Nigeria: 13-jähriger wegen Blasphemie im Gefängnis

Nachdem am 10. August der erst 13-jährige Omar Farouq im nordnigerianischen Kano von einem Scharia-Gericht wegen Blasphemie zu zehn Jahren Haft verurteilt worden war, fordern neben dem internationalen Kinderhilfswerk UNICEF auch nigerianische Organisationen wie die Pädiatrische Vereinigung Nigerias eine Prüfung des Prozesses. Für sie verstößt die Behandlung eines Kindes wie einen Erwachsenen vor Gericht gegen die Kinderrechte, denen sich auch Nigeria verpflichtet hat.

Im August hatte bereits die Verurteilung eines erst 22-jährigen Sängers wegen eines vermeintlich blasphemischen Liedes für weltweite Empörung gesorgt. Während dieser Prozess bereits abstrus anmutete, da zunächst kaum klar war, warum Sänger Yahaya Aminu Sharif verurteilt werden sollte und auch der juristische Beistand sowie ein Erhalt von Unterlagen nicht möglich waren, scheint der Fall des erst 13-jährigen Omar Farouq dies noch zu steigern.

Der Junge war blasphemischer Aussagen beschuldigt und vor ein Scharia-Gericht in Kano im Norden Nigerias gestellt worden. Dort war er, da er als bereits Pubertierender wie ein Erwachsener behandelt wurde, nach religiöser Gesetzgebung zu zehn Jahren Haft mit Arbeitsdienst verurteilt worden. Beim Richter handelte es sich um denselben, welcher Sharif zum Tode verurteilt hatte.

Für das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF, ein klarer Verstoß gegen Kinderrechte, denen sich auch Nigeria verpflichtet hat. UNICEF fordert den Schutz aller unter 18-Jährigen und hat einen juristischen Beistand eine Berufung einreichen lassen.

Ähnlich sieht es die Paediatric Association of Nigeria (PAN), die Pädiatrische Vereinigung Nigerias. In einem Schreiben an die Regierung des Bundesstaates Kano erklärt sie, dass Kinder und Jugendliche bis 20 Jahre geschützt werden müssen. Weiter führt die Organisation aus, dass in der Pubertät zahlreiche biologische und neurologische Prozesse im Körper Heranwachsender stattfinden und Teenager die Konsequenzen ihrer Aussagen nicht immer einschätzen können. Obgleich die Organisation lobend erwähnt, dass der Junge nicht zum Tode verurteilt wurde, wird gefordert, den Prozess mit Blick auf wissenschaftliche Erkenntnisse zu prüfen.

Die Verurteilungen in Kano haben nicht nur Konsequenzen für die Verurteilten, sondern auch für ihre Angehörigen, die jeweils vor wütenden Mobs flüchten mussten.

Auch hat sich eine öffentliche Diskussion darüber entwickelt, ob es zwei Gesetzgebungen, eine weltliche und eine religiöse, nebeneinander in einem Land geben kann.

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