Am 21. März 2020 findet im Kunsthaus Zürich der Tag der Apostasie statt. Dabei soll den Geschichten von internationalen und lokalen AusteigerInnen Gehör verschafft und eine politische Debatte angeregt werden. Außerdem wird das Programm secular-refugees.ch gegründet, welches die Unterstützung von säkularen Flüchtlinge zum Ziel hat, die nach ihrer Flucht in die Schweiz in Asylheimen erneut von religiösen Fundamentalisten bedroht werden.
Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus, verlassen ihre Glaubensgemeinschaften. Vor Kurzem haben die Konfessionslosen die Reformierten in der Schweiz gar zahlenmäßig überholt. Doch nicht immer gestaltet sich dieser Schritt nur einfach. Was, wenn die eigene Familie, der eigene Freundeskreis das nicht akzeptieren können? Oder wenn der Ausstieg gar von (Todes-)Drohungen begleitet ist?
Die Geschichten von ApostatInnen verdienen und benötigen Gehör. Am Tag der Apostasie gehört die Bühne Aussteigerinnen und Aussteigern aus dem In- und Ausland. Unter anderem sind die Ex-Musliminnen Maryam Namazie, Sarah Haider und Mina Ahadi und die Ex-Katholikin und FEMEN-Aktivistin Inna Shevchenko zu Gast. "Die Botschaft: 'Es ist ok, seinen Glauben aufzugeben' muss in unseren Gemeinschaften ankommen. Deshalb treten wir auf die Bühne", betont Sarah Haider. Auch lokale ApostatInnen kommen zu Wort.
Die Freidenkenden Schweiz wollen mit dem Tag auch erreichen, dass die Schwierigkeiten von Personen, die wegen ihres Glaubensabfalls zu uns fliehen, und dann teilweise in Asylheimen erneut von religiösen Fundamentalisten bedroht und bedrängt werden, auch von der Politik wahrgenommen und diskutiert werden. Zum Programm gehört deshalb auch ein Podium mit VertreterInnen von vier Parteien: Min Li Marti (SP-Nationalrätin), Meret Schneider (Nationalrätin Grüne), Isabel Garcia (glp-Gemeinderätin Stadt Zürich) und Përparim Avdili (FDP-Gemeinderat Stadt Zürich).
Außerdem steht die Gründung der humanistischen Flüchtlingshilfe auf dem Programm.
Alle Infos und Tickets gibt es auf tag-der-apostasie.ch.
9 Kommentare
Kommentare
A.S. am Permanenter Link
Dem Programm nach wird das eine tolle Veranstaltung!
Ja, wie ist das mit dem Glauben, dem Nicht-Glauben und der Apostasie?
Ich bin Ex-Katholik. Meine persönliche Erfahrung mit meinem Ausstieg vom Glaubenwürde ich wie folgt beschreiben:
1. Rationaler Ansatz: Die Sache mit Gott, Himmel und Hölle ist völlig abstrus und ohne Beweise. je älter man wird, desto mehr Widersprüche zwischen religiösen Behauptungen und der Realität fallen einem auf.
2. Prozeduraler Ansatz: Menschen werden nicht gläubig geboren, sondern gläubig gemacht. Ob man zu einem Christen, einem Moslem , einem Juden oder zu sonst was gemacht wird, hängt von der sozialen Umgebung ab, in die man durch den Zufall der Geburt hinein gerät.
Zwischenstand, Analyse: Gläubig zu sein ist ein unnatürlicher Zustand, der systematisch durch die "religiöse Erziehung", Religionsunterricht in der Schule oder außerhalb und anderes herbei geführt wird. Durch das Procedere werden tiefsitzende Ängste erzeugt, die sich bei Kindern besonders tief ins Unterbewusstsein "einbrennen" und oft ein Leben lang nicht überwunden werden können.
3. Emotionaler Ansatz und Bewertung: Ich betrachte den Vorgang des "gläubig Machens" als eine Art "psychologische Vergewaltigung" von Kindern. Religiöser "Glaube" ist ein zurückbleibendes Traumata dieser "psychologischen Vergewaltigung".
4. Politische Bewertung:
a. Besonders problematisch ist für mich, dass der Staat diese Form der psychologischen Vergewaltigung von Kindern unterstützt statt verhindert.
b. Ich habe kein Verständnis dafür, dass bestimmte politische Kreise den Islam in Deutschland heimisch machen wollen. Die Muslime sehe ich als Opfer psychologischer Vergewaltigung, wie ich es einst war, denen PER AUFKLÄRUNG GEHOLFEN werden sollte. Gleiches gilt für Angehörige anderer Religionen. Die Menschen wegen ihres Glaubens zu bekämpfen, wie es von rechtsaußen gefordert und praktiziert wird, lehne ich strikt ab. Jeder Mensch, der friedferig und gesetzestreu in Deutschland lebt, verdient Schutz für sein Leben, seine Gesundheit und seine physiche wie psychologische Freiheit durch Staat und Gesellschaft.
"Gläubig machen" gehört meiner Meinung nach analog zu Vergewaltigung ins Strafgesetzbuch.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Meinen Sie, das geschäftsmäßige "Gläubig machen" durch Pfaffen, Frau Sander, oder auch durch z.B. Eltern solle ins StGB?
Kindliche Persönlichkeitsrechte schätze ich aber ähnlich hoch ein wie Sie.
Mit bekenntnisfreien Schulen ohne RU wäre für den Anfang schon viel gewonnen.
Ansonsten stimme ich praktisch zu 100 % zu - und der Staat in seiner jetzigen Form (insbesondere der Legislative) unterstützt dies, weil es ihm für seine Zwecke und Absichten (Kontrolle) nützt.
A.S. am Permanenter Link
Mit einer Einschränkung auf "geschäftsmäßiges" gläubig Machen habe ich keinerlei Problem.
Wichtiger als solch ein Straftatsbestand wäre mir aber die politische Diskussion, zunächst unter Humanisten, später in der gesamten Gesellschaft, über den Umstand des gläubig gemacht Werdens und die damit einhergehende Erkenntnis, dass "Gläubigsein" ein unnatürlicher Zustand ist.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Ja, "die politische Diskussion ... in der gesamten Gesellschaft" ist notwendig und überfällig!
Und dafür schreiben wir hier ja.
A.S. am Permanenter Link
... dafür kommentiere ich hier auch fleißig ;)
A.S. am Permanenter Link
Nachtrag:
Mit der "psychologischen Vergewaltigung" durch gläubig machen werden regelmäßig von Priestern, Imamen, Rabbinern, Gurus, sonstigen Sektenführern mehrere Ziele verfolgt:
- militärische Ausbeutung der Gläubigen (Gläubige "für Gott" in den Krieg schicken)
- Macht über die Gläubigen (den Gläubigen vorschreiben was sie tun und lassen sollen)
Anders als bei der sexuellen Vergewaltigung, bei der es um kurzzeitige Unterwerfung und Lustbefriedigung geht, verfolgt die psychologische Vergewaltigung längerfristige Ziele.
Roland Fakler am Permanenter Link
Ich kann A.S. nur voll zustimmen und möchte noch hinzufügen, dass mit der Religion ein völlig falsches, d.h. unrealistisches Weltbild vermittelt wird, das zwangsläufig auch zu falschem, d.h.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Roland, dann wären wir schon mal drei.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Lieber Roland, wie Du weist, arbeite ich mit Hochdruck an einer Veränderung der bestehenden Lage und meine Bücher sind Thematisch darauf ausgerichtet, vielleicht kann ich dadurch den ein oder anderen überzeugen, dass
Für Deine Hilfe nochmals vielen Dank!