Religiöse Versammlungen waren aufgrund der Corona-Pandemie bislang verboten. Doch die Religionsgemeinschaften haben nun erfolgreich ein Ende dieses Verbots durchgesetzt. Eine Machtdemonstration, die an Fahrlässigkeit kaum zu überbieten ist. Ein Kommentar von hpd-Redakteurin Daniela Wakonigg.
Nun ist es also so weit. Die nörgelnden Kirchen haben ihren Willen durchgesetzt: Ab der kommenden Woche dürfen sie in vielen Bundesländern wieder öffentliche Gottesdienste durchführen. Denn wenn sogar Baumärkte wieder öffnen dürfen – so die von religionsaffinen Menschen in den sozialen Medien vielfach gestreute polemische Frage – warum dürfen dann nicht auch öffentliche Gottesdienste in Kirchen stattfinden?
Die Antwort ist einfach: Weil zur Bekämpfung der Corona-Pandemie und zum Schutz der bekannten Risikogruppen möglichst alle nicht notwendigen Kontakte unterbleiben sollten. Und während liturgische Akte von Fans religiöser Darbietungen auch per Videoübertragung konsumiert werden können, hilft mir das Video eines Wasserkrans herzlich wenig, wenn meiner kaputt ist.
Man kann über die Notwendigkeit der aktuellen Öffnung vieler Geschäfte durchaus geteilter Meinung sein. Doch dass nun ausgerechnet religiöse Versammlungen wieder erlaubt sein sollen, ist in Hinblick auf die Entwicklung der Corona-Pandemie an Fahrlässigkeit kaum zu überbieten. Den Großteil der religiösen Versammlungen stellen in Deutschland die evangelische und die katholische Kirche, die in den Lockerungs-Verhandlungen auch den größten Druck ausübten, während sich der Koordinationsrat der Muslime trotz des beginnenden Ramadans eher zurückhaltend verhielt. Die meisten GottesdienstbesucherInnen dieser beiden christlichen Großkirchen gehören jedoch der älteren Generation an. Also genau jener Altersgruppe, die bei einer Infektion mit dem neuen Coronavirus mit schweren oder gar tödlichen Verläufen zu rechnen hat.
Worum es den Religionsgemeinschaften und insbesondere den Kirchen bei der Durchsetzung ihres Anspruchs auf Gottesdienste geht, ist nicht die Sorge um das seelische und psychische Heil ihrer Gläubigen. Es geht allein um Macht. Es geht darum, zu den "Systemrelevanten" gezählt zu werden und damit mindestens ebenso wichtig zu sein wie Baumärkte.
Hostie per Zange
Damit nicht der Eindruck entsteht, Religionsgemeinschaften würden irgendwelche Sonderrechte zukommen, mussten natürlich auch sie – ebenso wie Baumarktbetreiber – Sicherheitskonzepte für ihre Versammlungen vorlegen. 15 Konzepte wurden den politischen Entscheidern von Bund und Ländern präsentiert. Darunter Konzepte des Zentralrats der Juden, des Koordinationsrates der Muslime sowie der beiden christlichen Großkirchen in Deutschland. Insbesondere Letztere sind stellenweise durchaus amüsant zu lesen.
Die Menge der Gottesdienstteilnehmenden soll laut den Konzepten der beiden Großkirchen der jeweiligen Kirchengröße entsprechend begrenzt werden. Falls die Nachfrage zu hoch sei, sollten gegebenenfalls zusätzliche Gottesdienste stattfinden, so das realitätsferne Wunschdenken der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Der gravierende Schwund von Gottesdienstbesuchern in den vergangenen Jahren ist von ihnen anscheinend unbemerkt geblieben. Zwischen den Gottesdienstteilnehmenden solle ein Sicherheitsabstand eingehalten werden, ein Mundschutz wird empfohlen, jedoch nicht zur Verpflichtung gemacht, das Betreten und Verlassen der Kirche solle geordnet organisiert werden und auf Friedensgruß und Weihwasser werde weiterhin verzichtet. "Gemeinsames Singen birgt besonders hohe Infektionsrisiken, deshalb sollte darauf wie auch auf Blasinstrumente bis auf Weiteres verzichtet werden", heißt es im Eckpunktepapier der EKD, während die DBK die Auffassung vertritt, dass kein Grund bestehe, auf Gesang gänzlich zu verzichten, wenn die Abstandsregelungen eingehalten werden, "auf lauten Gemeindegesang sollte jedoch verzichtet werden, weil Singen ein Risikoverhalten darstellt". Zur besonderen Herausforderung für den Gläubigen wird in Zeiten von Corona bei den Katholiken die Kommunion: "Die Kommunionausteilung erfolgt durch Hinzutreten in angemessenem Abstand. Ggf. werden die Abstände auf dem Kirchboden farbig markiert. Die Kommunion wird ohne Spendedialog ("Der Leib Christi" – "Amen") ausgeteilt. Ggf. kann der Dialog kollektiv zu Beginn der Kommunionausteilung gesprochen werden. Den Gläubigen wird die Kommunion in angemessenem Abstand z. B. mit einer Zange gereicht oder Priester und Kommunionhelfer und Kommunionhelferinnen tragen Handschuhe."
Von Systemrelevanz weit entfernt
Wie gut diese Sicherheitskonzepte funktionieren, davon konnte man sich am 26. April ein Bild machen. An diesem Tag durften nämlich bereits in Thüringen die ersten Gottesdienste stattfinden. In einem kurzen Bericht der Tagesschau, der jedem Virologen einen Schauer über den Rücken jagen dürfte, zeigen die GottesdienstbesucherInnen eindrücklich, was man alles falsch machen kann:
Ein Mann mittleren Alters hält sich erst dann verschämt einen Schal vors Gesicht, als er die Kamera entdeckt, eine Ordensschwester und eine Einlasserin (beide ohne Maske) halten bei deutlicher Unterschreitung des Mindestabstands ein Schwätzchen in der offenen Kirchentür, ebenso wie draußen drei weitere Personen ohne Maske. Ein junger Mann bedient den Desinfektionsmittelspender mit der Hand statt mit dem Ellenbogen, im Kirchenschiff fummelt sich ein Mann an seiner Stoffmaske im Gesicht herum, während ein weiterer älterer Herr sowie eine ältere Dame ihre Masken auf Höhe der Unterlippe tragen. Doch immerhin haben sie überhaupt welche, denn die meisten Gläubigen singen ohne Masken vor sich hin und verteilen ihren Speichel so fröhlich in der Luft.
Tragikomisch klaffen Text und Bild des Beitrags auseinander. Die Thüringer Landesregierung, so der Sprecher, habe die Gottesdienste unter Auflagen gestattet. So seien zum Beispiel im Erfurter Dom, der im Bericht gezeigt wird, höchstens 30 Besucher mit Voranmeldung erlaubt gewesen. Wie der Blick ins Kirchenschiff während der Messe wenige Sekunden später offenbart, wurden von den 30 streng limitierten Plätzen jedoch gerade einmal 12 nachgefragt. Ein Bild, das eindrücklich zeigt, dass die Kirchen ihre gesellschaftliche Bedeutung und "Systemrelevanz" de facto schon längst verloren haben. Während in Deutschland zwar noch 53 Prozent (2018) der Bevölkerung Mitglied der beiden christlichen Großkirchen sind, sind nur 13,4 Prozent (2016) sogenannte praktizierende Christen, die Gottesdienste besuchen.
Nun könnte man angesichts dieser Zahlen zu der Auffassung gelangen, dass die nun wieder erlaubten öffentlichen Gottesdienste wohl keinen großen Schaden anrichten werden, wenn sie ohnehin von kaum jemandem besucht werden. Doch diese Annahme ist falsch. Denn Gottesdienste werden, wie bereits gesagt, vor allem von älteren Menschen und damit der Haupt-Risikogruppe für einen schweren Verlauf von Covid-19 besucht. Unter den BesucherInnen nicht selten auch die noch agilen BewohnerInnen von Altenheimen. Die Gefahr, dass sie sich im Gottesdienst infizieren und das Coronavirus in Alten- und Pflegeeinrichtungen tragen, ist nicht zu unterschätzen. Denn welchen Schaden das Coronavirus gerade dort anrichtet, haben die Ausbrüche in solchen Einrichtungen während der vergangenen Wochen gezeigt. Ein Drittel aller bisherigen Corona-Toten in Deutschland sind in Pflegeheimen und anderen Betreuungseinrichtungen gestorben. Nicht umsonst wurden deshalb in Deutschland unter Androhung von Bußgeldern Besuchsverbote für Alten- und Pflegeheime erlassen.
Angesichts der aktuellen Situation das Verbot öffentlicher religiöser Versammlungen aufzuheben, ist jedoch nicht nur fahrlässig, es ist von der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung und der Gläubigen auch überhaupt nicht gewollt. Eine von der Tagespost beauftragte repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA Consulere kam Mitte April zu dem Ergebnis, dass nur 12 Prozent der deutschen Bevölkerung der Meinung sind, dass Vor-Ort-Gottesdienste auch während der Corona-Krise erlaubt sein sollten, weil sie zur Grundversorgung gehörten. Auch unter den katholischen Befragten sprachen sich lediglich 15 Prozent für die Erlaubnis öffentlicher Gottesdienste aus, unter den Protestanten waren es 13 Prozent. Von Systemrelevanz ist das weit entfernt. Aber wen kümmern schon Fakten und am Coronavirus sterbende Senioren, wenn man als Religionsgemeinschaft die eigene Macht demonstrieren kann?
39 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Aber das ist doch typisch Kirche, die geht doch schon seit fast 2000 Jahren über Leichen.
Warum sollte sich da etwas ändern? es gehört einfach dazu, Hauptsache man ist präsent.
Ockham am Permanenter Link
Wenn ich hier "Hostie per Zange" lese, muss ich an folgendes denken. Auf Facebook meinte letztens ein Christ dass Gottesdienstbesuche genauso systemrelevant wie die Öffnung von Supermärkten wären.
Während man im Supermarkt Fleisch an der Fleischtheke kaufen kann, soll ja angeblich für Katholiken bei der Wandlung aus der Hostie der Leib Jesu (sein Fleisch) werden.
Diese Gemeinsamkeit ist frappierend! ;-)
Assia Harwazinski am Permanenter Link
Im Supermarkt gibt es mehr Auswahl, mehr Vielfalt und mehr Möglichkeiten. Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen! Das ist zweifellos unerlässlich. -
David See am Permanenter Link
das kann keine "Glaubensgemeinschaft" zulassen das sie zulässt das ihre "gläubigen" merken das sie den Unsinn nicht brauchen, wenn sie ein paar mal nicht hingehen
Dr.Ingeborg Wirries am Permanenter Link
Der Kommentar bzw. Bericht zeigt in erschreckender Weise, wie gnadenlos diese sog. christlichen Kirchen unsere VolksvertreterInnen fest in ihren Klauen haben.
Irgendwann wird es hoffentlich empirische Studien darüber geben, wo genau sich insbesondere ältere Menschen infiziert haben bzw. dann an dem Virus gestorben sind. Die Gottesdienste der sog. christlichen Kirchen werden da als Quelle sicher eine unrühmlich-prominente Rolle spielen. Das wage ich zu behaupten.
So makaber es klingt: Die sog. christlichen Kirchen scheuen sich nicht, sich als aktive Sterbehelfer zu betätigen - allein um Macht zu demonstrieren. Koste es, was es wolle.
Nächstenliebe, Respekt und Achtung vor dem anderen? Solche Worte klangen aus dem Mund von KirchenfuntionärInnen (von den obersten bis zum untersten/PastorIn/Priester) noch nie überzeugend. Ab sofort sollten sie diese Worte aus ihrem Wortschatz endgültig streichen!
hj_allemann am Permanenter Link
Für mich persönlich sind Gottesdienste nur ein Anlaß zum Kopfschütteln. Aber ich habe genauso viel Verständnis für jeden Gläubigen, der daran teilnehmen möchte.
Die Gläubigen haben genauso ein Recht auf Leben und Freiheit, wie Atheisten. Wer meint, man könne den Gläubigen ihre Rechte nehmen wegen obskurer Maßnahmen wie z.B. Mundschutzmaske, hat wohl kaum das Recht, den Glauben an die Jungfrauengeburt zu belächeln.
Was schlimmer ist, er setzt sich dem Verdacht aus, die Religionsfreiheit nicht allumfassend zu verstehen, sondern sie nur für sich selbst in Anspruch zu nehmen.
Das kleinliche Rummäkeln am Verhalten der Gottesdienstbesucher zeigt nur den Glauben der Autorin an die verordneten Maßnahmen des Bundeskanzlers, Frau Dr. Merkel und ihres Lieblingslobbyisten, Bill Gates. Ich glaube da nicht dran und die Minister selber natürlich auch nicht, wie schon ein berühmtes Fahrstuhlfoto zeigt.
Hoffentlich fängt jetzt niemand an, solche Kirchenbesucher bei der Polizei zu denunzieren.
Und falls jetzt jemand schreit: Die belasten unser Gesundheitsbudget, wenn sie sich was einfangen! Der fange besser an, die industrielle Produktion unserer Lebensmittel besser zu organisieren, d.h. z.B ohne Zucker, keine Massentierhaltung mit Antibiotikaimpfungen usw.usw. Das kostet viel mehr Geld! Um das zu tun, braucht man nur den eindeutigen Hinweisen der Wissenschaft zu folgen und keinen Glauben oder Unglauben an die undemokratischen Regierungsdekrete.
Wolfgang am Permanenter Link
Ich freue mich eher über Öffnungen im Zoo oder Parkanlagen. Ein halbnackter Mann an einem Kreuz lässt bei mir keine göttliche Freude aufkommen. Und bei vielen anderen auch nicht.
Aber die Kollekte die rollt.....
Martin Franck am Permanenter Link
Frau Wakonigg bringt es auf den Punkt: Es geht einzig und alleine um Macht, und nur peripher um etwas anderes.
Die Kirche ist immer für das Leben, unter allen Umständen. Ob bei Abtreibung oder am Lebensende, das Leben geht vor. Es ist daher ein Widerspruch nun plötzlich Leben zu gefährden. Dies wird die ethische Position der Kirchen belasten.
Man muß sich dazu einmal ein paar Fakten zur Übertragung von SARS-CoV-2 berücksichtigen. Die Übertragung geschieht durch Tröpfchen, und durch Aerosole.
Tröpfchen sind sehr groß, und weil sie so schwer sind, fliegen sie meist nicht viel weiter als 2 Meter. Da hilft auch ein Mundschutz, daß nicht so viele Tröpfchen so weit geschleudert werden.
Anders ist es bei den Aerosolen. Die fallen nicht gleich zu Boden, und können weiter getragen werden. Hier helfen die zwei Meter Abstand und auch der Mundschutz nicht.
Beim Singen entstehen natürlich mehr Aerosole. Auch über die Zeit sammeln sich größere Mengen an.
Das ist auch ein großer Unterschied zum Baumarkt: Dort suche ich den Wasserhahn (oder Kran?), gehe damit zur Kasse, und bin wieder raus. Dort singt auch keiner. Und im Baumarkt gibt es eine Klimaanlage, die für Luftumwälzung sorgt.
Vielleicht ist es mit 12 Leuten im Erfurter Dom nicht gar so schlimm, aber es wird ja nicht nur dabei bleiben.
Gut vorstellen könnte ich mir Gottesdienste im Freien. Autokinos wurden ja schon dafür benutzt. Da ist jeder in seinem Auto, und weit genug von anderen.
Bewohner von Seniorenresidenzen, müsste der Besuch genauso verboten werden, wie sie ja auch selbst keinen Besuch erhalten können. Agile BewohnerInnen von Altenheimen könnten sonst Ausbrüche hervorrufen, bei den weniger Agilen, die sich nicht wehren können.
Südkorea und der Kirchentag in Mühlhausen sollten Beweis genug sein, wie gefährlich ein Gottesdienst ist.
Worum geht es also der Kirche? Einerseits ist es natürlich die Kollekte.
Einen anderen Aspekt brachte mal ein Kommentar: Früher schaute man sich im Kölner Domradio ein Kapitalsamt am Sonntag an, und war schon beeindruckt vom Einzug all der vielen Personen mit ihren Kostümen. Es sang einer oder gar zwei große Chöre.
Als ich letztens Rainer Maria Kardinal Woelki sah, und er etwas davon erzählte wie machtvoll Gott angeblich sei, und man dann die abgesperrten Bänke sah, dann frage ich mich wieso dieser machtvolle Gott, dem man sich anvertrauen soll, den Kardinal dazu zwingt, in einem fast leeren Dom zu predigen? Es muß ein erniedrigendes Gefühl sein.
Nachdem nun überall Öffnungsdiskussionsorgien losgehen, darf man also als Kirche nicht hinten anstehen. Man will vorne mitspielen. Man darf doch nicht weniger systemrelevant sein, als ein Baumarkt oder gar Frisöre.
Das Leben der Schafe hatte die Kirchen nie interessiert. Wenn es nur den Einzelnen betreffen würde, wäre es ja egal. Dann müsste sich aber jeder nach dem Gottesdienst in 14-tägige Selbstquarantäne begeben. Aber ältere Gottesdienstbesucher kennen vor allem andere ältere Leute. Man bringt das Virus zu den vulnerabelsten Gruppen.
Hier wird deutlich, daß Ethik und Moral diametral zu den Kirchen stehen, es sind reine Machtapparate.
Conni am Permanenter Link
Scharf nachgedacht! Vielen Dank für diesen Ihren kritischen Beitrag. Die einzelnen Pfarrer und Priester vor Ort geben sich oft so viel Mühe um ihre Schäfchen aber den oberen Chargen geht‘s nur um Einfluß und Macht.
Aber krass, wie unsere Politiker sich ihrem Druck nicht erwehren können, wider alle Vernunft.
Kathi am Permanenter Link
Wer noch glaubt, dass es Religion um Werte und Ethik geht, der ist ganz schön naiv. Es war doch in der Geschichte schon immer so, dass es um Macht, Geld und den Absolutheitsanspruch geht.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Liebe Daniela, natürlich ist das eine "Machtdemonstration" der (wie du etwas bissig, aber schön ausdrückst) "nörgelnden Kirchen", die aber in unserer Kirchenrepublik _de facto_ und 'dank'
So läuft das in einem Gottesstaat - aber wem sage ich das?
Ob das auch noch fahrlässig ist, will ich gar nicht beurteilen.
Bernd Kockrick am Permanenter Link
Liebe Freunde, ich teile (fast ohne Einschränkung) eure Meinung und leide auch unter der Machtprotzerei der Kirchen. Aber man kann diesen Missstand auch kritisieren, ohne so viel Häme und Arroganz zu verspritzen.
Junius am Permanenter Link
Könnte es nicht auch der reine Neid sein, daß die Kirchen auch heute immer noch in jeder mittelgroßen Stadt mehr Mitglieder haben als alle humanistischen Vereine zusammen bundesweit, und daß es ganz offensichtlich das
Kathi am Permanenter Link
An Irrsinn, Unverantwortlichkeit und Machtmissbrauch nicht zu überbieten.
Ehrlich: Schlimmer geht nimmer.
Helene am Permanenter Link
Die Religionsfreiheit ist ein Grundrecht. Auch die freie Religionsausübung ist im Grundgesetz explizit erwähnt. ("Die ungestörte Religionsausübung ist gewährleistet.") Das ist kein Privileg der Kirchen.
Zur Religionsausübung der meisten Religionen, so auch dem Christentum, gehört die Versammlung, die sich durch Beten zu Hause und vor dem Fernseher nicht ersetzen läßt.
Grundrechte können grundsätzlich eingeschränkt werden (wie durch Corona passiert), allerdings ist ständig die Verhältnismäßigkeit zu prüfen. Deshalb wäre es Willkür des Staates, einach so bis auf weiteres Gottesdienste zu verbieten, wenn nicht auch stattdessen durch Einhaltung gewisser Vorsichtsmaßnahmen das Risiko durch Covid-19 hinreichend reduziert werden kann.
Ab Montag dürfen auch Friseure wieder öffnen. Das ist bezüglich der Infektionsgefahr wesentlich kritischer. Trotzdem regt sich darüber niemand auf und spricht von "Privilegien" der "leidigen Friseurszunft". (Obwohl ein Grundrecht auf einen ordentlichen Haarschnitt nicht im Grundgesetz verankert ist.)
Ganz ehrlich, ich habe den Eindruck, daß hier unter dem Vorwand des Coronavirus (mal wieder) auf die Kirche eingeschlagen wird. Etws mehr Toleranz und Wertschätzung unseres Grundrechts Religionsfreiheit würde auch den Humanisten gut stehen.
Jochen Beck am Permanenter Link
Religionsfreiheit ist nicht nur ein Grundrecht, sondern auch ein Menschenrecht bzw. ein Bestandteil des umfassenderen Menschrechtes auf Bekenntnisfreiheit.
Alles in allem lässt sich sagen: Es ist zu kurz gegriffen, wenn man erklärt Religionsfreiheit anzuerkennen steht auch den Humanisten wohl an. Viel eher ist es so, dass jemand der das Recht auf Religionsfreiheit negiert, schlicht und einfach kein Humanist sein kann.
Edgar Schwer am Permanenter Link
Meine Frau und ich sind gerne bereit uns noch länger isolieren zu lassen, damit gleichzeitig die Risikogruppen „Weihwasservirenpartys feiern können".
Georg Bätzing, Bischof von Limburg und neuer Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz wird sehr deutlich. Er schrieb in Pressemitteilungen der katholischen Deutschen Bischofskonferenz:
„Mit Enttäuschung nehme ich zur Kenntnis, dass das Verbot von öffentlichen Gottesdiensten aller Religionsgemeinschaften derzeit erhalten bleiben soll. Angesichts von ersten Lockerungsmaßnahmen in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens kann ich das nicht nachvollziehen, erst recht nicht nach der sehr deutlichen Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts in der vergangenen Woche zu den schwerwiegenden Eingriffen in die Religionsfreiheit.“ Doch schon nach ein paar Wochen merkt das römisch katholische Landvolk, das Leben geht ja erstaunlicherweise weiter ohne irgendwelche religiöse Feierlichkeiten. Übrigens finden Beerdigungen laut Infektionsschutzgesetz nur im engsten Familienkreis, meistens ohne Kultbeamte statt. Es geht doch!
David Krause am Permanenter Link
Waren nicht in Südkorea grade religiöse Sekten als "super spreader" für einen großen Teil der Infizierten verantwortlich?
sitha Berg am Permanenter Link
A.S: hat es auf den Punkt gebracht. Danke! Ich darf ihn zitieren:
Ein Land, dass
- durch gläubige Politiker regiert wird,
- in dem gläubige Richter die Verfassung auslegen,
- in dem gläubige Journalisten den öffentlichen Diskurs steuern,
ist fest in der Hand der religiösen Führer.
A.S. am Permanenter Link
Sie dürfen!
Mit besten Grüßen und bleiben Sie gesund,
A.S.
Konrad Schiemert am Permanenter Link
Ich sehe die ausgehandelte Kirchenöffnung eher als ein Zeichen der Angst der Kirchen: Kein Kirchenbesucher soll sich daran gewöhnen sonntags zuhause zu bleiben und das sogar als eine neue Regel zu entdecken und akzept
Manfred Schleyer am Permanenter Link
Wer an "Gott, den allmächtigen Vater" glauben will, der will als sein irdischer Stellvertreter auch selbst Macht haben ... Ist doch übernatürlich.
Anton am Permanenter Link
Wenn nur die Menschen sterben würden, die freiwillig dort hin gehen, wäre das eine Sache, die ich sogar unterstützen würde.
Thomas R. am Permanenter Link
NOCH ein Problem, das wir ohne Sonderrechte für Irrationalisten (aka Religionsfreiheit) nicht hätten.
Werner am Permanenter Link
Religionsfreiheit ist kein Sonderrecht, sondern ein Grundrecht für alle Bundesbürger, auch für Atheisten.
Thomas R. am Permanenter Link
Wie bereits der Name sagt, ist die Religionsfreiheit das explizite Recht, RELIGIÖS zu sein, also unkorrigierbar evidenzwidrig zu glauben und sich entsprechend zu verhalten.
Ingrid Schmall am Permanenter Link
Besonders krass finde ich das Verbot, seine sterbenden Verwandten in Hospizen zu begleiten, weil man dort das Coronavirus einschleppen könnte.
Martin Franck am Permanenter Link
Es gibt ja sehr viele Leute, die sagen, daß sie gar nicht so wie die Kirche seien.
Sie meinen ihr Glaube lasse sich mit dem gesunden Menschenverstand in Einklang bringen. Die nicht sagen https://www.atheisten-info.at/infos/info1658.html Selig sind die Armen im Geiste.
Leute, die an Wissenschaften glauben, z.B. an Evolution, bei denen Gott nur etwas pantheistisches oder deistisches Etwas ist. Laue Christen, die sich nicht vorwerfen lassen wollen irrational zu handeln.
Genau diese Leute können nun beweisen, daß sie jetzt nicht irrational handeln. Sie könnten vielleicht zum Eingang der Kirche gehen, und dort draußen etwas in die Kollekte geben. Sie könnten vielleicht in der freien Luft, oder im Autokino einen Gottesdienst besuchen, wo genügend Schutz vor Ansteckung gegeben ist.
Sie sollten aber nicht in geschlossene Gebäude gehen und verweilen. Vor allem sollte dort nicht gesungen werden. Wer in eine Kirche geht, sollte dies nur dann tun, wenn dort möglichst wenig andere anwesend sind, und durch offene Türen für ständigen Luftaustausch gesorgt ist. Vor allem sollte der Aufenthalt möglichst kurz gehalten werden. Z. B. eine Kerze anzünden, kurz innehalten, und dann wieder raus gehen.
Jeder der jedoch so handelt, daß er das Risiko der Ansteckung signifikant erhöht, beweist damit jedoch seine Irrationalität.
Man muß also gar keine aufwendigen Gottesbeweise führen, oder große Kirchenkritik ausüben. Jetzt ist der Lackmustest für jeden Kirchensteuerzahler. Wer jetzt sich für eine Stunde in die Kirche zum Gottesdienst setzt, der hat jeden Spott verdient.
Stephan Wiltsche am Permanenter Link
Auch wenn ich an anderer Stelle schon die Liturgielastigkeit und - fixiertheit der Kirchen betont habe und auch weiter kritisiere, empfinde ich diesen Artikel als schlicht religionsfeindlich.
Wolfgang am Permanenter Link
Bei der Kirche heißt es im Gottesdienst Abstand halten. Da halte ich mich ganz streng drann: ich halte schon vor der Kirche Abstand!
Jesus hat aus Wasser Wein gemacht und er konnte sogar über das Wasser gehen, dann ist es doch vollkommen human dieses sektiererische zu meiden und aus Anstand Abstand zur Kirche zu halten.
Martin Franck am Permanenter Link
Es gibt ja auch Katholiken, die gegen diese Gottesdienste sind.
Er verweist auf einen Beitrag von Bischof Feige https://www.katholisch.de/artikel/25237-feige-sind-unsere-gottesdienstausfaelle-nicht-fast-luxusprobleme
„Sollten wir als Christen nicht eher verantwortungsbewusst und solidarisch mit dafür Sorge tragen, die lebensbedrohliche Ansteckungsgefahr durch das Coronavirus einzudämmen und eine medizinische Überforderung unserer Gesellschaft zu verhindern, als ähnlich wie verschiedene Lobbyisten versuchen, unsere Partikularinteressen durchzusetzen? [...ich] frage [.] mich natürlich, ob das in der den aktuellen gesetzlichen Vorschriften anzupassenden Form tatsächlich den Glauben fördert oder eher zum Krampf wird. Ich kann mir bis jetzt jedenfalls kaum vorstellen, wie Gottesdienste mit Zugangsbegrenzung, Anwesenheitsliste, Abstandswahrung, Mundschutz, Handschuhen, einem Desinfektionsritus vor der Gabenbereitung und der Austeilung der Kommunion mittels einer – noch zu erfindenden – liturgischen Zange gottgefällig und heilsdienlich sein sollen.“
Er wurde dafür, wie in https://www.katholisch.de/artikel/25312-feige-gottesdienst-lockerung-nicht-nur-ein-pyrrhussieg steht kritisiert: „Wenige haben [ihn...] angegriffen oder sind sogar unter die Gürtellinie geraten, ihrer eigenen Deutung nach besonders überzeugte Katholiken.“
„Kommt es bei einer Eucharistiefeier nicht auf mehr an, als nur auf den rituellen Vollzug [...] ? Und was ist mit der Kommunion? Egal ob mit Desinfektionsmittel, Handschuh oder Zange, bei keiner dieser fragwürdigen Methoden ist eine Ansteckungsgefahr völlig auszuschließen.“
https://www.domradio.de/themen/bistuemer/2020-04-27/ist-das-nicht-ein-pyrrhussieg-bischof-feige-sieht-ausgrenzungen-bei-gottesdienstoeffnungen
Maria 2.0 https://www.katholisch.de/artikel/25306-maria-20-oeffentliche-messen-sind-gegen-gebot-der-naechstenliebe schrieb einen offenen Brief https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=571525397095949&id=267424447506047
Sie schlagen u.a. vor „Wir fänden es wunderbar, wenn die Pfarrer, statt mit Zollstöcken die Kirchen wegen der Abstandsregeln zu vermessen, sich z.B. in Höfen und auf Parkplätzen von Altersheimen einfinden würden, ausgerüstet mit einer guten Mikroanlage, und die betagten Bewohner dort könnten aus den Fenstern schauen.“
Offensichtlich kann man nicht kur Katholik sein, sondern sogar Bischof, und die Gottesdienste kritisch sehen.
Umgekehrt outet sich ein jetziger Gottesdienstbesucher, daß es niemals um Nächstenliebe ging, sondern man demonstriert nur seinen Egoismus.
Die katholische Kirche ist voll von Beispielen, die Leid auf sich nahmen, ja sogar Märtyrer, die für etwas starben. Da soll ein Feld-Wald-und-Wiesen-Katholik nicht auf einen Gottesdienststream ausweichen können?
Nein, diese Gottesdienstbesucher sollten sich neben einer Maske auch noch einen Aluhut aufsetzen.
Martin Franck am Permanenter Link
Es stimmt zwar alles, was Frau Wakonigg schreibt: Die Kirche ist primär und zuvorderst ein Machtapparat. Aber die Frage ist doch wie ein Kirchensteuerzahler darauf reagiert.
Ein Theologe spricht gar von der "Eucharistie-Fixiertheit" https://www.domradio.de/themen/corona/2020-04-29/eine-unbequeme-situation-theologe-kranemann-kritisiert-eucharistie-fixiertheit
Auch wird zugegeben https://www.domradio.de/themen/corona/2020-04-28/keine-hundertprozentige-sicherheit-theologe-mahnt-zur-zurueckhaltung-bei-gottesdienstbesuchen daß: "Es wäre gut, deutlich zu sagen, dass wir bei Gottesdiensten keine hundertprozentige Sicherheit hinbekommen."
In Spanien heißt es https://www.katholisch.de/artikel/25350-kardinal-kritisiert-orchestrierte-kampagnen-fuer-oeffentliche-messen "Besonnenheit ist sehr notwendig in diesen Zeiten" und "Nicht angesteckt werden und niemanden anstecken: das ist eine unabänderliche Pflicht, die Gott von uns verlangt, es ist sein Wille."
Nun warum geht man in einen Gottesdienst?
Manche wollen einfach die Predigt hören. Das geht aber gut online.
Manche erfreuen sich am Spektakel mit Einzug, Weihrauch, Orgelmusik etc.
Das Ansehen der Aufführung geht online. Weihrauch kann man kaufen, und zu Hause anzünden. Orgelmusik gibt es auf CD, Spotify etc.
Manche suchen die Gemeinschaft.
Treffen von mehr als zwei Leuten dann außerhalb nach dem Gottesdienst ist sowieso nicht drin. Friedensgruß entfällt, wie auch jedes Händeschütteln. Jeder hat eine Maske auf. Da hat man besseren Kontakt, wenn man einfach jemanden anruft.
Gemeinsames Singen ist auch zu gefährlich.
Eigentlich sollte sich jeder nach dem gefahrvollen Gottesdienstbesuch für 14 Tage in Selbstquarantäne begeben. Da wäre das Gemeinschaftsgefühl recht teuer erkauft.
Wer einfach die Kirche als Gebäude per se mag, kann ja außerhalb des Gottesdienstes hineingehen.
Wenn also so ein Gottesdienstbesuch eher ein Krampf ist, was sagt das also über diejenigen aus, die dort hingehen?
Vielleicht ist es also, daß einige der Schafe sich nicht eingestehen wollen, daß ihre alten Rituale eingeschränkt wurden, und versuchen den Anschein von Normalität vorzutäuschen. Man flüchtet vor der Realität.
Assia Harwazinski am Permanenter Link
Man kann feststellen: Der Besuch von Baumärkten dient überwiegend dem Erwerb von Produkten zur Herstellung irgendwelcher Dinge, die für den Haushalt meistens sinnvoll sind, der kreativen, phantasievollen, nützlichen B
Thomas Gerlach am Permanenter Link
Ärgerlich ist die kirchendevote Politik in Deutschland immer. Man sollte aber, wie ich finde, die Klerikalen nicht größer schreiben, als sie heute sind.
Martin Franck am Permanenter Link
Meist wird ja jetzt die EKD und die RKK zusammengezählt. Fällt man unter 50 %, werden auch die Orthodoxen mit 2 % aufgeschlagen.
Zeugen Jehovas, Adventisten, Mormonen, egal auch irgendwas mit Jesus.
Als nächster Schritt nimmt man dann noch die ca. 5 % Muslime hinzu, und man spricht dann von den abrahamitischen Anhängern.
Wie ist es mit Jesiden und Mandäern? Egal Hauptsache Zahlen.
Und wenn das alles unter 50 % fällt, dann kommen noch Buddhisten, Hindus, Sikhs und alles was glaubt (selbst Jedi und FSM) hinzu.
Erst wenn die Konfessionsfreien die 50 % erreichen, kommt die von Ihnen erwartete Änderung.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Sollte auch in D so sein, dann machten diese Gebäude endlich Sinn.
Kristina Grau am Permanenter Link
Hervorragend.
Sie sprechen mir aus der Seele.
Wolfgang am Permanenter Link
Was haben Fußballspiele und Gottesdienst gemeinsam? Es sind Geisterspiele...
Kathi am Permanenter Link
Die Privilegierung der Großkirchen ist ein wirkliches Übel, mittlerweile zum Teil gesundheitsgefährdend und unverantwortlich.