Am Welthumanistentag (21. Juni) feierten im "Haus des Humanismus" der Humanistische Verband Berlin-Brandenburg, die Humanistische Akademie und viele Gäste das 2. Humanistische Festival. Der Tag stand unter dem Motto "Sehnsucht nach Frieden" und der Frage, was jeder Einzelne dafür tun kann, die Welt ein bisschen besser zu machen.
"Unsere Humanistische Friedensethik widersetzt sich jeglicher Rechtfertigung von Gewalt, sei es aus religiösen Motiven, aber auch derjenigen im Kampf gegen Terrorismus, im Namen von Fortschritt, Menschenrechten oder Humanität. Zugleich ist Gewalt offenbar manchmal die Ultima Ratio, um Menschen im Extremfall zu schützen vor der Gewaltanwendung durch Dritte", sagte Manuela Schmidt, Präsidentin des Humanistischen Verbands Deutschlands Berlin-Brandenburg (HVD BB) bei der Eröffnung des Festivals.
Daran nahmen auch Vertreter*innen der humanistischen Verbände aus Norwegen, Belgien und Malta und der Humanists International teil, die zu Beginn der Veranstaltung kurze Grußworte sprachen.
Anschließend hielt der Geschäftsführer der Humanistischen Akademie, Ralf Schöppner, einen Impulsvortrag über "Verantwortung für Frieden". In dem ausgezeichneten Beitrag ging es um das Ringen um eine Haltung der Humanisten angesichts des Ukraine-Krieges. Zwischen der grundlegend pazifistischen Haltung der meisten Humanist*innen einerseits und andererseits dem Wissen, dass ein Aggressionskrieg gegen ein demokratisches Land nicht hinnehmbar ist und in diesem Falle bewaffneter Widerstand die einzig mögliche Antwort darauf ist, plagen sich Humanist*innen weltweit damit, eine gerechte und menschliche Antwort zu finden. Schöppners Beitrag konnte keine endgültigen Antworten geben – das versuchte er auch nicht. Aber es gelang ihm aufzuzeigen, in welchem Konflikt, in welchem Dilemma sich Humanist*innen weltweit angesichts des Ukraine-Kriegs (und nicht nur dieses militärischen Konflikts) befinden. [Hinweis der Redaktion: Der hpd plant, das Referat von Ralf Schöppner gekürzt zu veröffentlichen.]
Im nachfolgenden Panel über "Die Mühen der Ebene" wurde von konkreter Friedensarbeit vor Ort in Berlin berichtet. So stellten sich die Gruppen Hallo Neue Nachbarn/Miteinander im Kiez des HVD Berlin-Brandenburg ebenso vor wie die Atheist Refugee Relief (ARR) (Säkulare Flüchtlingshilfe Berlin e.V.), die von Evelin Frerk vorgestellt wurde. Das lesbische Projekt BEGINE – Treffpunkt und Kultur für Frauen e.V. aus der direkten Nachbarschaft des "Haus des Humanismus" stellte sich vor sowie Я-Lichtenberg, der "Begegnungsort und kulturelle Austausch für russischsprachige Einwohner von Lichtenberg". Hier wurde besonders darauf verwiesen, dass Я-Lichtenberg auch ukrainischen Flüchtlingen in Berlin hilft.
Mit Olaf Schlunke, dem Leiter des Kulturhistorischen Archivs beim HVD BB, ging es dann auf einen historischen "humanistischen Stadtspaziergang" durch den Berliner Stadtbezirk Schöneberg. Angesichts der knappen Zeit, die zur Verfügung stand (und des heißen Wetters) konnten leider nicht alle Orte besucht werden, die Schlunke sich vorgenommen hatte. Nichtsdestotrotz war die gute Stunde interessant und lehrreich.
In einer Podiumsdiskussion über das Thema "Welche Friedensbeiträge können Weltanschauungs- und Religionsgemeinschaften leisten?" endete der "offizielle" Teil des Festivals. An der Diskussion nahmen Matthias Krahe, Abteilungsleiter Bildung/Humanistische Lebenskunde beim HVD Berlin-Brandenburg, Dr. Ute Finckh-Krämer von der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung, Peter Amsler, Landesbeauftragter für den interreligiösen Dialog bei der Baha'i-Gemeinde in Deutschland sowie die evangelische Pfarrerin der Berliner Flüchtlingskirche, Carmen Khan, teil.
Das "After-Work"-Programm am Nachmittag bot Kunst, Musik und einen Film.
Alles in Allem: Ein rundum gelungener Tag, der den Humanismus feierte – und auch die Humanist*innen.