Das Entfernen der Penis-Vorhaut ist ein folgenschwerer Eingriff. Es ist ein großer Unterschied, ob dies bei einem einwilligungsunfähigen Kind fremdbestimmt durchgeführt wird oder ob sich ein Erwachsener aufgrund medizinischer Erwägungen bewusst dazu entscheidet. Würden Humanisten beschließen, zum Beispiel das Abschneiden eines Teils des Ohrläppchens bei ihren Kindern zum Ritual zu erheben, wäre die Empörung sicher groß – auch von religiöser Seite.
Ich war längst aus jeder Kirche ausgetreten und schon älter als 30 Jahre, als ich beschnitten wurde. Meine leichte Phimose war nicht der Grund, bisher hatte sie nie wirklich beim Liebemachen gestört. Eine beginnende Lichensklerose, die auf die Innenseite der Vorhaut übergriff, war der tiefere Grund für die Zirkumzision. Sollte sich die Sklerose weiter ausbreiten, hätte das zu einer wirklich üblen Vorhautverengung führen können und Lichensklerosen werden auch als Vorstufen möglichen Hautkrebses angesehen.
Freiwillige Entscheidung im Erwachsenenalter
Bei mir war aber alles noch harmlos. Ich wurde beschnitten, die Lichensklerose gestoppt und alles war gut. Wie ich beschnitten wurde? Ambulant, in der Praxis eines Urologen. Der Doc und seine Assistentin schnitten mir bei örtlicher Betäubung die ganze Vorhaut weg. Liegend war mir die Sicht aufs Operationsfeld durch einen Tuchvorhang versperrt, ab und zu sah ich blutige Hände übers Tuch aufsteigen, dann hielt der Doc eine Art Tintenfischring in einer Klemme, meinte "Das wär's!" und grinste.
Nichts hat wehgetan. Der Heilungsprozess dauerte knapp sechs Wochen, auch nicht schlimm. Ich könnte also Zeugnis ablegen für die Harmlosigkeit von Beschneidungen. Allerdings: Ich war eben schon über 30 Jahre alt, als ich das Praeputium verlor. Ich hatte mich freiwillig, wenn auch aus präventivmedizinischen Gründen, beschneiden lassen und mit dem Eingriff ging ich keinen Bund mit Gott oder sonst irgendwem ein – die gesetzliche Krankenversicherung einmal außen vor gelassen. Die Beschneidung von Säuglingen oder Jungen allerdings lehne ich strikt ab, weil sie vor allem mit Macht und Unterwerfung zu tun hat und rein gar nichts mit wirklichem Mitgefühl für ein Kind.
Endlich abschaffen: Körperverletzung durch Privilegierte
Wo, außer in religiösen Kartellen, Großkirchen und Sekten wäre es noch möglich, öffentlich (!) an den Genitalien eines Jungen herumzufuhrwerken und ihm einen Teil seines Körpers abzutrennen, sich dabei auf (abergläubische) Traditionen, Rituale und einen damit verbundenen (von Menschen erdachten) Gott zu berufen?
Kann sich irgendjemand den Aufschrei der Öffentlichkeit vorstellen, wenn zum Beispiel organisierte Atheisten- beziehungsweise Humanisten-Eltern unter zertifiziert-fachmedizinischer Betreuung ihren örtlich betäubten Kindern als Säuglinge einen kleinen Teil ihrer Ohrläppchen abschnitten und behaupteten, dies sei notwendig zur Stiftung einer humanistischen Communio? Und symbolisch bedeute es, dass das Kind sein Ohr nicht jedem Scharlatan leihen solle. Es erfahre so körperlich, dass sein Ohr (im übertragenen Sinne) nicht zu ver-"leihen" sei, dass nur intakter Verstand und ein weitgehend intaktes Ohr das Hörverstehen humanistischer Botschaften ermögliche und vor den Einflüsterungen der Abergläubischen schütze.
Vor dem Gesetz sind längst nicht alle gleich
Die Hölle wäre los, Kirchenvertreter aller Couleur würden sich öffentlich empören, Politik, Medien, Justiz und Polizei würden gegen die Entferner eines kleinen Stücks unterer Ohrläppchen drastisch vorgehen. Ich sage nur: Körperverletzung, Misshandlung von Schutzbefohlenen, Paragraf 225 StGB!
Würde man Einwände der atheistischen "Eiferer/Fanatiker/Fundamentalisten" gelten lassen? Etwa den, dass den Kindern kein wirklich spürbarer Schmerz zugefügt würde? Schreibt Wikipedia nicht: "Das Ohrläppchen (lat. Lobulus auriculae) ist der weiche Anhang am unteren Teil der Ohrmuschel. Es dient keiner bekannten biologischen Funktion. (…) Das Ohrläppchen ist nicht sonderlich schmerzempfindlich (Selbstversuche durch Zwicken werden das bestätigen, Anm. d. Autors) und wird deshalb zur Bluttropfenabnahme zu Laborzwecken genutzt."
Natürlich würde der Einwand weggefegt. Das Recht des Kindes auf körperliche Unversehrtheit und (zukünftige) Selbstbestimmung seien schließlich höher zu bewerten als die nur scheinbar unantastbaren Rituale und jungen Traditionen organisierter Weltanschauler.
Warum nicht das Ritual reformieren?
Auch der Versuch der Atheisten zu erklären, dass ein Ohrläppchen ohne Schaden für den Menschen entbehrlich und überhaupt in vielen Kulturen das Ohrläppchen der Ort mancher Beschneidung, Tätowierung, Verstümmelung sei, würde nicht fruchten – ebenso wenig wie der Hinweis, dass in vielen Kulturen über vielerlei Schmuck Ohren verformt, gelöchert oder vergrößert würden, die organisierten Humanisten sich da nur auf uralte Traditionen besännen, die sie nun auch in ihre Rituale einbinden wollten.
All dies würde weltweit ausgelacht, zu Recht natürlich. Warum dann aber die Beschneidung von Säuglingen am achten Tag nach der Geburt (Judentum) oder später im Säuglings- oder Kindesalter (Islam) als Wohltat gilt, das weiß wohl nur jener fiktive Gott allein, von dem seine Anhänger wähnen, die Beschneidung besiegelte den Bund mit dieser Fantasie-Figur.
Und wenn denn nun religiöse Gemeinschaften partout nicht von der Beschneidung absehen wollen, warum dann nicht das Ritual reformieren und sie in einem Alter durchführen, in dem ein junger Mann mündig genug wäre, den Akt und dessen Folgen souverän und eigenverantwortlich abzuschätzen? Solche neue Freiheit wäre dann wirklich ein Zeugnis von Menschenliebe.
23 Kommentare
Kommentare
Dr. Jochen Lengerke am Permanenter Link
Besten Dank für diese unaufgeregte, sachliche Darstellung, sehr geehrter Herr Herholz!
Allerdings: Es handelt sich um einen medizinischen Eingriff, der bei nicht mündigen Kindern ausschließlich nach medizinischen Gesichtspunkten zu indizieren ist.
Was Erwachsene angeht, so mögen diese mit ihrem Schniedel anstellen, was immer sie wollen: Tätowierung, Piercing oder Beschneidung. (Ich persönlich halte die dritte Option für die weitaus beste.)
Edward von Roy am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Dr. Lengerke,
auch Sie, ein bis Sommer 2020 praktizierender Orthopäde, kann in Bezug auf das männliche Genital die anatomischen Tatsachen kennen. Es erstaunt, dass Sie zum Schluss kommen: "Auch ich kann die Harmlosigkeit der Circumcision bestätigen".
Bereits die medizinisch indizierte Zirkumzision verursacht, und wir reden nicht von den zahlreichen Komplikationen, großen lebenslangen Schaden. Die Vorhaut ist sensibler als die menschlichen Lippen oder Fingerspitzen.
Auch ein Orthopäde kann sich ins Thema einarbeiten und dann bedauern, dass Gerd Herholz versäumt, hat, die sensorisch-sexuelle Bedeutung der Vorhaut darzustellen. Bei einer Zirkumzision werden die für das sexuelle Erleben zentralen Körperteile des Penis amputiert, das Gefurchte Band, die innere Vorhaut, das Frenulum (Bändchen) und das Frenulare Delta, die Katastrophe wird nicht geringer, wenn Sie drei "c" verwenden und wie ein Engländer oder Amerikaner circumcision schreiben.
Die rituelle Zirkumzision aber, und gerade auch um diese geht es im Text von Gerd Herholz (Beschneidung, Beschneider und Beschnittene), verharmlosend Beschneidung genannt, ist eine schwere Menschenrechtsverletzung, vergleichbar einer FGM Typ Ib Klitoris(teil)amputation oder einer FGM Typ II Schamlippen(teil)amputation.
Der Leser kann über die Motivation eines Orthopäden nur mutmaßen, der schreibt: "In der Tat: Auch ich kann die Harmlosigkeit der Circumcision bestätigen - und zwar sowohl hinsichtlich des Eingriffs selbst, als auch hinsichtlich Spätfolgen."
S2k Leitlinie Phimose und Paraphimose, Stand 15.09.2017: "Im Verhältnis zur Vorhaut ist die Eichel selbst relativ arm an Tastkörperchen". Bei BJU leist jedermann zu Sorrells et al. "The most sensitive location on the circumcised penis was the circumcision scar on the ventral surface", "The transitional region from the external to the internal prepuce is the most sensitive region of the uncircumcised penis and more sensitive than the most sensitive region of the circumcised penis. Circumcision ablates the most sensitive parts of the penis."
Kind ist Junge oder Mädchen. Noch die geringst invasive Form der weiblichen Genitalverstümmelung (FGM) muss verboten werden, weltweit, also auch FGM Typ Ia oder Typ IV. Eine Legalisierung beispielsweise der sogenannten milden Sunna (FGM Typ Ia oder IV nach der Klassifikation der WHO) ist zu verhindern. Der schafiitische Fiqh ebenso wie das schiitische Islamische Recht der Bohra (aller, nicht nur der Dawudi Bohra) unterscheidet hinsichtlich der religiösen Pflicht (wâdschib, farD) zum Beschneiden zwischen Junge und Mädchen nicht. Die Rechtsschule der Schafiiten ist vorherrschend in Malaysia, Indonesien, Dagestan, Kurdistan, Somalia, in Teilen Ägyptens. überall dort ist der Kampf gegen die weibliche Genitalverstümmelung ein besonders schwieriger.
Im diesem weltweit gebotenen Kampf gegen die FGM hätte nicht unwidersprochen zu bleiben, wenn jemand öffentlich sagt:
Und wenn denn nun religiöse Gemeinschaften partout nicht von der Beschneidung absehen wollen, warum dann nicht das Ritual reformieren und es in einem Alter durchführen, in dem eine junge Frau mündig genug wäre, den Akt und dessen Folgen souverän und eigenverantwortlich abzuschätzen?
Gerd Herholz: "Und wenn denn nun religiöse Gemeinschaften partout nicht von der Beschneidung absehen wollen, warum dann nicht das Ritual reformieren und sie in einem Alter durchführen, in dem ein junger Mann mündig genug wäre, den Akt und dessen Folgen souverän und eigenverantwortlich abzuschätzen?"
Antrag abgelehnt. Ob Junge oder Mädchen, Beschneidung ist niemals „neue Freiheit“.
Mit freundlichen Grüßen
Edward von Roy, Diplom-Sozialpädagoge (FH)
Dr. Jochen Lengerke am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr von Roy,
für manche mag beeindruckend sein, was Sie sich da alles angelesen haben. Beeindruckend auch, dass Sie sich ein Urteil herausnehmen, was ich als Facharzt wissen sollte. Als Gipfel der Anmaßung empfinde ich, dass Sie, Herr Diplom-Sozialpädagoge (FH), mir erklären wollen, wie mein Penis funktioniert.
Ein wenig erinnert mich das an das Statement von Physikern, die vor Jahren anhand ihrer profunden Kenntnisse festgestellt haben, dass eine Hummel nicht fliegen kann.
Nehmen Sie zur Kenntnis, Herr von Roy: Ich kenne mich mit meinen Sexualorganen bestens aus und bedarf Ihrer Belehrungen nicht. Und ja: Sie funktionieren einwandfrei - trotz Ihrer neuroanatomischen Bedenken hinsichtlich meiner Circumcision.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Jochen Lengerke
Edward von Roy am Permanenter Link
Sehr geehrter Dr. Lengerke,
bei der rituellen Zirkumzision - Sie schreiben Circumcision - reden wir über eine schwere Menschenrechtsverletzung. Wenn wir über die Beschneidung reden, geht es um alle Kinder, also auch die Mädchen, und Kind ist Mensch unter achtzehn Jahre. Wenn wir über die männliche Beschneidung reden, geht es um Jungen und Männer, nämlich um die lebenslangen schweren schädlichen Folgen der Zirkumzision.
Leider sprechen Sie - und spricht auch Gerd Herholz - über den eigenen Körper. Sinngemäß sagen Herholz und Sie: ich fühle mich ok, mein Körper ist prima, mein Penis ist prima. Gegen dieses positive Selbstbild möchte gewiss niemand etwas einwenden, aber um Ihr Sexualorgan geht es doch gar nicht.
Um die MGM und FGM geht es. Um Ihren Körper geht es nicht.
Dass es ein Orthopäde wagt, öffentlich die männliche Beschneidung, sowohl die rituelle als auch, siehe Herholz und Lichen sclerosus (LS), die medizinisch relativ indizierte Bescneidung pauschal als harmlos darzustellen: "ich kann die Harmlosigkeit der Circumcision bestätigen - und zwar sowohl hinsichtlich des Eingriffs selbst, als auch hinsichtlich Spätfolgen", darf nicht unwidersprochen bleiben.
Warum verschweigen Sie, als ein gelernter Arzt, die anatomischen Fakten - Gefurchtes Band, Frenulares Delta, Frenulum - ebenso wie die negativen sexuellen Folgen der Zirkumzision, auch die partnerschaftlichen Folgen?
Die für das männliche sexuelle Erleben zentralen Körperteile des Genitals werden amputiert. Nicht die Eichel, sondern die männliche Vorhaut ist so sehr Quelle der Lust wie die Klitoris.
Kind ist Junge oder Mädchen. Warum weichen Sie dem Thema FGM aus? Noch die geringst invasive Form der weiblichen Genitalverstümmelung (FGM) muss verboten werden, weltweit, also auch FGM Typ Ia oder Typ IV. Eine Legalisierung beispielsweise der sogenannten milden Sunna (FGM Typ Ia oder IV nach der Klassifikation der WHO) ist zu verhindern. Der schafiitische Fiqh ebenso wie das schiitische Islamische Recht der Bohra (aller, nicht nur der Dawudi Bohra) unterscheidet hinsichtlich der religiösen Pflicht (wâdschib, farD) zum Beschneiden zwischen Junge und Mädchen nicht. Die Rechtsschule der Schafiiten ist vorherrschend in Malaysia, Indonesien, Dagestan, Kurdistan, Somalia, in Teilen Ägyptens. überall dort ist der Kampf gegen die weibliche Genitalverstümmelung ein besonders schwieriger.
Sehr geehrter Dr. Lengerke, bitte Sie Ihre Kampagne gegen die Wahrheit. Eine Beschneidung ohne schwere lebenslange Beschädigung, eine "Harmlosigkeit der Circumcision" gibt es nicht.
Ob rituelle oder medizinisch relativ indizierte Beschneidung an Jungen oder Männern, es geht um eine Genitalverstümmelung, die sexualsensorisch einer FGM Typ Ib Klitoris(teil)amputation entspricht oder einer FGM Typ II Amputation der Schamlippen.
Im weltweit gebotenen Kampf gegen die FGM hätte nicht unwidersprochen zu bleiben, wenn jemand öffentlich sagt:
Und wenn denn nun religiöse Gemeinschaften partout nicht von der Beschneidung absehen wollen, warum dann nicht das Ritual reformieren und es in einem Alter durchführen, in dem eine junge Frau mündig genug wäre, den Akt und dessen Folgen souverän und eigenverantwortlich abzuschätzen?
Gerd Herholz: "Und wenn denn nun religiöse Gemeinschaften partout nicht von der Beschneidung absehen wollen, warum dann nicht das Ritual reformieren und sie in einem Alter durchführen, in dem ein junger Mann mündig genug wäre, den Akt und dessen Folgen souverän und eigenverantwortlich abzuschätzen?"
Antrag abgelehnt. Ob Junge oder Mädchen, Beschneidung ist niemals „neue Freiheit“.
Auch die medizinisch relativ indizierte Zirkumzision an einem Jungen - jahrzehntelange deutsche Scheindiagnose Phimose - oder einem Mann ist niemals „neue Freiheit“.
Mit freundlichen Grüßen
Edward von Roy, Diplom-Sozialpädagoge (FH)
Edward von Roy am Permanenter Link
Korrektur, ein Wort, beenden, ist nachzutragen.
bitte Sie Ihre Kampagne
bitte beenden Sie Ihre Kampagne
ganzer Satz
Sehr geehrter Dr. Lengerke, bitte beenden Sie Ihre Kampagne gegen die Wahrheit. Eine Beschneidung ohne schwere lebenslange Beschädigung, eine „Harmlosigkeit der Circumcision“ gibt es nicht.
Edward von Roy am Permanenter Link
Korrektur, ein Wort, beenden, ist nachzutragen.
bitte Sie Ihre Kampagne
bitte beenden Sie Ihre Kampagne
ganzer Satz
Sehr geehrter Dr. Lengerke, bitte beenden Sie Ihre Kampagne gegen die Wahrheit. Eine Beschneidung ohne schwere lebenslange Beschädigung, eine „Harmlosigkeit der Circumcision“ gibt es nicht.
Edward von Roy am Permanenter Link
Sehr geehrter Dr. Lengerke,
bei der rituellen Zirkumzision – Sie schreiben Circumcision – reden wir über eine schwere Menschenrechtsverletzung. Wenn wir über die Beschneidung reden, geht es um alle Kinder, also auch die Mädchen, und Kind ist Mensch unter achtzehn Jahre. Wenn wir über die männliche Beschneidung reden, geht es um Jungen und Männer, nämlich um die lebenslangen schweren schädlichen Folgen der Zirkumzision.
Leider sprechen Sie – und spricht auch Gerd Herholz – über den eigenen Körper. Sinngemäß sagen Herholz und Sie: ich fühle mich ok, mein Körper ist prima, mein Penis ist prima. Gegen dieses positive Selbstbild möchte gewiss niemand etwas einwenden, aber um Ihr Sexualorgan geht es doch gar nicht.
Um die MGM und FGM geht es. Um Ihren Körper geht es nicht.
Dass es ein Orthopäde wagt, öffentlich die männliche Beschneidung, sowohl die rituelle als auch, siehe Herholz und Lichen sclerosus (LS), die medizinisch relativ indizierte Bescneidung pauschal als harmlos darzustellen: „ich kann die Harmlosigkeit der Circumcision bestätigen – und zwar sowohl hinsichtlich des Eingriffs selbst, als auch hinsichtlich Spätfolgen“, darf nicht unwidersprochen bleiben.
Warum verschweigen Sie, als ein gelernter Arzt, die anatomischen Fakten – Gefurchtes Band, Frenulares Delta, Frenulum – ebenso wie die negativen sexuellen Folgen der Zirkumzision, auch die partnerschaftlichen Folgen?
Die für das männliche sexuelle Erleben zentralen Körperteile des Genitals werden amputiert. Nicht die Eichel, sondern die männliche Vorhaut ist so sehr Quelle der Lust wie die Klitoris.
Kind ist Junge oder Mädchen. Warum weichen Sie dem Thema FGM aus? Noch die geringst invasive Form der weiblichen Genitalverstümmelung (FGM) muss verboten werden, weltweit, also auch FGM Typ Ia oder Typ IV. Eine Legalisierung beispielsweise der sogenannten milden Sunna (FGM Typ Ia oder IV nach der Klassifikation der WHO) ist zu verhindern. Der schafiitische Fiqh ebenso wie das schiitische Islamische Recht der Bohra (aller, nicht nur der Dawudi Bohra) unterscheidet hinsichtlich der religiösen Pflicht (wâdschib, farD) zum Beschneiden zwischen Junge und Mädchen nicht. Die Rechtsschule der Schafiiten ist vorherrschend in Malaysia, Indonesien, Dagestan, Kurdistan, Somalia, in Teilen Ägyptens. überall dort ist der Kampf gegen die weibliche Genitalverstümmelung ein besonders schwieriger.
Sehr geehrter Dr. Lengerke, bitte beenden Sie Ihre Kampagne gegen die Wahrheit. Eine Beschneidung ohne schwere lebenslange Beschädigung, eine „Harmlosigkeit der Circumcision“ gibt es nicht.
Ob rituelle oder medizinisch relativ indizierte Beschneidung an Jungen oder Männern, es geht um eine Genitalverstümmelung, die sexualsensorisch einer FGM Typ Ib Klitoris(teil)amputation entspricht oder einer FGM Typ II Amputation der Schamlippen.
Im weltweit gebotenen Kampf gegen die FGM hätte nicht unwidersprochen zu bleiben, wenn jemand öffentlich sagt:
Und wenn denn nun religiöse Gemeinschaften partout nicht von der Beschneidung absehen wollen, warum dann nicht das Ritual reformieren und es in einem Alter durchführen, in dem eine junge Frau mündig genug wäre, den Akt und dessen Folgen souverän und eigenverantwortlich abzuschätzen?
Gerd Herholz: „Und wenn denn nun religiöse Gemeinschaften partout nicht von der Beschneidung absehen wollen, warum dann nicht das Ritual reformieren und sie in einem Alter durchführen, in dem ein junger Mann mündig genug wäre, den Akt und dessen Folgen souverän und eigenverantwortlich abzuschätzen?“
Antrag abgelehnt. Ob Junge oder Mädchen, Beschneidung ist niemals „neue Freiheit“.
Auch die medizinisch relativ indizierte Zirkumzision an einem Jungen – jahrzehntelange deutsche Scheindiagnose Phimose – oder einem Mann ist niemals „neue Freiheit“.
Mit freundlichen Grüßen
Edward von Roy, Diplom-Sozialpädagoge (FH)
Dr. Jochen Lengerke am Permanenter Link
Ich schrieb in meinem ersten Kommentar, dass das Leugnen der Harmlosigkeit der Circumcision der humanistischen Sache einen Bärendienst tut. Leider wird das von Ihnen, sehr geehrter Herr von Roy, nicht verstanden.
Versuchen Sie, sich in die Position eines religiös motivieren Befürworters der Circumcision zu versetzen. Aus eigener Erfahrung weiß er, dass die Argumentation des Nervenenden-Zählers falsch ist. Im Bestreben, die kultische Beschneidung zu rechtfertigen, wird er diese falsche Argumentation nutzen, um seine, nämlich die religiöse, zu stützen.
Gewiss: Diese Rechtfertigung ist falsch, wird aber mit hinreichender Sicherheit angebracht werden. Auf diesen Denkfehler wollte der Autor, Herr Herholz, hinweisen - und ich habe ihn darin bestätigt.
Darum noch einmal: Es gibt zahlreiche fundierte Gründe, die religiös motivierte Beschneidung abzulehnen. Defizite durch die Circumcision beim Mann gehören, wie den allermeisten Betroffenen offensichtlich, nicht dazu.
Gerd Herholz am Permanenter Link
Vielen Dank für die Veröffentlichung des Beitrags.
SG aus E am Permanenter Link
Die Öffentlichleit würde sich zurecht sehr wundern, wenn organisierte Atheisten und Humanisten beginnen würden, ihre Kinder am Ohrläppchen körperlich zu markieren.
Im Grunde ist es müßig, den seit mehr als 2.300 Jahren schwelenden Streit um die Knabenbeschneidung mit den immergleichen Argumenten weiterzuführen. Die alten Griechen nannten die Zirkumzision 'barbarisch' (weil nicht-griechisch), der Autor nennt sie 'archaisch', was aus heutiger Sicht ungefähr das Gleiche bedeutet. Einen Schritt weiter bringen würde es uns, wenn der Humanismus seine Position zu medizinisch nicht notwendigen Operationen an Kindern genauer beschreiben würde: Wie steht es um Kieferkorrekturen, das Anlegen abstehender Ohren, das Entfernen überzähliger Finger, sog. geschlechtsangleichende Operationen an Kindern?
Wichtiger ist jedoch die Frage, wie mit der weltanschaulichen Pluralität in Deutschland umzugehen sei. Wenn Gerd Herholz empfiehlt: „Beschneidung gehört abgeschafft, am besten von Glaubensgemeinschaften selbst”, spricht er sich für höheren Assimilationsdruck aus. Ähnlich übergriffig ist es, wenn er religiöse Erziehung pauschal als „Gehirnwäsche” bezeichnet. Das Verhältnis der Humanisten zur pluralen Gesellschaft ist und bleibt unklar.
—
(1) https://www.medpertise.de/handfehlbildungen-hand-fehlstellungen/
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Fehlbildung
„Bei einigen Besonderheiten, wie etwa dem Vorhandensein eines Schwanzes oder zusätzlicher Finger oder Zehen (Polydaktylie), ist die Behandlung durch Amputation aus ästhetischen Gründen zwar verbreitet, aber medizinisch meist nicht notwendig. Ebenfalls medizinisch behandelt wird in den meisten Ländern der Hermaphroditismus, wogegen sich Betroffene in Protestbewegungen zusammengeschlossen haben.”
Edward von Roy am Permanenter Link
In der kulturellen Moderne ist das männliche oder weibliche Genital kein Stammeseigentum, auch der Kinderpenis ist kein Familienbesitz.
Anders als man es 2012 im Bundestag glaubte, haben Eltern eben nicht das Recht, das Geschlechtsorgan ihres Sohnes auf eigenen Wunsch hin oder himmlischen Befehl zurechtzuschnitzen.
Auch eine intensive persönliche Gottesfurcht berechtigt keineswegs, den Körper eines anderen zu verletzen, ein anderer Begriff von körperlicher Unversehrtheit ist auch dem deutschen Grundgesetz nicht zu entnehmen.
Unser klares Nein zur sogenannten Medikalisierung, weder für die weibliche noch für die männliche Genitalverstümmelung ist die Verlagerung in Arztpraxis oder Hospital zu fordern und schon gar nicht in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenlassen aufzunehmen.
Als irreversible Vernichtung der penilen Strukturen Gefurchtes Band (ridged band) und zumeist auch Frenulares Delta (frenular delta) bedeutet das Wegschneiden der Vorhaut des Penis die Zerstörung der männlichen sexuellen Lustquelle Nummer Eins.
Völlig altersgemäß sind Kinder (Kind ist Mensch unter achtzehn Jahren) nicht fähig, die lebenslangen nachteiligen Folgen für Sexualität und Partnerschaft abzuschätzen, die sich aus einer Genitalbeschneidung ergeben.
Ob Junge oder Mächen: Keine Beschneidung unter 18.
.
.
An den
Deutschen Bundestag
Petitionsausschuss
20. Juli 2012
Pet 4-17-07-451-040847
Petition gegen Beschneidung BGB § 1631d
Text der Petition
Der Deutsche Bundestag möge beschließen, Personensorgeberechtigten jede rituelle, medizinisch nicht indizierte Beschneidung eines Jungen (Zirkumzision) oder eines Mädchens (nach der Typisierung der World Health Organisation die FGM vom Typ I, II, III, IV) im Hinblick auf die Verwirklichung der körperlichen Unversehrtheit des Kindes oder Jugendlichen bis zu dessen Volljährigkeit zu untersagen. Um dem Individuum die Option auf ein Leben mit unversehrten Genitalien und mit der Option auf eine selbstgeschriebene Biographie zu ermöglichen, insbesondere im Hinblick auf die Entscheidung, ob eine lebenslange Sexualität mit oder ohne Präputium (Junge) oder Klitorisvorhaut (Mädchen) verwirklicht wird, möge der Bundestag beschließen, in das Bürgerliche Gesetzbuch Buch 4 Familienrecht Abschnitt 2 Verwandtschaft Titel 5 Elterliche Fürsorge § 1631 Inhalt und Grenzen der Personensorge einzufügen:
§ 1631d
Verbot der rituellen Genitalmutilation
Die Eltern können nicht in eine rituelle, medizinisch nicht indizierte Beschneidung ihres Sohnes (Zirkumzision) oder ihrer Tochter (nach der Typisierung der World Health Organisation die FGM vom Typ I, II, III, IV) einwilligen. Auch das Kind selbst kann nicht in die Beschneidung einwilligen. § 1909 findet keine Anwendung.
Begründung
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (AEMR, Paris 10.12.1948) und das auf ihr beruhende Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland (23.05.1949) richten sich zuallererst an den Menschen als Individuum und nicht, wie in der von Stammesreligion, Rechtspluralismus und Initiationsriten geprägten kulturellen Vormoderne, an den Menschen als Angehörigen eines ethnoreligiösen Kollektivs, (...)
https://www.pastafari.eu/2012/07/stoppt-die-beschneidung-von-kindern-aus/
Edward von Roy am Permanenter Link
·
Nein zur Verharmlosung der Zirkumzision, keine medizinisch unnötige Genitaloperation auch auf Wunsch des Mädchens oder des Jungen
Sommer 2020, Gerd Herholz zeigt Phantasie und will künftig die Beschneidung "in einem Alter durchführen, in dem ein junger Mann mündig genug wäre, den Akt und dessen Folgen souverän und eigenverantwortlich abzuschätzen".
Er sollte bedenken, dass eine deutsche Befragung des älteren Jungen wegen einer Beschneidung auf Wunsch dieses Minderjährigen organisatorisch wie juristisch diversen Normen und Standards unterliegt, beispielsweise im BGB § 630d Einwilligung, § 630e Aufklärungspflichten, § 1631d Beschneidung des männlichen Kindes, im StGB § 226a Verstümmelung weiblicher Genitalien.
Die beiden letztgenannten Paragraphen wird man möglicherweise bald geschlechtsneutral neuformulieren, statt, wie geboten, den verfassungswidrigen § 1631d BGB ersatzlos zu streichen und durch einen überarbeiteten StGB § 226a unzweideutig auch die FGM Typ Ia Klitorisvorhautamputation sowie jegliche FGm Typ IV zu untersagen. Mit der Istanbul-Konvention, Convention on preventing and combating violence against women and domestic violence, sind FGM Typ Ia und FGM Typ IV gestattet, der dortige Artikel 38 Verstümmelung weiblicher Genitalien schützt lediglich Schamlippen und Klitoris, von Klitorisvorhaut oder von rituellem Einschnitt oder Nadelstich ist nicht die Rede.
Der immense und irreparable Schaden jeder Zirkumzision ist, wie Sorrels et al. (2007) und Frisch et al. (2011) doch wohl belegen, für jeden Arzt Grund genug, eine medizinisch unnötige Beschneidung abzulehnen, weshalb auch die Genfer Deklaration des Weltärztebundes nicht dazu herangezogen werden kann, eine solche, durch einen Jugendlichen gewünschte Amputation am Genital zu rechtfertigen. Eine angebliche pauschale Schadenfreiheit und Schadenslosigkeit ("Harmlosigkeit") der Zirkumzision würde allerdings den guten ärztlichen Standard des Primum non nocere aushebeln, Vorhautabschneiden wäre dann so harmlos wie Haareschneiden.
Obwohl die Leitlinien für Ärzte rechtlich nicht bindend sind und haben daher weder haftungsbegründende noch haftungsbefreiende Wirkung haben, setzt auch die S2k Leitlinie Phimose und Paraphimose Stand 15.09.2017 einen wichtigen Standard:
"Eine Therapie der primären oder sekundären Phimose sollte nur dann erfolgen, wenn die Patienten Beschwerden haben oder solche unmittelbar zu erwarten sind" (Empfehlung 4.)
Gemäß der S2k Phimose und Paraphimose verbieten sich Beschneidungen auf Elternwunsch ebenso wie Beschneidungen auf Kindeswunsch, zumal von jedem Leser der Leitlinie auch das Ausmaß einer Schädigung durch die unnötige Zirkumzision erschlossen werden werden kann:
"Die Aufnahme von mechanischen Reizen erfolgt ineiner Reihe von spezialisierten Nervenendigungen, die sich in großer Anzahl in der Vorhautfinden. Meissner-Tastkörperchen reagieren vor allem auf schnelle, Merkel-Körperchen auf langsame Druckveränderungen, Vater-Pacini-Körperchen sind verantwortlich für das Vibrationsempfinden. Freie Nervenendigungen (Nozizeptoren) in der Vorhaut sind verantwortlich für das Schmerzempfinden. Im Verhältnis zur Vorhaut ist die Eichel selbst relativ arm an Tastkörperchen, was nahelegt, dass die Vorhaut zum Erleben sexueller Empfindungen eine wichtige Rolle spielt (Cold 1999)." "Cold CJ, Taylor JR. The prepuce. BJU Int 1999;83 Suppl. 1:34-44." (Siehe Quelle.)
Im diesem Monat September 2020 ist die nächste Überprüfung dieser Leitlinie zur Zirkumzision geplant, die 1999 erstellt worden war und zuletzt 2017 überarbeitet wurde. Bleibt zu hoffen, dass in diesen Tagen kein verbissener Verharmloser der Beschneidung mitprüfen darf, faktenfern wie jener Orthopäde aus Osnabrück:
"In der Tat: Auch ich kann die Harmlosigkeit der Circumcision bestätigen – und zwar sowohl hinsichtlich des Eingriffs selbst, als auch hinsichtlich Spätfolgen."
Nicht die Eichel, die männliche Vorhaut ist so sehr Quelle der Lust wie die Klitoris, doch Gerd Herholz kann wissen, dass es bei einer Beschneidung auf Kindeswunsch nicht lediglich um diese - objektiv gegebene, in diesen Tagen auf hpd durch ihn ebenso wie durch Dr. L. verleugnete? - Dimension drastisch verringerter Sexualsensorik gehen würde.
Die stets einer FGM Typ Ib oder II entsprechende Zirkumzision ist eine schwere Menschenrechtsverletzung, die in der kulturellen Moderne der einen, unteilbaren Menschheit keinen Platz hat.
Das Beispiel der Xhosa - das Ritual Ulwaluko - verdeutlicht uns, dass auch 15 oder 16 Jahre alte Jungen nicht fähig sind, sich dem hohen Konformitätsdruck zum Beschnittensein zu widersetzen. "Ndiyindoda!", hatte der 16 Jahre alte Xhosa Nelson Mandela zu rufen: "I`m a man!"
Wer gegen FGM arbeitet, sollte vom Mau Mau Aufstand wissen und auch ein noch so antikolonial fühlendes Mädchen nicht rufen lassen: "Ngaitana – I will circumcize myself", auch wenn nur die ggf. kindliche Wunsch-FGM hundertprozentige genitale Selbstbestimmung ist, genital autonomy.
Machen wir uns nichts vor, die beschneidungskulturell aufwachsenden Jungen im Stadtviertel würden, sobald sie ihren Beschneidungswunsch vor einem Jugendgericht oder Jugendamt oder Arzt äußern dürfen, einander unter Druck setzen: Du willst dich nicht beschneiden, hast du Angst oder was, bist du schwul oder was? Etliche Männer würden die Beschneidungsverweigerer verhöhnen: Habt ihr keine Ehre oder was? Die Älteren oder jüngeren Religiösen würden den Zorn des Himmels befürchten.
Es ginge also nicht nur um die gemindert penile Sensorik und auch Funktion (die doppelschichtige Vorhaut lässt die Schafthaut des Penis vor und zurück über den Penisschaft zu gleiten, die Zirkumzision ändert die Mechanik des Koitus mit spürbaren Folgen auch für die Geschlechtspartnerin), die durchaus häufigen Komplikationen der Operation sind nicht zu vergessen.
Es geht sofort auch um Religionspflicht und Religionsrecht, um Ansehen oder Ansehensverlust in der Community.
Die äthiopischen Christen beschneiden seit 2000 Jahren, die koptischen seit 1000 Jahren. Selbst eine vor wenigen Jahrzehnten gegründete kleine afrikanische Kirche hat das Beschneidungsritual an Jungen in ihr Verständnis von Frömmigkeit und Wohlverhalten integriert. In den USA ist seit mehreren Generationen die Beschneidung beinahe kulturell verankert zu nennen, zum Glück für alle amerikanischen Kinder sinkt die Quote - das Verdienst der dortigen mutigen Intaktivisten.
Gerd Herholz weiß, dass das deutsche Recht zwischen Junge und Mädchen nicht unterscheiden kann. Weltweit stehen Entscheidungen zur islamischen FGM sehr zeitnah bevor - in Indien, in Kenia, in den USA.
Leider gibt es genügend Wegbereiter des Chitan al-inath (sunat perempuan) in der BRD, um Karl-Peter Ringel und Kathrin Meyer zu nennen, allen voran sicherlich Tatjana Hörnle, Gutachterin zum 70. djt. Zu nennen sind gewisse "rein symbolische Bagatellverletzungen", die der Trierer Strafrechtsprofessor Prof. Dr. Mark Alexander Zöller offensichtlich straffrei gestellt wissen will (Die Strafbarkeit der Genitalverstümmelung als Gesetzessymbolik? In: Festschrift für Bernd Schünemann zum 70. Geburtstag am 1. November 2014; Mitherhausgeberin: Tatjana Hörnle).
Gerd Herholz sollte weitere mögliche Folgen seines Vorschlags souverän initiierter Beschneidung auf Kindeswunsch (Kind als Mensch unter 18 Jahre) berücksichtigen: „Ach Junge, vertraust du uns nicht, liebst du uns nicht mehr?“, das würden die Eltern denken oder tatsächlich fragen.
Die Bundesrepublik befragt die Bürgerinnen oder Bürger – noch – nicht nach ihrer Glaubensstrenge. Und das ist auch gut so, Deutschland braucht keinen Frömmigkeits-TÜV.
Eine weitere mögliche Folge der berüchtigten Genitalautonomie englisch genital autonomy ist zu bedenken. Wir werden einem 16 Jahre alten Mädchen nicht die Einwilligung in ihre FGM Typ Ib Klitoris(teil)amputation oder FGM Typ II Schamlippen(teil)amputation erlauben können und der – angeblich – so sehr ausgereiften und Genitalautonomen zugleich verbieten können, im Bordell zu arbeiten, wenn sie dieses möchte.
Das deutsche, mühselig genug durchgesetzte grundsätzliche Verbot einer Heirat unter 18 Jahren wird kaum zu erhalten sein, wenn 13 oder 14 oder 15 oder 16 Jahre alte Jungen oder Mädchen bestimmen dürfen, wieviel von ihrem Genital amputiert werden darf.
FGM, MGM … circumcision and Gillick competence. Diese weitere Rechtsfolge droht und ist zu bedenken, das irgendwie gillickkompetente Kind darf dann, zum Beschnittenwerden, in eine Handlung mit einem Erwachsenen (Mensch über 18 Jahre) einwilligen, die mit Sexualität und sexuellen Tabus sehr viel zu tun hat. Eine dem Kind oder Jugendlichen zugebilligte pauschale Genital Autonomy jedoch wird das Paradies sein für Pädosexuelle und ihre Supporter.
Edward von Roy
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Q u e l l e n
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S2k Leitlinie „Phimose und Paraphimose“ · Stand 15.09.2017 · Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) · Projektleitung: Prof. Dr. med. Dr. h. c. Maximilian Stehr
(Erstellungsdatum: 03/1999, Überarbeitung von: 09/2017, Nächste Überprüfung geplant: 09/2020.)
https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/006-052l_S2k_Phimose-Paraphimose_2017-12_01.pdf
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Cold, Taylor 1999
C.J. COLD and J.R. TAYLOR · The prepuce · British Journal of Urology, Volume 83, Suppl. 1: Pages 34-44, January 1999
The prepuce is primary, erogenous tissue necessary for normal sexual function. The complex interaction between the protopathic sensitivity of the corpuscular receptor-deficient glans penis and the corpuscular receptor-rich ridged band of the male prepuce [is required for normal copulatory behaviour. (...) Clearly, amputation of the prepuce causes changes in sexual behaviour in human males and females.
Surgical amputation of the prepuce removes many of the fine-touch corpuscular receptors from the penis and clitoris. In males, circumcision is essentially a partial penile mucosectomy. The residual exposed glans mucosa becomes abnormally keratinized with an increase in the number of cell layers in glanular mucosal epithelium. The urethral meatus is exposed and prone to irritation. Meatal stenosis can be a complication after circumcision. During circumcision, the frenular artery may also be ablated, depriving the anterior urethra of its major blood supply. The combined effect of urethral ischaemia and irritation results in the development of meatal stenosis in 5-10% of circumcised males. (...)
During circumcision, most of the penile dartos muscle is removed; all that remains is a few bundles of muscle at the circumcision scar. (...)
The prepuce is a specialized, specific erogenous tissue in both males and females. Therefore, surgical excision should be restricted to lesions that are unresponsive to medical therapy, such as lichen sclerosis of the penis (balanitis xerotica obliterans) or vulva, which is unresponsive to other therapies (e.g. topical clobetasol, intralesional corticosteroids, topical testosterone propionate ointment, etretinate, and carbon dioxide or laser vaporization). Preputial plasty should be considered in place of circumcision whenever possible, so as to preserve the corpuscular sensory receptors, dartos muscle, penile mucosa and complete function of the penis, while avoiding abnormal exposure and keratinization of the glans penis. Although some cultures celebrate the abnormal anatomy caused by circumcision, many women and men have reported this abnormal penile/clitoral exposure to be uncomfortable. The male prepuce contains the vast majority of the penile dartos muscle that cannot be regenerated after circumcision. The preputial mucosa and outer epithelium provides adequate epithelial coverage of the erect penis. (...)
http://www.cirp.org/library/anatomy/cold-taylor/
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Xhosa
Ulwaluko
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The role of Ulwaluko in the construction of masculinity in men at the University of the Western Cape
Tapiwa C. Magodyo (2013)
https://core.ac.uk/download/pdf/58915151.pdf
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Ulwaluko kwa Xhosa: young Xhosa men's lived experiences in the context of traditional male initiation
Anele Siswana (2016)
https://core.ac.uk/download/pdf/145055282.pdf
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Traditional Circumcision and Initiation into Manhood (ulwaluko) is an ancient initiation ritual practiced by the amaXhosa. The ritual is traditionally intended as a teaching institution to prepare boys for the responsibilities of manhood. The principles that lie at the very core of the ritual are respect for self (including self control and integrity), respect for family (not to bring shame to them), and respect for community (to protect them from harm).
During the ritual process the traditional surgeon (ingcibi) severs the foreskin using a spear, which is subsequently attached to the initiate's blanket. The period of seclusion that follows lasts about one month and is divided into two phases. During the first eight days the initiates are confined to an hut (bhoma) and the use of certain foods is restricted. This phase culminates in the ukosiswa rite during which food taboos are released. The event marks the transition to the second phase that lasts a further two to three weeks. The termination of the period of seclusion commences when the boys are urged to race down to the river to wash themselves. The hut and the initiates' possessions are burnt. Each initiate receives a new blanket and is now called 'amakwala' (new man).
https://ulwaluko.co.za/Intro.html
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(...) Dutch doctor Dingeman Rijken set up the webpage ulwaluko.co.za after scores of boys and young men died last year when the initiation ceremony into manhood went wrong. But critics say it betrays their culture and should have been handled differently.
“That website must be shut down with immediate effect,” said Nkululeko Nxesi from the local Community Development Foundation of South Africa (Codefsa).
“He (Rijken) should respect the cultural principles and processes of this nation,” Nxesi told AFP.
Traditional chief Patekile Holomisa echoed his sentiments.
“We condemn the exposure of this ritual to people who do not (follow) it. Women should not see what happens at initiations,” Holomisa, a former leader of the Congress of Traditional Leaders of South Africa told AFP.
By mid-2013, more than 50 boys and young men had died from infection, exhaustion and dehydration during the weeks-long initiation ceremony in the bush, while over 300 were taken to hospital, according to official figures. (...)
South Africa's Film and Publications Board (FPB) restricted the website for people under the age of 13 following a complaint by Codefsa because of “material which may be very disturbing and harmful to children”.
It, however, found that despite the shocking photos “it is a bona fide scientific publication with great educative value”, the FPB told AFP in an email.
“The website highlights the malice that bedevils this rich cultural practice. It does not condemn this rich cultural practice, but makes a clear plea for it to be regulated so that the deaths do not occur.” (...)
Graphic circumcision website irks critics · IOL (Independent Online, South Africa) · 28.01.2014
https://www.iol.co.za/news/south-africa/graphic-circumcision-website-irks-critics-1637762
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(...) However, recent research on ulwaluko paints a disturbing picture which betrays the intentions of ulwaluko as suggested by Burns Ncamashe and Masilo.
Some of the teachings have been nothing short of criminality, promotion of alcohol and drug misuse or abuse, as well as promotion of gender-based violence, especially sexual violence against women.
When young men complete ulwaluko they are pressured to have sex to test whether their newly circumcised penises “work” properly or not.
Some of them bet with their peers on who will have sex first.
Usually, some of the new men rush into having sex while they have not healed fully.
Furthermore, there seems to be widespread anxiety among initiates that after successful completion of ulwaluko they have isinyama (extreme bad luck) which must be cleansed by sleeping with a “random woman of a lesser value”.
Initiates are taught, wrongly, that their post-initiation first sexual encounter should not be with their significant lover as that would bring bad luck into their relationship and cause it to not last longer.
The risks of HIV and other sexually transmitted illnesses cannot be overemphised.
Initiates are also taught how to spot and identify “fake” men, that is, men who may have gone to hospital or used western instead of traditional medicine in dressing their wounds.
Those found to not be “authentic” or “real” men usually become victims of ridicule, psychological abuse, societal rejection, and sometimes are beaten, stabbed or shot. (...)
Mthetho Tshemese · Becoming men or dying in killing fields? · IOL · 30.03.2014
https://www.iol.co.za/sundayindependent/becoming-men-or-dying-in-killing-fields-1668240
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Sorrels et al. (2007)
Fine‐touch pressure thresholds in the adult penis
Morris L. Sorrells, James L. Snyder, Mark D. Reiss, Christopher Eden, Marilyn F. Milos, Norma Wilcox, Robert S. Van Howe
https://bjui-journals.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/j.1464-410X.2006.06685.x
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Frisch et al. (2011)
Male circumcision and sexual function in men and women: a survey-based, cross-sectional study in Denmark
Morten Frisch, Morten Lindholm, Morten Grønbæk
Conclusions Circumcision was associated with frequent orgasm difficulties in Danish men and with a range of frequent sexual difficulties in women, notably orgasm difficulties, dyspareunia and a sense of incomplete sexual needs fulfilment.
https://academic.oup.com/ije/article/40/5/1367/658163
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Gerd Herholz · Beschneidung, Beschneider und Beschnittene · hpd · 24.08.2020
https://hpd.de/artikel/beschneidung-beschneider-und-beschnittene-18389
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Roland Fakler am Permanenter Link
Origineller und erleuchtender Vergleich! Es geht den Religionsgemeinschaften eben um Herrschaft, die nun mal über unmündige Kinder besser ausgeübt werden kann als über vernunftbegabte Erwachsene.
Edward von Roy am Permanenter Link
Beschnittene Sensitivität
Die sensorisch-sexuelle Bedeutung der Vorhaut wird allzu oft verkannt.
Bei einer Zirkumzision werden die für das sexuelle Erleben zentralen Körperteile des Penis amputiert, das Gefurchte Band, die innere Vorhaut, das Frenulum (Bändchen) und das Frenulare Delta. Das entspricht der Amputation nicht der Klitorisvorhaut, sondern der Klitoris.
Schon gar kein Junge im Kindergartenalter, aber auch kein männlicher Grundschüler oder Fünft- und Sechstklässer braucht eine retrahierbare (zurückziehbare) Vorhaut. Deshalb: Finger weg vom Kindergenital! Einzige Ausnahme ist der Junge selbst, der nach Belieben an seinem Penis herumhantieren darf, der weiß nämlich als einziger, was schmerzlos ist und damit ungefährlich (und zusätzlich lustvoll). Bei einem Mädchen wird schließlich auch nicht durch besorgte Eltern an Schamlippen oder Kitzler herumgefingert. Thema Alter des Zurückziehenkönnens: Von menschlicher Natur aus und bei bester Gesundheit erst mit 10,4 (zehn Komma vier!) Jahren und auch dann kann das erst jeder zweite Junge (Jakob Øster (1968); Hiroyuki Kayaba et al. (1996), Thorvaldsen and Meyhoff (2005)).
Die Vorhaut, nicht die Eichel, ist der für leichte Berührung empfindlichste Teil des intakten männlichen Geschlechtsorgans (Sorrells, Snyder, Reiss, Ede, Milos, Wilcox, Van Howe: Fine-touch pressure thresholds in the adult penis).
Die Vorhaut ist sensibler als die menschlichen Lippen oder Fingerspitzen. Aufgrund ihrer sexuellen Empfindsamkeit spielt das Präputium eine bedeutende Rolle im Sexualleben unbeschnittener Männer und belastet eine jede Vorhautamputation Sexualität, Sexualpartner und Partnerschaft (Frisch, Lindholm, Grønbæk: Male circumcision and sexual function in men and women: a survey-based, cross-sectional study in Denmark).
Zu den durchweg nachteiligen Auswirkungen jeder medizinisch nicht indizierten männlichen Beschneidung gehört eine lebenslange starke Schädigung der sexuellen Sensitivität, denn die über 73 Meter Nervenfasern und tausende von überwiegend spezialisierten Nervenendigungen bzw. Tastkörperchen (Meissner-Körperchen, Vater-Pacini-Körperchen, Ruffini-Körperchen und Merkel-Zellen) werden bei der Zirkumzision, die wir endlich männliche Genitalverstümmelung (MGM) nennen sollten, amputiert.
Diese spezialisierten Nervenendigungen dienen dazu, auch leichteste Berührungen sowie Feinheiten von Temperatur, Geschwindigkeit bzw. Vibration oder Textur wahrzunehmen und weiterzuleiten.
Im Vergleich dazu befinden sich auf der Glans penis (Eichel) nur rund 4.000 überwiegend unspezialisierte freie Nervenenden, sogenannte Nozizeptoren, die Schmerzreize aufnehmen und weiterleiten können.
Die schmale Zone der Eichel zwischen Corona glandis (Eichelrand) und Sulcus coronarius (Penisfurche), die von Natur aus doch (wenige) Lustrezeptoren enthält, keratinisiert (verhornt) beim Beschnittenen im Laufe der Jahre, was viele betroffene Männer als großen Verlust an (restlicher) sexueller Lebensqualität beschreiben und mit Schutzmaßnahmen (vor mechanischer Reibung im Alltag) bzw. mit Restoring (Versuch der Wiederherstellung der Vorhaut) nur begrenzt ausgleichen können.
Durch die Beschneidung werden dem Jungen oder dem Mann ein Großteil der Nervenendigungen des Penis insgesamt und fast alle der besonders empfindlichen niedrigschwelligen spezialisierten Nervenendigungen irreversibel entfernt (amputiert). Die empfindlichsten Regionen des unbeschnittenen Penis sind durch die Beschneidung entfernt (amputiert) worden.
Der Junge braucht anatomisch faktenbasierte Beratung und bis zum Alter von 18 Jahren ein unversehrtes Geschlechtsorgan (genital intactness).
Kind ist Junge oder Mädchen. Eine Legalisierung beispielsweise der sogenannten milden Sunna (FGM Typ Ia oder Typ IV) ist ebenfalls zu verhindern. Islamrechtlich gilt (mindestens) den Schafiiten wie den Dawudi Bohra der Chitan al-inath bzw. die Chatna (hier gemeint ist FGM) als Pflicht (wâdschib, farD). Alle vier Typen der weiblichen Genitalverstümmelung, das ist FGM Typ I, II, III, IV, müssen verboten bleiben bzw. verboten werden, überall auf der Welt.
Die Grund- und Freiheitsrechte des Individuums betreffend, hat das deutsche Grundgesetz zwischen Frau und Mann, zwischen Mädchen und Junge nicht zu differenzieren.
Edward von Roy, Diplom-Sozialpädagoge (FH)
Christoph Schuhr am Permanenter Link
Ich schließe mich den Ausführungen des Autors vollständig an.
Sascha Larch am Permanenter Link
Nicht nur grotesk und unredlich sondern in höchstem Maße kriminell!!
David Z am Permanenter Link
Vollkommen richtig argumentiert. Leider gewinnt auch bei diesem Thema, wie so oft derzeit, die Gesinnungsethik gegen die Verantwortungsethik.
Unsere dt. Vergangenheit sitzt uns im Nacken, keine Chance für Vernunft.
Hans Trutnau am Permanenter Link
"... Abschneiden eines Teils des Ohrläppchens bei ihren Kindern" - ich möchte fast wetten, dass darauf eines Tages irgendeine Sekte auch noch kommt.
Edward von Roy am Permanenter Link
Kommentar zu Gerd Herholz: "Beschneidung, Beschneider und Beschnittene"
Erkrankungen der genitalen Schleimhäute, beispielsweise Lichen sclerosus et atrophicus, können eine therapeutische Beschneidung zweckmäßig oder sogar notwendig werden lassen. In seinem Essay argumentiert der Autor allerdings auch über die Vorhautamputation ohne medizinische Indikation, über den Wunsch von Familie oder Religion.
Gerd Herholz versäumt, die sensorisch-sexuelle Bedeutung der Vorhaut darzustellen. Bei einer Zirkumzision werden die für das sexuelle Erleben zentralen Körperteile des Penis amputiert, das Gefurchte Band, die innere Vorhaut, das Frenulum (Bändchen) und das Frenulare Delta.
Die Vorhaut, nicht die Eichel, ist der für leichte Berührung empfindlichste Teil des intakten männlichen Geschlechtsorgans (Sorrells, Snyder, Reiss, Ede, Milos, Wilcox, Van Howe: Fine-touch pressure thresholds in the adult penis). Die Vorhaut ist sensibler als die menschlichen Lippen oder Fingerspitzen. Aufgrund ihrer sexuellen Empfindsamkeit spielt das Präputium eine bedeutende Rolle im Sexualleben unbeschnittener Männer und belastet eine jede Vorhautamputation Sexualität, Sexualpartner und Partnerschaft (Frisch, Lindholm, Grønbæk: Male circumcision and sexual function in men and women: a survey-based, cross-sectional study in Denmark).
Tausende von überwiegend spezialisierten Nervenendigungen bzw. Tastkörperchen (Meissner-Körperchen, Vater-Pacini-Körperchen, Ruffini-Körperchen und Merkel-Zellen) werden bei der Zirkumzision, die wir endlich männliche Genitalverstümmelung (MGM) nennen sollten, amputiert. Diese spezialisierten Nervenendigungen dienen dazu, auch leichteste Berührungen sowie Feinheiten von Temperatur, Geschwindigkeit bzw. Vibration oder Textur wahrzunehmen und weiterzuleiten. Im Vergleich dazu befinden sich auf der Glans penis (Eichel) nur wenige, überwiegend unspezialisierte freie Nervenenden, sogenannte Nozizeptoren, die Schmerzreize detektieren und weiterleiten können.
Gewiss, Penis hier, Penisvorhaut da, das Thema ist maskulin. Aber warum eigentlich reden wir lediglich von Jungen, wenn es um unnötige Verletzung, unnötige Operation, unnötige Genitaloperation geht, durch Erwachsene vorgenommen ggf. am Kleinkind oder gar Säugling? Es geht um Kinder, Kind ist Mensch unter 18 Jahre.
Auch alle vier Typen der weiblichen Genitalverstümmelung, das ist FGM Typ I, II, III, IV, müssen verboten bleiben bzw. verboten werden, überall auf der Welt. Die Grund- und Freiheitsrechte des Individuums betreffend, hat das deutsche Grundgesetz zwischen Frau und Mann, zwischen Mädchen und Junge nicht zu differenzieren.
"Die Beschneidung von Säuglingen oder Jungen allerdings lehne ich strikt ab", dazu immerhin bekennt sich Gerd Herholz heute, im Jahr 2020. Im Sinne eines aufgeklärten Umgangs mit dem menschlichen Körper und im Sinne des Kinder- und Jugendschutzes ist dieses dürre Credo durchaus erfreulich, auch wenn ich an dieser Stelle beispielsweise die Maßgabe achtzehn Jahre vermisse, das Einfordern einer garantierten Intaktheit jedes Minderjährigen (d. i. Mädchen oder Junge unter 18 Jahre).
Denn völlig altersgemäß kann ein körperlich wie seelisch nicht ausgereifter Mensch die schädlichen Folgen der MGM oder FGM auf seine lebenslange Sexualität und auf seine künftigen Partnerschaften nicht ausreichend abschätzen.
Die Grund- und Freiheitsrechte des Individuums betreffend, hat das deutsche Grundgesetz zwischen Frau und Mann, zwischen Mädchen und Junge nicht zu differenzieren. Wenn Humanisten über "Beschneidung" sprechen - der Euphemismus Beschneidung ist als ein solcher kenntlich zu machen, denn in der Beschneidungsdebatte geht es ja gerade nicht um eine medizinische Indikation, sondern um den rituellen Akt, um Genitalverstümmelung -, darf die sinngemäße Forderung nie fehlen: Ob Mädchen oder Junge, keine Beschneidung unter 18 Jahren.
Edward von Roy, Diplom-Sozialpädagoge (FH)
M. Landau am Permanenter Link
> das Abschneiden eines Teils des Ohrläppchens bei ihren Kindern
Und welches wäre das? Links oder Rechts? Vielleicht beide? Da wäre der Streit schon vorprogrammiert... ;-)
Aber mal im Ernst, wie wollen Sie religiös vernagelten Menschen das vermitteln? Sie streben sogar mit Freuden für einen Gott, dagegen ist doch ein kleines Stück Schwänzchen wahrlich nur "Peanuts". Wie in aller Welt wollen Sie religiös indoktrinierte Menschen von "Reformen" überzeugen? Es ist sehr einfach zu verstehen: Gottes Wille reformieren? Je nach dem wo Sie so etwas "vorschlagen", riskieren Sie auch heute noch Kopf und Kragen, im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich fürchte, dass eine einvernehmliche Lösung in dieser Weise gar nicht möglich ist, wie sie nie möglich war. Seit Lukretz, der uns hinterlassen hat: »Tantum religio potuit suadere malorum«, hat kein religiöser Mensch jemals auch nur im Ansatz eine Iota seiner Doktrin freiwillig "verbessert". Leider war es stets nötig die Freiheit in der Gesellschaft gegen solche Kräfte zu erkämpfen und das nicht selten mit dem Stahl statt der Vernunft. Ja, aber... heute ist doch alles schon etwas anders. Stimmt, frei denkende Menschen werden nicht mehr verbrannt, zumindest hierzulande nicht, das ist aber auch schon beinahe alles.
Anonym am Permanenter Link
Vielen Dank für diesen Beitrag. Die Doppelmoral der Religionslobby zeigt sich hier deprimierend deutlich.
Edward von Roy am Permanenter Link
Der Verfasser von Beschneidung, Beschneider und Beschnittene: "Ich könnte also Zeugnis ablegen für die Harmlosigkeit von Beschneidungen."
Gerd Herholz kann wissen: "Harmlosigkeit von Beschneidungen" gibt es nicht, einerlei ob es um Mädchen oder Frauen geht oder um Jungen oder Männer.
Nicht zu vernachlässigen ist von uns stets die psychische Ebene. Denn was muss das einer Beschneidungskultur (FGM oder MGM) unterworfene Kind denken: Unbeschnitten gehöre ich nicht zu den ehrbaren Erwachsenen, unbeschnitten darf ich nicht heiraten, unbeschnitten bin ich unrein und verachtenswert, unbeschnitten werde ich von meinen Eltern oder Großeltern nicht geliebt, selbst Gott ist vielleicht sehr zornig auf Unbeschnittene, auf Beschneidungsgegner und deren Helfershelfer.
Noch ein bisschen Anatomie.
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Der Tastsinn beinhaltet die drei Qualitäten Druck, Berührung und Vibration.
https://www.amboss.com/de/wissen/Taktiles_System
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Das Meissner-Tastkörperchen reagiert empfindlich auf Berührung. ... Merkel-Zellen sind einfache Tast-Rezeptoren, die sich in der Oberhaut befinden. ... Das Ruffini-Körperchen befindet sich im tieferen Bereich der Lederhaut. ... Das Vater-Pacini-Körperchen befindet sich im Unterhautfettgewebe, aber auch in inneren Organen, Muskeln und Gelenken. Die 1 bis 4 mm große Kapsel, ist wie eine Zwiebel aufgebaut und enthält bis zu 60 Schichten sehr flacher Epithelzellen. ... reagiert das Vater-Pacini-Körperchen besonders empfindlich auf Vibration, weil sich dabei ständig die Richtung und die Geschwindigkeit des Reizes ändert.
http://www.medizinfo.de/hautundhaar/anatomie/rezeptor.htm
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Die Vorhaut ist reich an spezialisierten Nervenendigungen und spezialisiertem erogenem Gewebe. Diese spezialisierten Nervenendigungen umfassen (Meissner-Körperchen, Vater-Pacini-Körperchen, Ruffini-Körperchen und Merkel-Zellen), die bereits leichteste Berührungs- und Temperaturreize detektieren können.
Im Gegensatz zur Vorhaut besitzt die Glans penis fast ausschließlich nicht-spezialisierte, freie Nervenendigungen (sogenannte Nozizeptoren), die nur grobe Reize wie etwa starken Druck oder hohe Temperatureize detektieren können, die vom Gehirn als Schmerzen wahrgenommenen werden.
Cold und Taylor, welche die Innervation des Präputiums des Penis ausführlich untersuchten, erklärten:
„Die Glans penis ist vorwiegend durch freie Nervenendigungen innerviert und besitzt hauptsächlich nur protopathische Sensibilität. Protopathische Sensibiltät bezieht sich auf gröberen, schlecht lokalisierten Empfindungen (einschließlich Schmerz, einige Temperaturempfindungen und bestimmte Wahrnehmungen von mechanischem Kontakt). In der Glans penis sind nur wenig [spezialisierte Nervenendigungen] vorhanden, und diese finden sich hauptsächlich entlang des Eichelkranzes und des Frenulums. Im Gegensatz dazu hat das gefurchte Band der männlichen Vorhaut an der mukokutanen Grenze eine hohe Konzentration an [spezialisierte Nervenendigungen].“
https://flexikon.doccheck.com/de/Pr%C3%A4putium
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Harm and physical effects of circumcision
Dr John Warren
https://www.circinfo.org/Warren.html
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Foreskin Sexual Function/Circumcision Sexual Dysfunction
The human foreskin is highly innervated and vascularized sensitive erogenous tissue. It plays an important role in normal human sexual response and is necessary for normal copulatory behavior. An understanding of this role is now emerging in the scientific literature. Removal of the foreskin (circumcision) interferes with normal sexual function.
http://www.cirp.org/library/sex_function/
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Circumcising cuts off the best part...
Sorrells et al tested 159 normal volunteers, 91 of whom were circumcised and 68 intact. Standardized neurological touch-sensitivity instruments (calibrated filaments) were usedon 17 different points on the intact penises and 11 points on the circumcised penises.
http://www.circumstitions.com/Docs/sorrellsvsmandj-poster.pdf
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The Frenular Delta · A New Preputial Structure · Ken McGrath
http://www.cirp.org/library/anatomy/mcgrath1/
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McGrath K. (2001) The Frenular Delta. In: Denniston G.C., Hodges F.M., Milos M.F. (eds) Understanding Circumcision. Springer, Boston, MA. https://doi.org/10.1007/978-1-4757-3351-8_11
https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-1-4757-3351-8_11
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The Foreskin, Circumcision and Sexuality
https://www.circumstitions.com/Sexuality.html
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Fine‐touch pressure thresholds in the adult penis
Morris L. Sorrells, James L. Snyder, Mark D. Reiss, Christopher Eden, Marilyn F. Milos, Norma Wilcox, Robert S. Van Howe
First published: 19 March 2007
Circumcision ablates the most sensitive parts of the penis.
https://bjui-journals.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/j.1464-410X.2006.06685.x
Humanistischer ... am Permanenter Link
Zur Erinnerung an alle Kommentierenden - ganz besonders an einige, die sich hier angesprochen fühlen sollten:
- Keine persönlichen Angriffe auf andere Kommentierende
- Keine Romane oder Doktorarbeiten als Kommentar schreiben
- Kein mehrfaches Posten desselben Textes
- Kein ständiges Paraphrasieren bereits mehrfach vorgetragener Thesen
Um der Diskussion willen haben wir bislang in diesem Kommentarstrang einiges durchgehen lassen. Ab sofort wird bei Zuwiderhandeln radikal gelöscht.
Mit freundlichen Grüßen
Die hpd-Redaktion