Evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer haben einen Beamtenstatus. Das bedeutet, die Kirche muss auch nach der Pensionierung finanziell für sie aufkommen. Das soll sich bald ändern, hat jetzt die Synode der Rheinischen Landeskirche beschlossen. Der Grund sind knappe Kassen.
Mitgliederschwund und immer weniger Geld aus der Kirchensteuer: Die evangelische Kirche muss sparen. Eine einschneidende Maßnahme hat die Rheinische Landeskirche auf ihrer Synode Anfang Februar beschlossen, Pfarrerinnen und Pfarrer nur noch als Angestellte beschäftigt werden, nicht mehr – wie bisher – als Beamte. Denn als Beamte sind sie teuer für die Kirchen: Die Gehälter sind vergleichbar mit denen von Studienräten im Staatsdienst, zudem erhalten sie im Ruhestand Pensionen aus kirchlichen Kassen. Und die finanzielle Gesundheitsversorgung beziehen sie von der Beihilfe kirchlicher Versorgungswerke. All das zehrt an den Rücklagen der Kirche.
Mit gut 2,2 Millionen Mitgliedern ist sie die zweitgrößte Landeskirche. Derzeit beschäftigt sie 3.150 Pfarrerinnen und Pfarrer als Vollzeitbeamte. Zwei Drittel sind 56 Jahre alt oder älter, gehen also in spätestens zehn Jahren in den Ruhestand. Bereits seit 2020 gibt es in der Rheinischen Landeskirche mehr pensionierte Pfarrer als solche im Dienst, und die Tendenz steigt. Damit kommen auch wachsende Kosten für Pensionen und Gesundheitsversorgung auf die Kirche zu. Schon jetzt seien Versorgungslasten von 1,3 Milliarden Euro noch nicht mit dem nötigen Kapitel gedeckt, sagt der rheinische Kirchefinanzchef Henning Boecker.
Bis 2030 will die Landeskirche für Versorgung und Beihilfe bei der Versorgungskasse einen Kapitaldeckungsgrad von 70 Prozent erreichen. Dafür soll die innerkirchliche Umlage von derzeit 18 auf 23 Prozent der Kirchensteuereinnahmen erhöht werden. Fast jeder vierte Euro aus Kirchensteuern würde dann an die Pensionäre gehen. Damit dies in der Zukunft nicht zum Dauerzustand wird, will die Kirche neue Pfarrer nicht mehr als Beamte, sondern als Angestellte beschäftigen. So ließe sich laut Evangelischem Pressedienst, über eine gesamte Dienstzeit gerechnet, eine Million Euro sparen, schreibt die katholische Wochenzeitung "Kirche + Leben".
Noch in diesem Jahr will die Rheinische Landeskirche einen konkreten Plan für den Übergang ausarbeiten, der dann auf der nächsten Synode 2026 beschlossen werden soll. Zudem will sie sich mit den anderen 19 evangelischen Landeskirchen beraten. Wenn diese kein vergleichbares Modell einführen, sondern weiterhin am Beamtenstatus für Pfarrer festhalten, werden sie für Berufsanfänger als Arbeitgeber attraktiver – angesichts der Nachwuchssorgen beim Pfarrerberuf könnte das im Rheinland zu Problemen bei der Stellenbesetzung führen.
Innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland führen die Pläne zu einer Abschaffung des Beamtenstatus für Pfarrer zu engagierten Diskussionen. Denn sie stellen auch das langgehegte Berufsbild in Frage. Etwa, wenn es um das Streikrecht oder die Wochenarbeitszeit von angestellten Priestern gilt, wie der Pfarrerinnen- und Pfarrerverein in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau e. V. schreibt. Feststeht: Das Leitbild vom Gemeindehirten, der rund um die Uhr für seine Schäfchen sorgt, ist längst überholt, aus vielen Gründen.

3 Kommentare
Kommentare
Martin Ganslmeier am Permanenter Link
Diese Maßnahme kommt wohl zu spät. Nicht nur 2/3 der Geistlichen sind über 56 Jahre alt, sondern wohl auch die Gläubigen bzw. Kirchensteuerzahler. Daher werden die Einnahmen dort deutlich abschmelzen.
A.S. am Permanenter Link
Die beste Art, die Kirchen los zu werden, ist, sie finanziell auszutrocknen.
Das muss man mit anderen Religionen auch so machen.
Ein Gott, der seine Kirche liebt, würde Geld regnen lassen.
Erfundene Götter können das leider nicht.
Leider ist zu befürchten, dass gläubige Politiker immer mehr Staatsknete für die "ach so wichtigen" Kirchen locker machen.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Zum letzten Satz deines Kommentars,
Ja, ist doch NUR Steuergeld welches auch von Atheisten eingezogen wird!