Österreich: Christliche Aufklärungsorganisation TeenSTAR aus Schulen verbannt

Bereits Ende 2018 wurden Kurs-Unterlagen der christlichen Aufklärungsorganisation TeenSTAR durch eine Kursleiterin an die Homosexuelle Initiative Salzburg weitergeleitet. Diese machte sie einer Zeitung zugänglich und stieß eine landesweite Debatte darüber an, wie christlich-fundamentalistische Organisationen aus Schulen fernzuhalten seien. Workshops von TeenSTAR, die Homosexualität als therapierbaren Zustand ansehen, Sex nur in der Ehe verorten und denen Masturbation ein Dorn im Auge ist, dürfen an österreichischen Schulen als Konsequenz nicht mehr stattfinden.

Bei der Homosexuellen Initiative Salzburg (HOSI) dürfte die Überraschung groß gewesen sein, als geleakte Kurs-Unterlagen der christlichen Aufklärungsorganisation TeenSTAR eintrafen. Denn diese strotzen nur so vor menschenverachtenden Aussagen und christlich irrationalen Lebensentwürfen. Die Homosexuelle Initiative gab die Unterlagen der Zeitung Falter weiter, wo Teile der Kursunterlagen veröffentlicht wurden.

Nach Recherche des Falter versteckt sich hinter der Fassade einer Aufklärungsorganisation eine international vernetzte, ultrakonservative, christlich-fundamentalistische Organisation, die Masturbation als schlechte Vorbereitung auf eine beglückende eheliche sexuelle Beziehung sieht und in ihr ein konfliktvolles Hin und Her zwischen Bezogenheit auf sich selbst bzw. auf andere erkannt haben will. Die Sex allein in der Ehe verortet und Teenager vor die Frage stellt, warum sie nicht heiraten, wenn sie schon mit jemandem Geschlechtsverkehr haben. Die aber auch Homosexualität abwertet, indem sie erklärt, mittels Therapie seien eine Abnahme homosexueller Neigungen und die Entwicklung eines heterosexuellen Potentials zu erreichen.

Hinzu kommt der Versuch, junge Mädchen zum Führen einer Mädchen-Tabelle zu bringen, die als Grundlage einer Verhütung mit der unsicheren Kalendermethode dienen könnte, und die Idee, dass es feste Vorgaben für das Wesen von Jungen und Mädchen gebe. So seien Jungen im Denken schöpferisch, während Mädchen im Denken empfangend seien. Mädchen hätten dazu noch ein pneumatischeres, für den Heiligen Geist empfänglicheres Wesen.

Die Veröffentlichung der eigentlich unter Verschluss zu haltenden Kurs-Unterlagen im Falter sorgte dafür, dass die Salzburger Bildungsdirektion die Salzburger Pflichtschulen anwies, TeenSTAR-Workshops zu unterlassen. Es folgte eine breite Diskussion über fundamentalistische Gruppen in Schulen. Die Sozialdemokratische Partei Österreichs, kurz SPÖ, hatte bei Bildungsminister Heinz Faßmann ein Schulverbot für TeenSTAR eingefordert, da Workshops, die Sex nur in der Ehe forderten, in Schulen ebenso wenig Raum hätten, wie die Idee, dass Homosexualität veränderbar sei. Gerade im ersten Jahr der "Ehe für Alle" und der nahen "Euro Pride" in Wien solle klar sein, dass Homophobie in Österreich keinen Platz habe.

TeenSTAR selbst weist Vorwürfe zurück und gibt an, dass das Konzept sich an der bedingungslosen Würde jedes Menschen, an der Gleichwertigkeit von Mann und Frau sowie an der Wertschätzung des Körpers als Ausdruck der menschlichen Person orientiere und TeenSTAR somit den humanistischen Werten der jüdisch-christlich geprägten Kultur genüge. Zur Verteidigung eilt auch das Institut für Ehe und Familie, welches zur Österreichischen Bischofskonferenz gehört und sich auch nicht zu schade ist, einen wutschnaubenden Beitrag der katholischen Tagespost zu veröffentlichen, in der von einer "Homo-Lobby" und "Hütern der politisch korrekten Dogmen" fabuliert wird.

Bleibt zu hoffen, dass sowohl das Bildungsministerium als auch die einzelnen Bildungseinrichtungen in Zukunft externe Bildungs-Angebote ganz genau prüfen. Nach Angaben des Standard plane Bildungsminister Faßmann nun eine Art Akkreditierung sexualpädagogischer Programme.