Die Abwerbung von Pflegekräften durch Leiharbeitsfirmen belastet die Träger und führt zu einer schlechteren Pflegequalität, kritisieren die Expertinnen für Pflege im Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg. Für jede*n Leiharbeitnehmer*in stünde sofort ein fester Arbeitsplatz im regulären Pflegebetrieb zur Verfügung.
"Leiharbeit sollte ursprünglich vorübergehende personale Engpässe ausgleichen. Inzwischen sind Leiharbeitnehmer*innen jedoch nicht mehr die temporäre Ausnahme, sondern die Regel. Wir begrüßen daher den Vorstoß von Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci. Durch den Mangel an Pflegekräften ist ein finanziell nach oben offener Leiharbeitsmarkt entstanden, der zur Abwerbung von Mitarbeiter*innen aus den regulären Pflegearbeitsbereichen und zur Auflösung von bestehenden, verlässlichen Teams führt. Dabei treten die Leiharbeitsfirmen als Pflegedienstleister auf, ohne sich um Fortbildung, Sicherheit am Arbeitsplatz, IT, Einsatzkoordination in den ambulanten oder stationären Einrichtungen, Arbeits- oder Pflegehilfsmittel kümmern zu müssen", kritisiert Andrea Käthner-Isemeyer, verantwortlich für Soziales beim Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR.
Die Humanist*innen in Berlin und Brandenburg betreiben zwei stationäre Hospize (Hospiz LudwigPark, Kinderhospiz Berliner Herz) und zwei Pflegedienste, in denen Pflegefachkräfte im Einsatz sind. Sabine Sebayang, die die Hospize im Verband verantwortet, ergänzt: "Unter den von Leiharbeit in der Pflege verursachten häufigen Personalwechseln leidet die Pflegequalität. Hinzu kommt die Belastung der Patient*innen durch ständig neues Pflegepersonal, das ihre persönlichen Bedürfnisse nicht kennt. In unseren stationären Hospizen vermeiden wir den Einsatz von Leasingkräften aus genau diesen Gründen."
"Pflege findet rund um die Uhr an allen Tagen der Woche statt und sie muss verlässlich und letztlich auch bezahlbar organisiert werden. Für jede*n Leiharbeitnehmer*in steht im regulären Pflegearbeitsmarkt ein Arbeitsplatz zur Verfügung, auch beim Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg. Leiharbeit ist bei der aktuellen Arbeitsmarktlage nicht notwendig, ihre negativen Auswirkungen auf die Pflegequalität rechtfertigen eine neue Regelung", so Andrea Käthner-Isemeyer.
6 Kommentare
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Peter am Permanenter Link
"Durch den Mangel an Pflegekräften ist ein finanziell nach oben offener Leiharbeitsmarkt entstanden, der zur Abwerbung von Mitarbeiter*innen aus den regulären Pflegearbeitsbereichen und zur Auflösung von bestehen
Wenn einem die Arbeiter weglaufen weil man zu wenig bezahlt wäre es doch logisch mehr zu zahlen anstatt zu jammern und nach Verboten zuu rufen.
ich steh ja morgens auch nicht auf um zu arbeiten sondern um Geld zu verdienen und das mache ich bei demjenigen der der die besten Bedingungen bietet.
Sascha Larch am Permanenter Link
Liebes HPD-Team
Nichts gegen die Emanzipation der Frauen in Deutschland, da haben wir sicher noch immer Nachholbedarf, aber ist diese *innen-Schreibweise wirklich nötig?
Die Texte lesen sich dadurch m.E. nicht wirklich flüssig und ich halte es für eine Verhunzung der Deutschen Sprache.
Ist die Gleichberechtigung der Frauen wirklich in Gefahr wenn wir so schreiben wie es schon immer war?
Jennifer am Permanenter Link
Wie schön, dass sich der hpd für Selbstbestimmung einsetzt. Faszinierend das dies aber nur so lange gilt wie es den eigenen Interessen entgegen kommt!
Arbeitgeber in der Pflege die keinen knappen Personalplan sondern einen großzügigen Personalplan haben und dann keinen Hungerlohn zahlen und auch sonst auf ein Respektvolles Miteinander achten haben übrigens viel weniger Probleme Personal zu finden und zu halten!
Arbeitgeber die mit übertarifliche Bezahlung werben aber dann nur 14€ die Stunde zahlen müssen sich nicht wundern.
In der heutigen Zeit ist es wichtig neben der Arbeit auch ein privat Leben zu haben. Werbung in der steht dass freie Wochenenden nicht eingesprungen werden müssen sind ein Armutszeugniss für unsere Branche!
Wann haben sich die Arbeitgeber das letzte mal gefragt warum die Menschen in der Pflege arbeiten? Viele haben ein Helfersyndrom, das nutzen die Arbeitgeber aus bis selbst der Naivste nicht mehr kann und zu einer Stelle wechselt wo er tatsächlich Menschen helfen kann, wo er tatsächlich qualitativ und umfassend arbeiten kann, wo er mit Respekt und Wertschätzung behandelt wird!
Das so viele Pflegekräfte in der Zeitarbeit sind ist ein Hilferuf einer ganzen Branche. Legt den Betrieben vernünftige Auflagen auf, sinnvolle Personalsschlüssel. Es fängt bei der Krankenkasse an: solange Leistungen vorgegebene Zeiten haben steht nicht der Mensch sondern die Wirtschaft im Vordergrund! Wo sonst diktiert der den Preis der Zahlen muss??? Glauben Sie sie finden einen Handwerker der das mit sich machen lassen würde??? NEIN! NIEMALS! Also hört auf alles auf dem Rücken der Sozialen/Mitfühlenden aus zu tragen!
Ich spreche hiermit nicht hpd an, da ich diese als Arbeitgeber nicht kenne!
Frank Nicolai am Permanenter Link
Bitte verwechseln Sie nicht den Humanistischen Pressedienst (hpd) und den Humanistischen Verband Deutschlands (HVD)!
Der Artikel ist eine Pressemitteilung des HVD.
Regnery am Permanenter Link
Statt Zeitarbeit zu verbieten sollten sich die Einrichtungen überlegen wie sie die Mitarbeiter halten können.
Es gibt Einrichtungen die das begriffen haben und keine Zeitarbeit benötigten!!
Keine Einrichtung ist verpflichtet Zeitarbeitnehmer zu beschäftigen.
Packt das Übel an der Wurzel an und ändert die Zustände, nur so lässt sich der Pflegemangel beheben!
Die 2% aus der Zeitarbeit lösen ihn jedenfalls nicht!!
Sebastian am Permanenter Link
Liebe Verantworliche für diesen Artikel,
aus Sicht eines Betreibers kann ich den Wunsch sogar verstehen. "Verbietet Leiharbeit in der Pflege, dann müssen die Leute zu uns zurück und wir haben weniger Probleme". Das greift aber (viel!) zu kurz und fragt nicht einmal nach der eigenen Verantwortung und Ursache der Probleme.
Egal, ob wir über Krankenhäuser, Altenheime, ambulante Pflege oder sonstige Bereiche sprechen: Überall wird seit Jahrzehnten auf dem Rücken des Personals und der Patienten gespart. Gleichzeitig gibt es genügend "Big Player", die in Form von Krankenhausträgern (teilweise als Aktiengesellschaften), Betreiber einer Vielzahl von Pflegeeinrichtungen etc auftreten. Schwarze Schafe mit kriminellen Absichten gibt es auch noch, vor allem im Bereich der ambulanten Pflege, aber lassen wir die mal raus. Sinn und Zweck bei vielen dieser Einrichtungen ist das erwirtschaften eines Unternehmensgewinns. Ob es dabei eine gute Idee ist, Daseinsvorsorge in die Hände betriebswirtschaftlich orientierter Konzerne zu legen, lasse ich mal dahingestellt.
Seit Jahresbeginn 2019 haben wir zumindest im Bereich der Intensivpflege eine Mindestbesetzung. (Technisch immer noch schlecht gemacht, aber sie ist da). Die Konsequenz ist großflächig die, das Intensivpflegebetten gesperrt werden, da sie personell nicht versorgt werden können.
Die Pflege wird seit Jahren mehr und mehr überlastet, in Schichtsystemen, ohne Rücksicht auf gesundheitliche Verluste oder Anerkennung der geleisteten Arbeit. Überstunden ohne Ende, keine verlässliche Dienstplanung, ständiges Einspringen, Burn-Out, überbordende Dokumentation. Bereits vor mehr als 20 Jahren war ich als Krankenpflegeschüler am Wochenende mit einer exam. Pflegekraft alleine auf einer internistischen Station mit 40 Patienten, die zum erheblichen Teil schwerstpflegeabhängig waren, alleine. Das hat sich nicht gebessert. Die Bezahlung ist unangemessen. Ich habe damals bereits nach der Ausbildung die Konsequenzen gezogen und mich in ein Studium geflüchtet. Nicht, weil ich meinen Job nicht gern gemacht hätte. Ich wollte ihn aber nicht ein Berufsleben lang unter diesen Bedingungen machen.
Das Gesundheitswesen ist im wesentlichen marktwirtschaftlich orientiert ausgerichtet worden. Gegen wirtschaftliches Handeln spricht auch primär nichts, Gesundheit ist ein teures Gut. Aber es gibt zahlreiche Fehlanreize (G-DRG-System etc) und Fehlsteuerungen. Letztlich spart es sich immer am Einfachsten am Personal.
Wo eine Mangelsituation ist, da bestimmen am Markt Angebot und Nachfrage den Preis, das weiss jeder Mittelstufenschüler. Pflegekräfte bilden da keine Ausnahme.
Wenn ich wählen kann zwischen
a) ständiger Überforderung, ständigen Anrufen im Frei, Druck, fehlender Wertschätzung, schlechter Bezahlung und
b) selbständiger Dienstplanung, Wahl meines Arbeitsortes und übertariflicher Bezahlung...
...na, wohin gehe ich dann?
Spahn "schafft 13.000 Plätze in der Pflege" (na hurra, wir brauchen viel mehr. Und selbst die 13.000 sind nur zu einem Bruchteil besetzt). Verteilen wir die mal auf alle Pflegeeinrichtungen mit Mehrbedarf: Yeah, dann haben wir ja vielleicht wieviel? Eine halbe Stelle mehr pro Einrichtung?
Politik und Arbeitgeber müssen es endlich verstehen: Die Problematik des Pflegefachkräftemangels wird man nur beheben können, indem man die Arbeit ERHEBLICH attraktiver macht. Angemessene Bezahlung, vorgeschriebene freie Tage, verlässliche langfristige Dienstplanung wären mal ein Anfang.
Mit der Abwerbung von Pflegekräften aus dem Ausland allein und dem Verbot von Leiharbeit wird man nichts erreichen. Gar nichts.
Und ich prophezeihe mal, das ein erheblicher Teil der Honorarkräfte bei einem Verbot NICHT in die Festanstellung in Pflegebetrieben zurückkehren wird. Die sind da nämlich aus guten Gründen ausgestiegen. Wer die Option hat, wird sich sehr schnell nach Alternativen umsehen.