Kultur- und Freizeiteinrichtungen sind während des Lockdowns geschlossen und zwischenmenschliche Kontakte sollen auf ein Minimum reduziert werden. Präsenz-Gottesdienste dürfen hingegen weiterhin stattfinden. Die Mehrheit der Bevölkerung ist gegen diese Ausnahmeregelung für Gottesdienste. Selbst Katholiken und Protestanten lehnen sie mit deutlicher Mehrheit ab.
Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie verlangen der Bevölkerung einiges ab. Gastronomiebetriebe, Kultur- und Freizeiteinrichtungen sind geschlossen und alle sind dazu angehalten, ihre persönlichen Kontakte zu anderen Menschen auf ein Minimum zu reduzieren. Eine Ausnahmeregelung, die nun sogar im neuen Infektionsschutzgesetz verankert ist, gilt nach dem Willen der Politik für Gottesdienste. Diese dürfen als Präsenz-Gottesdienste unter Einhaltung rudimentärer Hygieneregeln weiter stattfinden. Und das, obwohl sich Präsenz-Gottesdienste in den vergangenen Monaten mehr als einmal als Superspreader-Events entpuppten.
Wie es um die Akzeptanz dieser Ausnahmeregelung für Gottesdienste in der Bevölkerung aussieht, ermittelte nun eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA Consulere im Auftrag der katholischen Wochenzeitung Die Tagespost, durchgeführt vom 30. Oktober bis 2. November unter 2.035 erwachsenen Personen. Das Ergebnis: 62 Prozent der Befragten sind dagegen, dass Gottesdienste von Lockdown-Maßnahmen grundsätzlich ausgenommen bleiben, 20 Prozent sind dafür und 13 Prozent haben zu dem Thema keine Meinung.
Erstaunlich ist, dass die Ablehnung von Präsenz-Gottesdiensten während des Lockdowns selbst unter Katholiken und Protestanten stark ausgeprägt ist: 60 Prozent der befragten Katholiken und 62 Prozent der Protestanten sind gegen Ausnahmeregelungen für Gottesdienste während dieser Zeit und nur 25 Prozent der Katholiken und 21 Prozent der Protestanten dafür. Deutlich anders sehen die Zustimmungswerte unter den Anhängern von Freikirchen aus: Nur 43 Prozent von ihnen sind gegen Ausnahmeregelungen für Gottesdienste während des Lockdowns, 40 Prozent hingegen dafür.
Eine Aufschlüsselung der Befragten nach Parteipräferenzen ergab ferner, dass sich mit 29 Prozent am häufigsten Anhänger der AfD für grundsätzliche Ausnahmeregelungen für Gottesdienste in der Lockdown-Phase aussprachen, gefolgt von Anhängern der CDU/CSU mit 24 Prozent, Wählern von SPD, FDP und Linkspartei mit 20 bis 21 Prozent sowie Grünen mit 14 Prozent.
Bereits im April hatte das Meinungsforschungsinstitut INSA Consulere im Auftrag der Tagespost eine Umfrage nach der Akzeptanz von Präsenz-Gottesdiensten während der Corona-Pandemie durchgeführt. Damals hatten sich insgesamt 70 Prozent der Befragten gegen Präsenz-Gottesdienste während der Pandemie ausgesprochen und nur 12 Prozent dafür.
5 Kommentare
Kommentare
A.S. am Permanenter Link
Die Kirchen sind ausgesprochen unsolidarisch mit den Hochrisikogruppen in unserer Gesellschaft.
Diese Herrschaften dürften gerne mal die Solidarität praktizieren, nach der sie ansonsten immer schreien.
Konrad Schiemert am Permanenter Link
"Selbst Katholiken und Protestanten lehnen sie mit deutlicher Mehrheit ab.", damit sie sonntags nach dem Früstück keine Migräne simulieren müssen.
Roland Weber am Permanenter Link
Wie war das mit dem "Vertrauen in die Demokratie"??? - Siehe anderen Beitrag von heute!
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Die Umfrage zeigt deutlich wo der Schwerpunkt der Realitätsverweigerer liegt.
Hätte man eine Umfrage unter Humanisten gemacht, so gäbe es 86 % gegen eine Ausnahmeregelung, da diese gegen "Gottesdienste" sondern für "Menschendienste" sind.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Der einzig gangbare Weg, diese Zustände zum guten zu wenden ist der, über die demokratischen Regeln, d.h.
Regelung welche der Allgemeinheit zu Gute kommt und nicht die Kirchen permanent bevorzugt. Ich bin sicher, dass die Mehrheit der Menschen im Lande so denkt und auch dementsprechend ihre Stimmen verteilen wird und einer Humanistischen Partei den Vorzug geben wird, mangels realistischer Alternativen.