Corona und kein Ende in Sicht: In der Pandemie ist die Lebenszufriedenheit der Deutschen auf einen historischen Tiefstand gesunken. Doch die Impfung gibt vielen Menschen Hoffnung. Zu diesem Ergebnis kommt eine nun veröffentlichte repräsentative Befragung.
Der "Glücksatlas" listet jährlich repräsentative Daten zur Lebenszufriedenheit der Deutschen auf. Für die aktuelle Ausgabe befragte das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Deutschen Post telefonisch 8.400 Personen ab 16 Jahren, als Schwerpunkt wurde das Thema Impfen gewählt. Die Ergebnisse spiegeln die Stimmung im Befragungszeitraum zwischen Januar und Juni 2021 wider, einer Phase, die sowohl vom Lockdown als auch vom Beginn der Impfungen gekennzeichnet war. Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen klaffenden Corona-Impflücke und explodierender Infektionszahlen haben sie dennoch nichts an Relevanz eingebüßt.
Zwar ist im Befragungszeitraum die Lebenszufriedenheit gegenüber dem Vorjahr gesunken. Auf einer Skala von 0 ("überhaupt nicht zufrieden") bis 10 ("völlig zufrieden") liegt sie nun bei 6,85 Punkten – 0,16 Punkte weniger als 2020 und so niedrig wie noch nie seit Beginn der Befragungen im Jahr 1984. Vor der Corona-Krise, 2019, hatte der Wert 7,14 Punkte erreicht, den Höchststand seit der Wiedervereinigung. Der große Einbruch erfolgte 2020, als der Wert auf 6,74 Punkte abstürzte.
Wie eng das Glücksempfinden mit der Pandemie verknüpft ist, zeigt der Vergleich zwischen Monaten mit und ohne Lockdown. Im April, als die Einschränkungen zur Bekämpfung der dritten Infektionswelle den Alltag in Deutschland bestimmten, erreichte er mit 6,42 Punkten die Talsohle, um mit Beginn der Lockerungen im Juni wieder auf 6,88 Punkte zu klettern.
Einen weiteren wesentlichen Beitrag zur Stimmungsaufhellung in der Jahresmitte dürfte die Aussicht auf eine Impfung geleistet haben, die im Laufe des Frühjahrs für immer größere Personengruppen verfügbar wurde. 70 Prozent der Befragten sehen in einer hohen Impfrate einen maßgeblichen Beitrag zur Bewältigung der Corona-Krise, unter den Geimpften sind es sogar 76 Prozent. Offenbar wirkt die eigene Impfung auch als Booster für das individuelle Glücksempfinden, das danach um durchschnittlich 0,52 Punkte nach oben schnellte. Darüber hinaus äußerten sich Geimpfte zufriedener mit ihrer Freizeitsituation und empfanden die Belastungen durch die Corona-Krise als weniger gravierend.
Ein gänzlich anderes Bild liefert die Gemütslage der Impfmuffel. Sie erreichen geringere Werte bei der Lebenszufriedenheit und liegen im Schnitt 0,62 Punkte unter der Gesamtbevölkerung. Darüber hinaus förderte die Befragung weitere Unterschiede zwischen den beiden Gruppen zutage. So gaben 73 Prozent der Impfbefürworter an, sie seien froh, in einem Land wie Deutschland zu leben, unter den Verweigerern waren es nur 31 Prozent. Auch Klimaschutz und Nachhaltigkeit haben für Impfbefürworter offenbar einen höheren Stellenwert: 47 Prozent von ihnen wollen sich nach der Pandemie stärker für diese Ziele engagieren (Impfverweigerer: 22 Prozent).
Ein gemischtes Bild zeigt sich bei den Zufriedenheitswerten mit verschiedenen Teilbereichen des Lebens. So hat die Zufriedenheit mit der eigenen Gesundheitssituation um 0,3 Punkte zugenommen – für die AutorInnen der Studie ein Hinweis, dass dieses Gut in der Pandemie erhöhte Aufmerksamkeit erlangte. Dagegen ist die Zufriedenheit in allen anderen untersuchten Lebensbereichen zurückgegangen. Am deutlichsten zeigte sich dies beim Thema Freizeit, wo der Wert von 7,2 auf 5,0 Punkte gesunken ist. Die Familie, vor Corona für viele Deutsche eine Quelle hohen Glücksempfindens, erreichte nun nur noch einen Wert von 7,2, das sind 0,8 Punkte weniger als vor der Pandemie. Die Zufriedenheit mit dem Einkommen hat um 0,4 Punkte abgenommen und lag nun bei 6,8; bei der beruflichen Situation sind es 6,9 Punkte bei einem Minus von 0,5 Punkten.