Kirchenkritiker veranstalten "Ketzertag Dortmund 2019"

Am Mittwoch beginnt in Dortmund der Evangelische Kirchentag. Doch die Christen bekommen Konkurrenz, denn zeitgleich findet auch der "Ketzertag Dortmund 2019" statt, der das Thema Religion sowie die staatliche Privilegierung der Kirchen kritisch beleuchten wird.

Im vergangenen Jahr fand anlässlich des Katholikentags in Münster mit dem Ketzertag Münster 2018 der erste deutsche Ketzertag statt. Mit religions- und kirchenkritischen Veranstaltungen setzte er dem staatlich finanzierten christlichen Großevent eine deutliche säkulare Stimme entgegen.

Nach dem Erfolg im letzten Jahr wird es nun auch in diesem Jahr einen Ketzertag parallel zum alljährlichen Kirchentagsevent geben: den Ketzertag Dortmund 2019. Veranstaltet wird er von der säkularen Vereinigung Religionsfrei im Revier, dem Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) e. V. sowie der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs). Der Ketzertag Dortmund 2019 richtet sich primär gegen die Privilegierung der Kirchen durch den Staat, die umfangreiche Finanzierung sowie die privilegierte Behandlung im Arbeits- und Steuerrecht, er kritisiert jedoch auch Religion und Kirche selbst.

"'Ketzer' sind Menschen, die sich weigern, die kirchliche Lehre als Wahrheit anzuerkennen. Dafür gibt es gute Gründe, die auf dieser 4-tägigen Veranstaltungsreihe vorgestellt und diskutiert werden sollen", heißt es auf der Webseite des Ketzertags. "Das Wort Ketzer leitet sich ab von den 'Katharern', innerkirchlichen Kritikern, die den Glauben reformieren wollten. Die mitwirkenden religionsfreien Referent*innen sind jedoch – ganz im Sinne der veranstaltenden Organisationen – der Auffassung, dass die Kirche ein grundsätzliches Problem für die moderne und aufgeklärte Gesellschaft darstellt. So kommt der Ketzertag ohne übersinnliche Erscheinungen aus und stellt die "natürliche Gegenveranstaltung" zum Kirchentag dar!"

Als Motto wählten die Veranstalter des Ketzertags Dortmund den Slogan "Vertrauen? Zerplatzt!" – in Anlehnung an das Motto des diesjährigen Evangelischen Kirchentags "Was für ein Vertrauen". "Die Kirche missbraucht das Vertrauen der Gläubigen seit Jahrhunderten", erklären die Veranstalter des Ketzertags die Wahl ihres Mottos. "Auch die evangelische Kirche hat ihre undemokratischen Strukturen noch nicht überwunden. Sie beruft sich noch immer auf Martin Luther, einen der größten Menschenhasser überhaupt, der von der Kanzel unter anderem gegen Juden, Frauen, Behinderte und Bauern hetzte." Der Ketzertag solle deshalb dabei helfen, "uns allen die Bevormundung durch die Kirche zu verdeutlichen", heißt es auf der Webseite der säkularen Veranstaltungsreihe: "Lassen Sie sich nicht durch alte Geschichten täuschen, so 'heilig' diese angeblich auch sein mögen!"

Der Ketzertag Dortmund 2019 findet vom 19. bis 22. Juni in der Schauburg statt. Auf dem Programm stehen Veranstaltungen mit dem Kirchenkritiker und Bestsellerautor Philipp Möller, dem Kirchenfinanzexperten Carsten Frerk, der Juristin und Koordinatorin des Instituts für Weltanschauungsrecht (ifw) Jacqueline Neumann, der ehemaligen SPD-Spitzenpolitikerin und Expertin für kirchliches Arbeitsrecht Ingrid Matthäus-Maier, dem Satiriker und Bildhauer Jacques Tilly, dem Theologen Klaus von Stosch sowie dem Philosophen und Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) Michael Schmidt-Salomon.

Weitere Informationen unter:

http://www.ketzertag-dortmund.de