In der Evangelischen Kirche in Deutschland wird darüber diskutiert, Rabatte bei der Kirchensteuer zu gewähren. Insbesondere jüngere Menschen sollen so vom Austritt aus der Kirche abgehalten werden.
Eigentlich hatte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Heinrich Bedford Strohm, im Interview mit der Zeitung Die Welt vergangene Woche über das kirchliche Engagement bei der Seenotrettung gesprochen. Doch man kam dabei auch auf den aktuellen gesellschaftlichen Bedeutungsverlust der Kirchen zu sprechen sowie Strategien der EKD, um dem daraus resultierenden Mitgliederschwund entgegenzuwirken.
"Viele junge Menschen sind mit Studium und Ausbildung beschäftigt, verlieren womöglich den Kontakt zur Kirche. Und wenn sie dann ihr erstes Gehalt bekommen, fragen sie sich, warum sie Kirchensteuern zahlen sollen und treten aus", so Bedford-Strohm. Als Gegenmaßnahme werde deshalb nun in der EKD diskutiert, ob man bei Berufseinsteigern einen Rabatt auf die Kirchensteuer gewähren oder diese komplett aussetzen könne. Es gehe insbesondere darum, die Gruppe der 25- bis 35-Jährigen "in möglichst hoher Zahl in der Kirche zu halten". Auch bei Kirchenmitgliedern, die sich in "bestimmten Lebenssituationen" befänden, würde man Ähnliches in Erwägung ziehen.
Der Religionssoziologe Detlef Pollack von Exzellenzcluster Religion und Politik der WWU Münster attestiert der Rabatt-Debatte in der EKD zwar, dass ihr Grundgedanke richtig sei, weil bei Menschen zwischen 18 und 30 Jahren die statistische Austrittswahrscheinlichkeit hoch sei, allerdings bezweifelt er zugleich, dass die Maßnahme sonderlich effektiv ist.
"Dass die Kirchensteuerersparnis das entscheidende Motiv für Kirchenaustritte sei, wird zwar immer wieder behauptet, trifft aber nach unseren Befunden nicht zu", so Pollack. Wesentlich gewichtigere Austrittsgründe seien zu finden in "religiöser Indifferenz, also in der Gleichgültigkeit gegenüber den zentralen kirchlichen Anliegen, sowie in einem Misstrauen gegenüber der kirchlichen Institution, der man keine Glaubwürdigkeit zubilligt". Und "ob religiös indifferente und kirchlich kaum verbundene Menschen, die einen beachtlichen Anteil der Kirchenmitglieder ausmachen, letztlich in der Kirche bleiben oder nicht, hängt weniger vom Geld ab als davon, inwieweit Kirchenzugehörigkeit in der Familie verankert und im sozialen Umfeld geschätzt ist".
Ob der derzeit in der EKD diskutierte Kirchensteuer-Rabatt jemals in die Tat umgesetzt wird, ist ungewiss. Denn ob eine flexible Handhabung der Kirchensteuer staatskirchenrechtlich überhaupt möglich sei, müsse erst noch geklärt werden, erklärte die Pressestelle der EKD gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Sicher ist lediglich, dass Mitglieder der katholischen Kirche in Deutschland keinesfalls von einer entsprechenden Rabattaktion betroffen wären. Auf Anfrage der Katholischen Nachrichtenagentur teilte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) mit, dass man dort keine Absenkung der Kirchensteuer für bestimmte Gruppen plane.
19 Kommentare
Kommentare
Ernie am Permanenter Link
... und nicht zu vergessen, die ganzen Menschen, die bei Caritas oder Diakonie arbeiten und quasi gezwungen sind, Mitglied in einer der großen Sekten zu sein.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Da müssen die Kirchenmitglieder weiterhin die Lügen der Kirchen finanzieren und die, welche bereits ausgetreten, sind müssen weiterhin über die allgemeinen Steuern die Kirchen mit ca.
arme Kirche, reiche BRD. Gerechtigkeit sieht anders aus.
Rene Goeckel am Permanenter Link
Das ist zwar ein schäbbiger, aber folgerichtiger Gedanke der EKD.
David See am Permanenter Link
also wenn man viel betet gibt's dann also Rabatt. oder wenn man häufiger in die Kirche kommt.
M. Landau am Permanenter Link
Prayback :-)
A.S. am Permanenter Link
Die Kirchenoberen glauben, es läge am Geld. Dieser Gedanke spiegelt die eigene Geldgier wider.
Watum die Menschen wirklich austreten ist die Einsicht, dass es den Kirchen nur um Macht und Geld geht, um die Menschen im Zweifel nicht.
Manfred Schleyer am Permanenter Link
Tststs! Was würde Jesus dazu sagen?
Hans Trutnau am Permanenter Link
Ja, "komplett aussetzen" - durch Austritt; geht ganz einfach und tut auch gar nicht weh.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Nützt ja nich, die Subventionen werden dann eben einfach erhöht von unseren christlichen Politikern.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Nützt, weil es hier um *Kirchensteuern* geht.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Werter Herr Trutnau, können oder wollen Sie mich nicht verstehen.
Ich hoffe ich habe mich jetzt für Sie verständlich ausgedrückt.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Ach je, werter Herr Baierlein, Sie schreiben doch selbst: "wenn alle aus der Kirche austreten bekommen die Kirchen keine Steuergelder mehr". Darum geht's zunächst.
Ist für mich abgehakt.
Heide am Permanenter Link
Blick nach Frankreich: keine Kirchensteuer, keine Kirchenaustritte.
Finanziell steht diese dort zwar bei weitem nicht so gut dar; der Einfluss dürfte aber gerade deshalb ungebrochen sein.
Weiterer Aspekt: wenn darüber Einnahmen wegfallen werden die Kirchen mit Sicherheit ungeniert die Politik anbetteln, da ja dann für ihre ach so wichtige gesellschaftliche Relevanz weniger Geld zur Verfügung steht.
Über solche Nachrichten sollte man sich nicht zu früh freuen.
M. Landau am Permanenter Link
> keine Kirchenaustritte
Das stimmt so nicht. Dort nennt man das "débaptisation" also "Enttaufung". Es funktioniert wie ein Vereinsaustritt, denn der Staat ist da nicht involviert. Ein Brief an die zuständige Religionsinstitution, mit der Bitte um Bestätigung, und das war's.
Kirchen- bzw. Kultussteuer gibt es tatsächlich nicht, wie es sie in den meisten Ländern der EU nicht gibt.
https://fr.wikipedia.org/wiki/Débaptisation
English summary
https://en.wikipedia.org/wiki/Debaptism
Eine deutsche Version gibt es nicht, denn hier ist ja leider alles anders...
Heide am Permanenter Link
Mit „Keine Kirchensteuer, keine Kirchenaustritte“ habe ich nicht gemeint, dass es dort keine Möglichkeit des Kirchenaustritts gibt; ich meinte damit eher die Anzahl.
Und der Austritt wird in DE vor dem Staat erklärt, d.h. die Politik bekommt es auch als Statistik mit, während die französischen Zahlen nur grobe Schätzungen sind und angesichts der Zahlen niemanden interessieren.
Das Problem ist, wenn es keine Kirchensteuer gäbe, dann würde, siehe Frankreich, auch kaum einer austreten und die Kirchenlobbyisten könnten vor der Politik sich mit der Behauptung, es sind ja soundsoviel getauft und sie würden daher ja alle getauften vertreten, breitbrüstig aufstellen. Ich denke, der Einfluss der Kirchen auf die Politik ist in FR, auch wenn dort der Laizismus herrscht, nicht weniger stark als in DE. Nur werden die Kirchenmitglieder hier in nicht mehr allzu ferner Zukunft die 50%-Marke in DE unterschreiten, womit die Privilegien immer mehr in Frage gestellt werden können.
Da lobe ich mir doch das deutsche System.
M. Landau am Permanenter Link
Stimmt schon, nur ist die (katholische) Kirche offiziell nicht / real weit weniger als in Deutschland, in den Staat "verstrickt" und vor allem nicht in die Sozialsystem.
Die französischen Schätzungen sind deshalb so vage, weil sie nicht vom Staat erhoben werden, sondern es sind kircheneigene Zahlen, die auf der reinen Staatsebene irrelevant sind. Und genau da hakt es in Deutschland: die Macht der Kirchen über Geld, Arbeitsrecht, Zugriff auf die Mehrheit der Sozialeinrichtungen usw. Wenn es hier so laufen würde wie in Frankreich und auch anderen – den meisten - europäischen Staaten, wäre es mir zwar nicht egal – die Einflussnahme der katholischen Kirche in Frankreich, ist mir auch viel zu stark – aber die Lage wäre nicht so enorm repressiv. Ich möchte jenen, die sie wollen, keineswegs die Religion 'abgewöhnen', denn jede/r soll nach seiner/ihrer Fasson selig werden, aber wenn Religion auch staatlich organisierte Repression begünstigt und befördert, dann ist das weit schlimmer als nur 'nicht in Ordnung'.
Sorry, aber das deutsche System in dieser Weise lehne ich ab. Kirchensteuer, das ist finsteres Mittelalter und der staatlich organisierte Austritt aus den Staatskirchen ist noch nicht einmal ansatzweise Renaissance. Da waren sie anno 1648, beim Westfälischen Frieden, schon weiter als heute ...
BTW - rein statistisch betrachtet ist die Kirchensteuer tatsächlich der Hauptgrund für die Kirchenaustritte (soweit seit 1949 erfasst). Also, die MWSt. dauerhaft runter auf 8 und 9% und die Kirchensteuer rauf auf 16% (bis 31.12. - Kirchenbedienstete 5%) und dann wieder auf 19% (Kirchenbedienstete 7%). Dann dürfte sich das Problem Kirchen bis 2021/22 erledigt haben.
Heide am Permanenter Link
Und wie soll das alles dann abgeschafft und geändert werden? Haben Sie Vorschläge?
M. Landau am Permanenter Link
Schnell werden sich die Probleme mit Kirchen und Religionen in der Tat nicht zum Besseren wenden.
Was wollen wir überhaupt?
Religion für alle abschaffen? Das wäre die Rolle rückwärts dessen was Religionen den Menschen über Jahrhunderte angetan haben, denn letztlich spielt es keine Rolle ob man einen Menschen auf einem Scheiterhaufen postiert, um seine ketzerische Seele mit dem Feuer zu reinigen oder um ihm mit dem Feuer vom Aberglauben zu befreien. Mag überzogen klingen, aber genau das kann durchaus geschehen => der Islamische Staat macht seit vielen Jahren täglich so schreckliche Dinge, dagegen ist eine zünftige Verbrennung auf dem Scheiterhaufen nur leichte Unterhaltung...
Was Humanismus und Atheismus auf gar keinen Fall werden darf ist eine Religion des Nichtglaubens. IMHO sollte das Ziel die vollkommene / konsequente Trennung von Religion und Staat sein. Ich möchte ja niemandem etwas verbieten oder aufzwingen oder beides, sondern lediglich die Religion vom Staate lösen.
Wir müssen dabei natürlich auch darauf hoffen und vertrauen, dass politische Parteien religiöser Prägung von den Wähler-innen kein Kreuz mehr erhalten. Freilich wird das nicht so ganz von alleine kommen, da ist also langfristiges politisches Engagement gefragt. In meiner Lebensspanne hat sich da schon eine Menge getan, etwa seit meiner Studienzeit, Ende der 60er. Ich persönlich bin da gar nicht so pessimistisch, auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist, dass ich noch erleben werde, dass Menschen überall auf der Welt frei sein werden. Damals war es schon beinahe ein Skandal wenn jemand aus der Religionsgemeinschaft austrat. Heute wird das immer mehr zur Realität.
In vielen EU-Ländern, die oft sogar von der Kirche dominiert wurden, sind etwa „christliche“ Parteien, einfach verschwunden bzw. haben sich in andere, eher Bürgerliche, integriert – ausnahmslos konservative Parteien, wie etwa die EVP im EU-Parlament. Das ist zwar auch nicht gerade toll, aber wenigstens ist es ein Schritt hin zur Säkularisierung. Natürlich wird es immer wieder Entgleisungen geben und Politiker die, in ihrer religiösen Umnachtung, Dinger raushauen, wie etwa der Manfred Weber mit seiner christlichen Europavision… Andererseits ist es nicht mehr ganz so schlimm wie zu Adenauers Zeiten, wo Politisches mit Charles de Gaulle in der Kathedrale in Reims sozusagen „besiegelt“ wurde. Ich bleibe Optimistin: das religöse Grauen lässt langsam nach.
Man muss da schon realistisch bleiben und auf dem aufbauen, was es bereits gibt, um uns herum, etwa in Europa und das dann mit dem verknüpfen, mit dem was hier so los ist. Ein Beispiel wäre das Sozialwesen die unter der Tüttele der Kirche(n) stehen. Im Bereich des Arbeitsrechts gewinnt die EU da immer breiteren Einfluss. Gefeuerte Mitarbeiter, vor allem in sozialen Einrichtungen, wehren sich heute öfter und erfolgreich gegen den dogmatischen Irrsinn der klerikalen Arbeitgeber. Vor noch zehn Jahren wäre das undenkbar gewesen und die Kirchen hätten vor den zuständigen obersten deutschen Gerichten immer Recht bekommen (Stichwort: Tendenzbetriebe)
Das ist sicherlich nur ein kleiner Teilaspekt, aber er ist in der Öffentlichkeit ziemlich präsent.
Ich mag mich irren, aber der öffentliche Diskurs – auch vor COVID-19 – über Sozialeinrichtungen, speziell Pflege und Gesundheitswesen, sieht die Wirkung der Kirchen auf diesen Sektor heute keineswegs positiv. Solange natürlich ein stockkatholischer Jens Spahn, aus der Kirchenpartei, gerade 40 geworden und seit je her ein alter weißer Mann, da den Ton angibt, können wir Zukunftsorientiertes vergessen.
Was es nicht sein wird: der Paukenschlag und die Kirchen sind wech…
Was es auch nicht sein wird: Konsentierende Einigung mit den Kirchen. Wie Dialoge mit deren Repräsentanten sind gestalten, samt der durchweg dominanten Abwesenheit einer Ambition auf zugestandene Privilegien und Gelder zu verzichten, muss ich hier nicht ausführen, das ist nur zu gut bekannt. Andererseits verstehe ich, dass die Kleriker sich heute so vehement im „Bestandsschutz“ üben, denn das ist alles was sie noch tun können. Noch nie haben Kirchen je ein Privileg freiwillig aufgegeben. Es wäre also nicht nur naiv sondern sogar fahrlässig und auch dumm auf die Fähigkeit zur Einsicht und die Kompromissbereitschaft der reaktionären Greise des Klerus zu vertrauen.
Ich fürchte es wird nur den langwierigen und vielschichtigen demokratischen Weg geben, um das Problem zu lösen. Die Richtungen sind bereits vorgezeichnet und oft auch beschritten. Beharrlichkeit und Ausdauer sind wohl Teil des Rezepts und so manch bittere Pille wird es auch geben
Wie lange nur ist das schon her? »Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit«. Zu Zeiten Kants war das nur eine Theorie, ein Gedanken, eine Annahme. Heute WISSEN wir, dass es stimmt, aber es dauert eben … leider
Und doch, es ist in Frankreich anders, denn dort ist Religion reine Privatsache und in der Politik sind sie genauso Lobbyisten wie andere Konzerne oder Interessengemeinschaften, dort sind die Kirchen nicht von vorne herein im Staate integriert. Als Lobbyisten sind die Kleriker zwar nicht besser, transparenter oder sogar lauter und rechtschaffen, aber sie müssen wenigstens etwas leisten, um politisch und finanziell etwas abstauben zu können. Für den einzelnen Bürger reduziert sich die Frage auf die beitragsfreie Mitgliedschaft in einem Religionsverein. Ob man drin ist oder nicht, spielt im alltäglichen Leben keine Rolle, erst wenn man will und etwas dafür tut, ganz genau wie in jedem anderen Verein auch, dann erst wird manifest was man so glaubt...
M. Landau am Permanenter Link
Nachtrag zu - Was tun?
Die Kirchensteuer kann ebenfalls ein politisches Instrument sein. Wie bereits zuvor erwähnt ist die Kirchensteuer, seit 1949, durchweg und stetig, der Hauptgrund für die Kirchenaustritte. Wenn es also darum geht Menschen „aus der Kirche raus“ zu bekommen, bin ich ganz Ihrer Meinung zur Option der deutschen Lösung oder besser gesagt Prozedur; man könnte vielleicht die Gebühr wieder abschaffen und das Ganze per Post oder sogar online erledigen. Wenn Sie aber die Leute aus den Konfessionsvereinen – öffentlichen Rechts – raushaben, ist das eigentliche Problem immer noch akut und es könnte sogar sein, dass die Kirchenleute dann erst recht hyperaktiv werden, gefüttert von allgemeinen Steuergeldern. Die Kirchensteuer allein wird es – so oder so - nicht richten. Schaffen wir sie ab, werden die Menschen nicht mehr austreten – der Aufwand lohnt dann nicht mehr. Nicht mehr hingegangen sind die meisten Konfessionsmitglieder ohnehin schon lange nicht mehr und es wird, auf der Ebene des Bürgers, genau das eintreten, was bspw. in Frankreich seit langem üblich ist. Was aber passiert wenn die Kirchensteuer erhöht würde – etwa so wie ich das in meinem Steuer-Spaß-Programm, weiter oben, kurz „ersonnen“ habe? Vermutlich bis sehr wahrscheinlich würden dann zeitnah all jene austreten die ohnehin schon lange „Karteileiche“ waren. Aber dann sind wir wieder bei dem weiter oben beschriebenen Szenario. Fazit: das Ziel sind nicht die Menschen die in einem Konfessionsverein – ganz gleich welcher Rechtsform – Mitglieder sind, sondern die Institutionen und Apparatschik der Vereine sind Gegenstand der Betrachtung und auch das Ziel der Bemühungen um Säkularisierung. Nochmals: dem einzelnen Bürger werde ich niemals reinreden wollen, aber den Übergriffen der Kirchen, vor allem als Teil des Staatsgefüges und auf unsere Zivilgesellschaft muss beendet werden.
Beenden der staatlichen Zuwendung, Aufhebung des Status als AöR, Ende der Kirchensteuer bzw. Umwandlung in einen Beitrag (ggf. auch steuerlich absetzbar, wenn die Gemeinnützigkeit anerkannt wird). Das Arbeitsrecht – gleiches Recht für alle Arbeitnehmer-innen in der Republik/ in Europa, keine Sonderregelungen für Religiöse Arbeitgeber mehr. Keine Steuerprivilegien mehr, ganz gleich welcher Art. Die theologischen Fakultäten an den Hochschulen werden geschlossen. Keine religiösen Insignien in öffentlichen Institutionen, bspw. Schulen oder Justiz (Grüße an Herrn Söder im Gerichtskreuzzug). Und vieles mehr.
Glaubenskulte und die Orte bleiben unangetastet, denn, trotz aller Aversion gegen Religionen, halte ich an der Toleranz in dieser Weise fest. Wer nach Stonehenge pilgern möchte, um dort zu beten, der/die soll das in Freiheit tun können. Auch wenn es irritiert, ich halte das was in Rom, vor Kaiser Konstantin, rd. 900 Jahre Recht und Praxis war, für moderner und zukunftsorientierter als alles was wir seitdem in Europa hatten und haben, in Sachen religiöser Toleranz. Und auch ich fordere eine Gegenleistung: der unbedingte Respekt unserer freiheitlich-rechtlichen demokratischen Grundordnung. Vergessen wir eines nicht: die gelebte religiöse Toleranz war im alten Rom nicht nur ein philosophisches Bonmot, sondern eine real-politische Notwendigkeit – genau wie in unserer Gesellschaft heute auch; sogar die Gründe dafür sind sehr ähnlich. Es gab zahlreiche Faktoren die Rom haben zerfallen und dann untergehen ließen. Kaiser Konstantins Entscheidung die pluralistische Toleranz abzuschaffen und nur noch eine Staatsreligion zuzulassen, war dabei ein ziemlich dicker Sargnagel, denn diese Intoleranz war auch gleichzeitig Rechtsunsicherheit, Ablehnung und die Diskriminierung wichtiger Verbündeter in den Provinzen, auf die Rom angewiesen war und die sich nun bestenfalls vom Imperium abwendeten, schlimmstenfalls sogar gegen Rom wendeten. Heute heißt das alles zu einem Teil EU und Menschen auszugrenzen, warum auch immer, ist immer Ursprung von sinnlosen wie entbehrlichen Konflikten. Genau diesen Fehler machen die Kirchen seit langem und in endloser Wiederholung: sie benachteiligen Menschen massiv die nicht in „ihren Reihen“ stehen. Damit werden sie sich letztlich selbst versenken. Auch wenn mein Vergleich mit Rom abstrus anmutet, denn die damalige Gesellschaft ist mit der Heutigen kaum zu vergleichen, aber eines ist sicher: die Menschen damals waren dieselben und um die Menschen ging und geht es doch letztlich.