten diesbezüglich eine liberalere Auffassung, bei ihnen dürfen Frauen sogar Rabbinerinnen werden.
Als Frauen der feministischen Organisation Women of the Wall (Frauen der Mauer) am Weltfrauentag in "männlichem" Gebetsornat an der Klagemauer beteten, kam es zu massiven Protesten von Ultraorthodoxen. Die Women of the Wall wollten an der Mauer mit einem Gebet das dreißigjährige Bestehen ihrer Organisation feiern, denn bereits seit drei Jahrzehnten kämpfen die Jüdinnen dafür, an der Klagemauer in der gleichen Art und Weise wie die Männer beten zu dürfen. Doch die Situation am Freitag eskalierte. Die Frauen wurden von tausenden ultraorthodoxen Demonstranten angeschrien und bespuckt. Ihr Gebet wurde abgebrochen.
Ultraorthodoxe fühlen sich durch das Auftreten der Frauen in "männlicher" Gebetskleidung provoziert. Umso mehr, als jüngst – nach jahrzehntelangem Kampf liberaler Kräfte – beschlossen wurde, an der Klagemauer auch einen gemischtgeschlechtlichen Gebetsbereich für Reformjuden einzurichten.
22 Kommentare
Kommentare
Nora Koch am Permanenter Link
In 30 Jahren also nichts gelernt. Die spuckenden Männer sind lächerlich und total daneben - warum will sich IRGEND EINE Frau mit diesen Hohlköpfen eine Mauer oder sonst was teilen?
Karol Dittel am Permanenter Link
Das mag uns beiden seltsam anmuten, aber innerhalb des Glaubenskonstrukts wollen natürlich auch die Frauen vollumfänglich teil an den Ritualen ihrer Religion haben ohne dass sie angespuckt und beschimpft werden.
Ich habe vor Jahren erfahren, dass diese Orthodoxe Strömung knapp 20% der Bevölkerung Israels ausmacht. Sie terrorisieren aber die restlichen 80% massivst. Nicht nur Frauen. In manchen Städten Israels beherrschen sie ganze Stadtteile sodass sich liberale Juden oder gar atheistische Israelis dort kaum noch aufhalten können ohne sich Beschimpfungen und Anfeindungen aller Art auszusetzen.
Nora Koch am Permanenter Link
Das kann ja alles sein bzw. das weiss ich alles auch, ich kanns nur nicht mehr ernst nehmen. Muss man nicht gut finden, ist aber mittlerweile so.
Constantin Dorsch am Permanenter Link
"Die Frauen wurden von tausenden ultraorthodoxen Demonstranten angeschrien und bespuckt."
Nora Koch am Permanenter Link
nicht dass hier jemand falsche Schlüsse zieht: ich finde auch spuckende Frauen sch***. Ich hätte nicht "Männer" schreiben sollen. Bitte durch "Menschen" ersetzen.
A.S. am Permanenter Link
Als die Menschen nichts mehr zum Zanken hatten, haben sie die Religionen erfunden.
Kay Krause am Permanenter Link
Und die Juden lernen auch nichts dazu.Reichen ihnen die eigenen Erfahrungen noch nicht, die persönlichen Leiden durch Verachtung, Verfolgung und Vernichtung?
Hartmut Liebe am Permanenter Link
Spucke an der Klagemauer - Das ist längst nicht alles. Wurden nicht auch von den Verfechtern des reinen Aberglaubens den Frauen verboten im gleichen Straßenbahnwagen wie die Männer zu sitzen?
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Wie viele "Probleme" der Welt wären mit den Religionen beseitigt...?
Gondel am Permanenter Link
Mit der Geißelung der Wachset-und-mehret-euch-Ideologie, diesem Hauptproblem der Menschheit, würde sich ein überwiegender Teil wohl von selbst erledigen.
Jürgen Becker am Permanenter Link
Wie wahr, wie wahr. Und dann reden Politiker wie AKK und Söder noch immer von Schöpfung und Gottes Wille. Hohlköpfe!!!
Kay Krause am Permanenter Link
Jürgen Becker, die Köpfe müssen ja hohl sein. Wenn schon Stroh drin ist, paßt keine Religion mehr hinein!
Dieter Bauer am Permanenter Link
Probleme entstanden erst durch Religionen, sprich Unwahrheitsverbreitung. Wer Lügnern und Fantasten vertraut, hat auf Dummheit gebaut. Wahrheit ist Grundlage der Liebe, und Liebe ist ohne Wahrheit nicht machbar.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
@ Bernd K.
Fast alle, da alle anderen Probleme gelöst werden könnten.
David Zahn am Permanenter Link
Leider ein stetig wachsendes Problem in Israel. In einigen Vierteln Jerusalems müssen Frauen im Bus breits "hinten" Platz nehmen - oder es droht Prügel. Legal? Nein.
Ganz gefährliche Entwicklung. Spätestens dann, wenn die meist von staatlicher Unterstützung lebenden Ultras staatliche Einnahmequellen wie den lokalen Einzelhandel oder gar ausländische Firmen torpedieren, um ihre wirren Ideen durchzuboxen.
Wehret den Anfängen - der Wahnsinn droht zur Normalität zu werden.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Tja, nach entsprechender Auslegung sog. 'heiliger' Quellen alles nur folgerichtig... \S
Klaus Bernd am Permanenter Link
Israel hat wohl ein Antisemitismus-Problem. Ein ganzes Ghetto in Jerusalem mit Menschen, die Juden hassen, die nicht so ultraorthodox sind wie sie selbst !
Dieter Bauer am Permanenter Link
Bei solchem Verhalten dürfte ein Antisemitismus neue Nahrung erhalten. Es scheint, dass sich abrahamitisch geprägte Religionen ihrer Entstehung nicht wirklich bewusst sind.
Zeitenzeuge am Permanenter Link
Eine weitere Kapriole der Naiven Glauberei.
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Toleranz bedeutet für mich,
alle Religionen gleich zu verachten.
Max Uthoff
Kay Krause am Permanenter Link
Da kann man doch nur hoffen, dass der Gott der fanatischen Juden einer von vielen!), den wind aus der richtigen Richtung wehen läßt. Dann trifft die Rotze der Spucker-innen schon die Richtigen!
Nora Koch am Permanenter Link
Ist das überhaupt noch Antisemitismus wenn Juden auf Juden losgehen?