Gesellschaftskolumne

Ein Tag auf Kepler-452b

BERLIN. (hpd) Das Kepler-Teleskop der US-Raumfahrtbehörde NASA hat ihn entdeckt: Kepler-452b. Der "größere und ältere Cousin der Erde" ist zwar 1400 Lichtjahre entfernt, soll aber unserem Planet sehr nahe sein – er liegt in der bewohnbaren Zone nahe eines sonnenähnlichen Sterns, könnte also die Bedingungen für das Entstehen von Leben bieten. hpd-Gesellschaftskolumnist Carsten Pilger fragt sich, wie intelligentes Leben auf einem erdähnlichen Planeten aussähe.

Der Tag bricht an. Die Nachrichten:

Keplerähnlicher Planet 1400 Lichtjahre von hier entdeckt.

Wir sind auf Kepler-452b. Das Interesse am neuen Planeten irgendwo in einer Galaxie ist unter Wissenschaftlern rege. Der neue Planet, "Kepler-453" getauft, liegt ähnlich seines Cousins in der bewohnbaren Zone in der nähe eines sonnenähnlichen Sterns. Die Konsequenz: Auf dem entdeckten Planeten könnte es Wasser geben. Vielleicht also auch Leben?

Einige Forscher debattieren darüber, ob es intelligentes Leben auf diesem Planeten gibt. Das kann sein, meint einer der Forscher, die Kepler-452b entdeckt haben. Die Anziehungskraft ist etwas anders als bei uns, genauer gesagt nur halb so groß. Die Wesen dort könnten größer sein als wir, vielleicht haben sie auch nur zwei Augen und keine drei. Aber das ist derzeit alles Spekulation.

Außerhalb der Forscher-Community von Kepler-452b gibt es andere Gruppen, die über die Meldung debattieren. Einige verweisen auf alte Malereien der Vorfahren von Keplerianern, in denen sagenhafte Gestalten auftauchen, die aus Himmelschiffen herabseiten. Sind etwa die alten Götter der Vorfahren der Keplerianer Außerkeplerianische, die als Astronauten gekommen sind, um den Planeten zu besiedeln? Diese These vertreten zahlreiche Keplerianer, die vor allem Anhänger von Deego Vron Egorken sind, einem Keplerianer, der diese und andere Thesen zu mehreren Bestsellern verarbeitet hat. Er sieht sich in seinen Annahmen bestätigt. Beweise hat er nicht.

Auch woanders stößt die Meldung auf interessierte Ohren. Etwa in der Unterhaltungsindustrie, die einen Langfilm plant. Eigentlich sollte der neue Streifen, indem es um außerkeplerianische Invasoren aus dem All geht „Angriff von oben“ heißen, nun wird er in "Angriff von Kepler-453" genannt. Ein besserer Titel, zwar nicht eine prestigeträchtige Produktion, aber die Filme über barbarische Wesen von einem anderen Stern sind aus der Mode. Die letzten Filme über die bleichen, hühnenhaften, zweiäugigen Tierlein mit kleinen Augen aus dem All haben nur noch absolute Filmfans in die Kinos gelockt.

Die Meldung zum neuen Planeten kam in den Nachrichten unter der Rubrik: "Vermischtes". Immerhin etwas größer als andere Wissenschaftsmeldung, aber das lag vor allem am Sommerloch. Über 5670 Hitzeeinheiten auf dem Wettermesser lädt die Keplerianer in die Wasserbäder ein.

Die weiteren Nachrichten:

In der beliebtesten Sportart des Planeten, Klungdall sind gerade die intergalaktischen Meisterschaften beendet. Der Staat Alu hat sich am Ende durchsetzen können, 3 Milliarden Keplerianer verfolgten das Endspiel vor den Empfangsgeräten. 
Aufständische in einer kleinen Monarchie im Süden des Planeten haben den Fürsten des Landes in einem blutigen Putsch gestürzt. 400 Tote.
Die neuesten Arbeitslosenzahlen der Republik Kopernika.
Das Wetter.