Vor einigen Tagen bin ich durch einen Zeitungsartikel der Rhein-Neckar-Zeitung auf eine aktuelle Kampagne der Ahmadiyya Muslim Jamaat "Muslime gegen Rassismus" aufmerksam geworden. Mit der Kampagne möchte die muslimische Glaubensgemeinschaft wegen der Zunahme rechtsextremer und rassistischer Taten ein Zeichen gegen rassistische Ausgrenzung und Hass setzen. Was zunächst nach einem edlen Vorhaben klingt, entpuppt sich, wenn man die Ahmadiyya-Gemeinde gut genug kennt, als zu schön, um wahr zu sein.
Ich selbst bin eine gebürtige Ahmadi und habe die Gemeinschaft, die ich als einen Kult betrachte, vor wenigen Jahren wegen zahlreicher persönlicher Diskriminierungserfahrungen und ihrer chauvinistischen Theologie verlassen (den zugehörigen Bericht im hpd lesen Sie hier). Nun frage ich mich: Ist es glaubwürdig, sich gegen Rassismus zu positionieren, aber selbst ausgrenzend zu sein, eine ähnlich autoritäre, sexistische, antisemitische und homofeindliche Ideologie wie die der Rechten zu vertreten?
Im zu Beginn verlinkten Artikel schreibt der Autor Manfred Ofer, dass die Ahmadiyya Muslim Jamaat wegen ihrer "reformorientierten" Interpretation von anderen Muslim*innen nicht akzeptiert werde, was zu einer erhöhten Empathie führe. In der Tat wird die Ahmadiyya Muslim Jamaat von der Mehrheit der Muslim*innen nicht anerkannt und in vielen islamischen Ländern verfolgt, allerdings führt dies weder zu einem diskriminierungsfreien Umgang nach außen noch innerhalb der eigenen Gemeinde.
Ungleichheiten sind in der Ahmadiyya Muslim Jamaat sogar theologisch verankert. Die Ahmadiyya-Muslime (Ahmadis) glauben an die Überlegenheit der eigenen Gemeinschaft, an einen sogenannten "Endsieg des Islams": "Ich bin sicher, dass wenn der Endsieg des Islams kommt – und er wird bestimmt kommen –, dies durch die Ahmadiyya der Fall sein wird." (Freitagsansprache des vierten Khalifen am 19. April 1996). Ahmadis sehen sich als die wahren Muslim*innen, die andere durch Missionierung bekehren sollten.
Weiterhin wird im obigen Zeitungsartikel von einem Imam behauptet, dass es im Ahmadiyya-Islam keine Toleranz für Antisemitismus und die Unterdrückung von Frauen gäbe. Es finden sich jedoch in den Aussagen der geistlichen Oberhäupter der Ahmadiyya (die sogenannten "Khalifen") etliche Beispiele, die das Gegenteil nahelegen. Der Gründer der Ahmadiyya, Mirza Ghulam Ahmad, war beispielsweise der Ansicht, dass Männer den Frauen in ihren physischen und mentalen Kräften überlegen seien. Daher solle man die Entscheidung für eine Scheidung dem Mann überlassen. Falls der Mann mit seiner Frau nur Töchter bekommen würde, bräuchte der Mann eine zweite Frau. Außerdem äußerte der Gründer sich in mehreren Schriften klar antisemitisch, wobei er eine "jüdische Natur" als hinterlistig und böse beschrieb.
Auch heute werden Mitglieder der Ahmadiyya dazu animiert, die Schriften des Gründers zu lesen. Eine kritische Auseinandersetzung mit seinen Aussagen findet in keiner Weise statt. Genauso dürfen die nachfolgenden Khalifen von Mirza Ghulam Ahmad nicht hinterfragt werden, sie gelten als die höchste Autorität in der Gemeinschaft. Der vierte Khalif der Ahmadiyya ging sogar so weit, dass er den Holocaust als eine Strafe Gottes für das jüdische Volk bezeichnete, wobei er Hitler als Mittel zum Zweck sah. Dieses Video wurde auf dem YouTube-Kanal der deutschen Ahmadiyya-Gemeinde vor sieben Jahren hochgeladen:
Die Generation junger Ahmadis ist mit solchen Fernsehsendungen des vierten Khalifen aufgewachsen. Auch die Tabuisierung und Diskriminierung von Homosexualität gehört in der Ahmadiyya zur Norm. Begründet wird sie damit, dass Homosexuelle als Kriminelle beziehungsweise Kranke angesehen werden. Diese Begründungen werden erneut durch direkte Aussagen der Khalifen der Ahmadiyya untermauert. Der vierte Khalif schreibt in seinem Buch "Islam – Antworten auf die Fragen unserer Zeit": "Die Schwulen, Lesben, Drogenabhängigen, Skinheads, Punks und Kriminellen aller Art, sie alle nehmen an Zahl und Stärke zu" (Seite 89). Gemäß dem aktuellen Khalifen Mirza Masroor Ahmad sei Homosexualität unnatürlich, könne durch Therapie geheilt werden und werde durch äußere Einflüsse wie zum Beispiel Schweinefleischkonsum hervorgerufen.
Des Weiteren berichtete der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) über einen Artikel der Ahmadiyya mit dem Titel "Wie steht der Islam zur Homosexualität", der auf ihrer Webseite erschien. Darin ging es um den empfohlenen Umgang mit Homosexuellen. Schwule Männer sollten demnach bestraft werden, während lesbische Frauen zu Hause eingesperrt werden sollten, um andere Frauen nicht "anzustecken". Ahmadiyya-Imame in Deutschland beteuern auch in einem aktuellen Video, dass Homosexualität eine Sünde sei und einen Ausschluss aus der Gemeinde bedeuten würde. Solche Einstellungen und Äußerungen führen zu einer großen Verunsicherung unter jungen Mitgliedern der Ahmadiyya, die ihre sexuelle Orientierung nicht mit der Mitgliedschaft in der Gemeinschaft vereinbaren können.
Schwarze Menschen werden segregiert
Darüber hinaus steht auf einem Plakat der Kampagne eine Überlieferung des Propheten Mohammed: "Ein Weißer ist nicht besser als ein Schwarzer, noch ist ein Schwarzer besser als ein Weißer." Die Ahmadiyya-Gemeinde sollte zunächst den Umgang mit eigenen schwarzen Mitgliedern reflektieren.
1986 wurde auf Anweisung des vierten Khalifen die Pan-African Ahmadiyya Muslim Association UK gegründet, eine eigene Organisation der Ahmadiyya-Gemeinde für schwarze Menschen. Ein Grund war, dass diese sich bei Veranstaltungen der Ahmadiyya mit mehrheitlich pakistanischen Teilnehmer*innen ausgeschlossen fühlten. Diese Organisation hat separate Veranstaltungen und eigene Abteilungen für Finanzen, Missionierungsarbeit und Partnervermittlung für schwarze Menschen. Statt den Rassismus in der Ahmadiyya aufzuarbeiten und eine inklusive Lösung zu finden, wurden schwarze Menschen aus Erfahrung bisher segregiert.
Das sind nur einige Belege der Diskriminierung von vielen. Aussteiger*innen der Ahmadiyya haben es satt, dass Kritik an den Strukturen als individuelle negative Erfahrungen abgestempelt werden. Deshalb haben sie in Online-Foren auf Deutsch und Englisch viele weitere Belege gesammelt, um die theologischen Grundlagen der Diskriminierung aufzuzeigen.
In diesem Kontext ist die aktuelle Kampagne der Ahmadiyya mehr Schein als Sein – eine weitere Werbekampagne, um Mitglieder zu gewinnen und die Unterstützung des Staates als die einzige muslimische Körperschaft des öffentlichen Rechts und die Partnerschaft für den Religionsunterricht in einigen Bundesländern beizubehalten. So ist der vielzitierte Grundsatz der Ahmadiyya "Liebe für alle, Hass für keinen" wohl eher mit einem Fragezeichen zu versehen.
15 Kommentare
Kommentare
Roland Fakler am Permanenter Link
Sehr schöner, aufklärerischer Artikel.
Halber Blödsinn ist halt immer noch Blödsinn!
Richter am Permanenter Link
Der Artikel ist sehr subjektiv. In jeder Religion, Partei und Gemeinschaft gibt es Aussteiger und Einsteiger. Die Lehren der Ahmadiyya sind meiner Ansicht nach zu 100% humanistisch und friedlich.
Thomas Baader am Permanenter Link
Nein, humanistisch ist da vieles auch nicht.
Folgende Äußerung fiel während des Prozesses durch den Zeugen Uwe Abdulla Wagishauser, der der Vorsitzende der Ahmadiyya-Gemeinde Deutschland ist: "Sie [Die Eltern] müssen ihre Tochter dann verstoßen, als Tochter musst Du wählen zwischen der Beziehung oder der Familie. [...] Sonst sind sie nur Papier-Muslime; wenn mir die Religion wichtig ist, muss ich mich von der Tochter lösen."
https://www.peri-ev.de/aktuell/fall-lareeb-khan/4-bericht-lareeb/
Dazu passend folgender Satz von Website der Gemeinschaft:
"Dass er/sie den Glauben, die Hochschätzung des Glaubens und die Sache des Islam für sich kostbarer erachten wird als das eigene Leben, den eigenen Reichtum, das eigene Ansehen, die eigenen Kinder und alle anderen liebenswerten Dinge."
Was daran humanistisch sein soll, erschließt sich mir nicht.
Roland Fakler am Permanenter Link
Humanisten sind selbständig denkende Menschen, die nicht in einem Califat leben wollen, das die Ahmadiyya aber ganz offiziell anstreben.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Ganz neutral, jeder Glaube an irgendein Übermenschliches Subjekt (Götter) ist ohne jeglichen Bezug auf Realität und damit Sinnlos für die Gläubigen und Machterhaltend für die, welche diesen Glauben propagieren.
Nur so funktionieren Religionen seit deren Erfindung vor Jahrtausenden, davor gab es Millionen von Jahren keinerlei Religion in der Geschichte der Menschheit und der Christliche Glaube ist erst ca. 2500 Jahre alt, eine kurze Spanne in der Entwicklung und Evolution der Menschheit.
sara am Permanenter Link
sicherlich gehören sie selber zu der Ahmadiyya! Ich als noch Mitglied kann alles bestätigen was Frau Naureen geschrieben hat.
Name am Permanenter Link
"Es sind vielleicht mehr einzelne Mitglieder der Gemeinde"
Die Autorin hat ihre Meinung nicht mit den Aussagen von irgendwelchen Mitgliedern sondern vom Gründer und von Oberhäuptern der Gemeinde belegt.
QAhmad am Permanenter Link
Natürlich sollte sich Jeder selbst ein Bild machen. Wie sie sagen die Gemeindeliteratur ist zum größten Teil frei zugänglich.
Macht man das wird deutlich, dass die Gemeinde in manchen Fragen erzkonservativ bis reaktionär ist. Die Zitate die im Artikel genannt werden sind nicht von irgendwelchen Mitgliedern. Sie stammen von den Khalifen der Gemeinde, deren Worte von den Mitgliedern nicht hinterfragt werden. Es gibt intern keine kritische Auseinandersetzung damit.
Wenn vom Oberhaupt der Gemeinde die 'Ehe für Alle' als "Tyrannei" bezeichnet wird. Wenn auf interne Veranstaltungen offen gegen Mitglieder der LGBTQ+ community gehetzt wird kann ich das nicht mit meinen humanistischen Werten vereinbaren.
Oder die Tatsache, dass Frauen bei Wahl ihres Ehepartners eine Zustimmung eines MÄNNLICHEN Vormunds (meist Vater, Onkel oder auch Bruder) bedürfen. Eine eindeutig sexistische Reglung die Frauen diskriminiert und sehr problematisch ist.
Ich könnte die Liste fortsetzen. Ich könnte auch viele positive Dinge, die als Gemeindemitglied genossen habe nennen. Es ist mir klar, dass viele der Kritikpunkte nicht exklusiv in der Ahmadiyya Gemeinde oder auch im Islam zu finden sind. Andere Erzkonservative Ideologien haben ähnliche problematische Ansichten. Jede dieser Gruppierung hat aber auch Eigenheiten und besondere Mechanismen wie die Diskriminierung aufrechterhalten wird. Es ist daher wichtig, dass Menschen die in diesen Gemeinschaften aufgewachsen sind und mit diesen Vertraut sind darüber sprechen und aufklären.
PS. der Mantel der "schnellst wachsenden Religion" wird von vielen beansprucht. Ist mittlerweile ein meme. Die Konvertiten Zahlen die von der Gemeinde raugegeben wurden sind zum Großteil Fiktion. Geht man nach ihnen haben wir fast 180 Millionen Konvertiten in den letzten Jahrzehnten. In den offiziellen Medien ist man davon aber wieder abgerückt. Es wird nun keine konkrete Zahl genannt, eine Erklärung wo über 100 Millionen von Anhänger hin seien gab es aber nie.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Naureen Ghaury, Sie sind eine "gebürtige" Ahmadi? Ich denke, nein - wie kann jemand als Säugling *mit* einer Religion geboren werden?
QAhmad am Permanenter Link
Sie haben natürlich recht.
Ich denke der Hinweis in dem Artikel soll nur darlegen , dass Frau Ghaury in der Gemeinde aufgewachsen ist und die Dinge die sie sagt zum Teil auf eigene Erfahrungen in der Gemeinde berufen.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Schön und gut. Aber wenn es (eigentlich) "unsinnig ist", sollte man die Ahmadiyya-Gemeinde dann nicht darauf hinweisen? Vielleicht ist sie ja lernfähig...
Kamran Arshad am Permanenter Link
Im Artikel“ Liebe für alle, Hass für keinen"? Zu schön, um wahr zu sein“ schildert Frau Naureen Ghaury ihre persönliche Ansicht bzw.
Bei Ihrem Vorwurf, dass die AMJ diskriminierend und rassistisch sei beruft sie sich u.a. auf die Aussagen des vierten und fünften Kalifen der AMJ und zieht diese vollkommen aus ihrem Kontext. Wenn man die jeweiligen Aussagen nicht gründlich untersucht, so kann man aus Unwissenheit einen falschen Schluss ziehen; was nicht zielführend, sondern irreführend ist und mit der Absicht jemanden hinters Licht zu führen verbunden sein kann. So wirft Sie der AMJ vor, dass sie quasi die Juden als böse betrachteten und untermauert dies, indem sie sich dabei auf die Sure Al-Baqrah beruft.
Hierbei vergisst Frau Ghaury, dass sich jener Vers auf die Juden bezieht, welche die Gebote Gottes immer wieder verletzten (was auch stellenweise in der Bibel erwähnt wird). Es handelt sich hierbei um jene Juden, welche auch Jesus (Friede sei auf Ihm) diskriminierten und verhafteten. Der Koran ermahnt in diesem Vers die Muslime, dass sie nicht denselben Fehler wiederholen sollten und ungerecht mit Gesandten Gottes umgehen sollten. Dies wird klar, wenn man Sure 17, Vers 9 betrachtet in welcher Juden davor gewarnt werden nicht in ihren „früheren Zustand“ zurückzufallen. An anderer Stelle im Quran wird auch erwähnt, dass unter den Juden und generell in jeder Religion auch Gerechte und Gottesfürchtige Menschen gebe, mit denen Gott wohlgefällig sei (Sure 22, Vers 18). Bei einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Koran machen viele den Fehler, den gesamten koranischen Kontext außen vor zu lassen und bestimmte Verse herauszunehmen, wobei der Koran selbst den Anspruch erhebt nur aufgrund seiner eigenen Vollkommenheit, vollkommen zu sein.
Die Natur des Menschen ist von Gott so angelegt, dass obwohl der Mensch immer wieder sündigt, er bis zu einem bestimmten Grad unversehrt bleibt. Sobald er das Maß, wovor Gott ihn durch Propheten immer wieder gewarnt hat, überschreitet, lässt Gott ihn nur die Folgen seines Fehlverhaltens erkennen. Gott bestraft den Menschen also nicht selbst, sondern das schlechte Verhalten des Menschen kommt langsam, aber sicher auf den Menschen zurück was dann schlussendlich zum Leid führt.
Es wäre fair von Frau Ghaury gewesen, wenn sie auch die Kritik gegen den Antisemitismus der Ahmadiyya Muslim Jamaat erwähnt hätte, welche sowohl von den Gelehrten der Gemeinde, als auch von den Gemeindemitgliedern in Deutschland unzählige Male geäußert wurde. Ebenso wird im Koran den Juden der erhabene Titel des „Volkes der Schrift“ zuteil. Abgesehen davon gibt es viele weitere theologische Aspekte, welche im Islam den Juden eine besondere Position verleihen. Moses (Friede sei mit ihm) ist laut islamischer Theologie einer der erhabensten Propheten unter den allen Gesandten Gottes. Ebenso wird den Muslimen gestattet, auch Ehen mit dem „Volk der Schrift“ einzugehen. All diese Aspekte berücksichtigend, wird schnell ersichtlich, dass Frau Ghaury in ihrem Artikel leider nur einseitig berichtet hat und dabei viele grundlegende Fakten außer Acht ließ.
Weiterhin gibt es keine Trennung oder Diskriminierung von Schwarzen in der AMJ. Jedes Volk hat andere Gebräuche und Sitten und es ist erlaubt, dass man diese im Islamischen Rahmen ausleben darf. Dass dabei verschiedene Kulturen unterschiedliche Bräuche haben, ist ganz natürlich und nichts schlechtes wie der Quran ganz eindeutig erklärt (Sure 49, Vers 14). Um ihre Interessen auch besser zu vertreten, hat die AMJ wohlwollend für Afrikaner damals die Plattform (PAN Africa) geschaffen. Diese trägt sehr viel zur Integration der afrikanischen Brüder und Schwestern bei und unterstützt diese auch bei verschiedenen Anliegen. Das Missverständnis, welches Frau Ghaury hier erzeugen möchte, soll aufzeigen, dass die Gemeinde eine Segregation auslebt, was allerdings nicht den Tatsachen entspricht, da jedes Gemeindemitglied, egal welcher Nation oder Herkunft, Teil der Ahmadiyya Muslim Jamaat ist und keinerlei Vor- oder Nachteile bezieht. Unzählige Programme und Veranstaltungen der Gemeinde finden gemeinsam statt. Ebenso führte die AMJ im Rahmen der Rassismus-Debatte eine neue Initiative ein mit dem Titel: „Muslime gegen Rassismus“. Diese bekam viel Zuspruch und wurde gerade aufgrund rassistischer Ideologien ausgeführt. In dieser Kampagne setzt die AMJ ein klares Statement gegen Rassismus, Antisemitismus oder irgendeiner anderen menschenfeindlichen Ideologie.
Weiterhin wirft Frau Ghaury unbegründet der AMJ Homosexuellenfeindlichkeit vor. Homosexuellenfeindlichkeit fällt für die AMJ ganz klar unter Menschenfeindlichkeit. Nahezu alle pädagogischen Veranstaltungen der AMJ sowohl in der Erwachsenenbildung als auch in der Jugendarbeit thematisieren das Fundament des Islams: Dass den Schöpfer nicht lieben kann, wer seine Schöpfung nicht liebt. Dass der Dienst an der gesamten Schöpfung die Grundlage für den Dienst am Schöpfer darstellt.
Theologisch unterscheidet der Islam zwischen Mensch und Tat. Während der Mensch uneingeschränkt zu achten und zu respektieren ist, können einzelne seiner Taten abgelehnt werden. Beispielsweise gibt es im Islam das Alkoholverbot; dennoch sind Muslime mit Menschen anderer Überzeugungen befreundet und schätzen sie, auch wenn diese den Konsum von Alkohol für sich nicht ablehnen. Gleiches gilt für andere Werte, die sich auf die Sexualität beziehen: Keuschheit vor der Ehe, Heirat, Treue innerhalb der Ehe – das sind aus unserer Sicht islamische Werte, die selbstverständlich nicht von allen geteilt werden, zu denen sich die Mitglieder der AMJ durch ihr Eintreten in die Gemeinde jedoch bekennen. Homosexualität gilt vor diesem Hintergrund als Gott nicht wohlgefällig und dies wird aus dem Koran abgeleitet. Gleichzeitig betont der Khalif der AMJ, Hz. Mirza Masroor Ahmad, im selben Zusammenhang, dass Empathie mit Menschen der Lesben-, Schwulen- und Transgenderbewegung Motiv jedes Handeln sein sollte. Er lehnt die Verfolgung oder Unterdrückung homosexueller Menschen strikt ab und betont, dass Muslime keinerlei Hass oder Groll gegenüber Homosexuellen empfinden dürften.
Dass Frauen im Islam ungerecht behandelt werden ist ein klassisches Argument welches gerne genutzt wird um den Islam in ein schlechtes Licht zu rücken. Ein kurzer Blick in den Quran zeigt eindeutig, dass es im Islam keinen Zwang gibt (Sure 2, Vers 256). Das Gebot, welches die Verhüllung beschreibt, ist außerdem in erster Linie an Männern gerichtet und weist diese eindeutig dazu auf Ihren Blick zu senken (Sure 24: 31). Weiterhin zeigt der Quran an vielen Stellen dass Männer und Frauen vollkommen gleichgestellt sind und keiner über den anderen steht (Sure 33:36, 47:2, 48:6, 57:13, 57:19, …).Dass Frauen und Männer jedoch körperliche Unterschiede aufweisen ist ganz klar. Die aufgeführten Zitate von Frau Ghaury sind ganz klar aus dem Kontext gerissen.
Der sogenannte „Endsieg des Islam“ ist ein weiteres Argument, welches gerne verwendet wird, um den Islam und die AMJ zu dämonisieren. Der Islam und die AMJ hat das Ziel den Weltfrieden zu etablieren und Liebe und Gerechtigkeit auf der ganzen Welt zu verbreiten. Das Wort „Islam“ selber bedeutet unteranderem Frieden und die AMJ bemüht sich mit Aktionen wie „Muslime gegen Rassismus“ oder „Muslime für Deutschland“ aktiv für die Etablierung einer friedlichen und inklusiven Gesellschaft einzusetzen. Artikel wie der von Frau Ghaury hingegen verbreiten Unfrieden, Angst und spalten die Gesellschaft in oppositionelle Gruppen.
„Die Liebe für alle“ beinhaltet daher, dass man diese Fehler in ihren Anfängen unterbindet. Wie eine Mutter dem Kind anraten würde sich von einer schlechten Ernährung fernzuhalten. Wenn das Kind, aber damit fortfährt bis es beginnt aufgrund der schlechten Ernährung zu erkranken muss die Mutter aus Liebe zu Ihrem Kind die schlechte Ernährung stoppen. „Hass für keinen“ bedeutet daher einerseits niemanden für seine Schwächen als minderwertig oder schlecht zu erachten, und andererseits Menschen mit Ihren Schwächen und Problemen zu helfen auch wenn es dem Kind gegebenenfalls missfällt.
Ich würde die Leser dieses Artikels dazu anregen, die AMJ selbst unparteiisch zu untersuchen ihre Webseite: www.ahmadiyya.de zu besuchen oder an ihren zahlreichen Veranstaltungen teilzunehmen. Es ist immer besser, miteinander statt übereinander zu sprechen.
(Autor: Kamran Arshad & Asem Butt)
QAhmad am Permanenter Link
"Keuschheit vor der Ehe, Heirat, Treue innerhalb der Ehe – das sind aus unserer Sicht islamische Werte"
Wieso lehnt man dann 'Ehe für Alle' ab? Sollte die Jama'at nicht dort an vorderster Stelle stehen die dies unterstützen?
Wieso wurde die Gleichstellung der Rechte für die LGBTQ+ community vom Khalifen als "Tyrannei" bezeichnet?
Wieso hat der vierte Khalif im Zusammenhang mit 4:15-16 gesagt, das dies auch bedeutet dass lesbische Frauen unter Hausarrest gestellt werden sollen?
In vielen Tarbiayyti Klassen die ich in der Gemeinde besucht habe wurde der Verbot von Schweinefleisch explizit mit deren Neigung zu Homosexualität begründet. Es wurde immer als etwas widerliches und Abscheuliches dargestellt. Es wurde ganz klar Homophobie geschürt.
Sie können nicht einerseits sagen, dass sie den Menschen lieben, aber gleichzeitig in den Schriften und Reden ihnen das recht auf Grundrechte wie Ehe absprechen. Sie geben hier PR Talking Points wieder die im Wiederspruch zu dem steht wie innerhalb der Gemeinde über dieses Thema geschrieben und gesprochen wird. Die Diskriminierung besteht weiterhin fort. Ich würde diese PR Statement ernster nehmen wenn diese begleitet werfen Würden mit einer echten kritischen Auseinandersetzung mit den Texten der Gemeinde und Aussagen die von Khalifen gemacht wurden.
Dr. Maletziua am Permanenter Link
Selbstverständlich hat ein Aussteiger, egal bei welcher Religion, Familie oder Partei, immer einen negativen und vor allem subjektiven Hauch. Die Person wäre ja nicht weggegangen, wenn nicht alles gut wäre.
QAhmad am Permanenter Link
Die Gemeinde ist gut organisiert und hat die Mittel ihre Botschaft und Sicht der Dinge nach außen zu tragen. Aussteiger und Kritiker sind im Prinzip eine Minderheit in der Minderheit.
Es geht nicht darum die Gemeinde oder gar die Mitglieder in ihr pauschal zu verurteilen. Es geht viel mehr darum die Erzkonservativen und Reaktionären Ansichten die von der Gemeinde gepredigt werden zu hinterfragen und zu kritisieren. Innerhalb der Gemeinde gibt es leider kein Forum wo über diese Dinge offen und sanktionsfrei diskutiert werden kann. Die aussagen der Kalifen sind im Prinzip unantastbar.