Spanien: Vatikan untersucht dubiosen Immobilienhandel in Madrid

In den letzten zwei Jahren hat die katholische Kirche in Madrid Wohnblöcke und ein Altenheim unter dem Marktpreis verkauft, dafür aber ein überteuertes Grundstück gekauft, um darauf einen Bürokomplex zu bauen. Pflegebedürftige und Nonnen, die nicht wissen, wo sie demnächst wohnen werden, Kommissionen in Millionenhöhe, eine Käuferin, der insgesamt 1.012 Unternehmen in Spanien zugeordnet werden können, sowie weltliche als auch kirchliche Untersuchungen der Immobiliendeals machen den Skandal komplett.

Im letzten Jahr hatte die Erzdiözese Madrid mit Immobiliendeals für Empörung gesorgt. Hunderten Familien sowie älteren Menschen eines Pflegeheimes drohte mitten in der Corona-Pandemie der Rauswurf aus ihrem Zuhause, nachdem die katholische Kirche zahlreiche Wohnblöcke und das Heim unter dem eigentlichen Marktpreis verkauft hatten. Zum überhöhten Preis war stattdessen ein Stück Land zur Errichtung vermeintlich gewinnbringender Büros gekauft worden. Eine groß geplante Alternative zum Pflegeheim blieb im Stadium der Ankündigung.

Untersuchungen weltlicher Behörden, aber auch eines von Carlos Osoro, Erzbischof von Madrid, angeforderten Prüfers vom Vatikan förderten nicht nur die unverständlichen Preise bei den Käufen und Verkäufen zutage, sondern deckten auch Kommissionen in Millionenhöhe für eine Anwaltskanzlei auf und beleuchteten die Käuferin der Wohnblöcke.

Bei den 14 Wohnblöcken in Madrid handelte es sich um Immobilien aus dem Besitz der kirchlichen Stiftung "Fundación de Santamarca y de San Ramón y San Antonio", kurz Fusara. Diese Stiftung hat sich der Bildung von Kindern und Jugendlichen verschrieben. So unterhält sie Schulen, die besonderen Wert auf Sprachprojekte, neue Technologien, pädagogische Innovation, Sport und außerschulische Aktivitäten sowie Sommercamps legen. Im Kuratorium der Stiftung: Carlos Osoro, Erzbischof von Madrid, aber auch der Bürgermeister Madrids José Luis Martínez-Almeida, weitere Beamte und kirchliche Würdenträger. Nach Beschluss des Kuratoriums wurden die Wohnblöcke, bewohnt von hunderten Familien, verkauft. Jeder Block wurde von einem anderen Unternehmen gekauft. Alle gegründet zwischen dem 2. April und dem 13. Juni 2019 mit einem Kapital von 3.010 Euro. Alle verwaltet von María Elena García Pastrana, der im spanischen Handelsregister "registro mercantil" ganze 1.012 Unternehmen zugeordnet werden können. Gesamtwert: 37 Millionen Euro.

Das Altenheim, welches pflegebedürftige ältere Menschen und zahlreiche Nonnen beherbergt, wurde der Universität Nebrija für ebenfalls 37 Millionen Euro verkauft. Eine große "Stadt der Barmherzigkeit" sollte als Alternative gebaut werden. Ein konkretes Grundstück mit Bebauungsplänen, Genehmigungen oder gar den Spatenstich sucht man bisher umsonst.

Für die Vermittlung der Verkäufe und Käufe hatte eine Anwaltskanzlei mit sechs Prozent Kommission Gelder in Millionenhöhe erhalten.

Nachdem weltliche Behörden, unter anderem Richterin Carmen Rodríguez-Mendel, den Verkauf der Wohnblöcke mit Hinblick auf Betrug, Korruption und weitere Vergehen seit Ende 2019 untersuchen, aber auch der Vatikan einen Prüfer eingesetzt hat, haben sich bereits erste Konsequenzen gezeigt. So hat Julio Lage, Wirtschaftsprüfer der Erzdiözese, seinen Posten am 9. Oktober geräumt. Die katholische Kirche hat nun begonnen, die Verkäufe und Käufe rückgängig zu machen. Für zahlreiche Mieter:innen der Madrider Wohnblöcke zu spät. Aus Angst vor Räumung hatten sie ihre Wohnungen verlassen. Das Pflegeheim soll weiter in Betrieb bleiben und Bestandteil der Kirchenstiftung "Fundación Santísima Virgen y San Celedonio (FSVSC)", die sich der Versorgung älterer Menschen widmet, bleiben. Ob die Immobiliendeals sich vollständig umkehren lassen und ob es eine Rückzahlung von Kommissionen geben wird und wenn, in welcher Höhe diese sein werden, bleibt abzuwarten.

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