Schon zuvor wurden Frauen und Mädchen in Afghanistan bereits weitestgehend aus der Erwerbsarbeit und den weiterführenden Schulen verdrängt. Nun macht sich die islamistische Regierung ans Werk, auch die gesamte kulturelle Landschaft umzuwälzen und verbannt Frauenrollen komplett aus Film und Fernsehen.
Während in der westlichen Welt in Film und Fernsehen immer mehr Diversität unter Regisseuren und Darstellern gefordert und umgesetzt wird, drehen sich in Afghanistan die Uhren im Rekordtempo zurück. Am Sonntag erließ das Ministerium für "Gebet, Führung, die Förderung von Tugenden und Verhinderung von Lastern" ein Gesetz, welches die Ausstrahlung oder Aufführung von Filmen und Serien verbietet, in denen "Frauen eine Rolle spielen oder die der islamischen Scharia oder afghanischen Werten widersprechen", heißt es.
Der Sprecher des Ministeriums, Mohammed Sadik Asif, bestätigte die Regeln des Erlasses und erläuterte, dass das Gesetz dazu dienen solle, dass sich keine "fremden Kulturen und Traditionen in der afghanischen Gesellschaft verbreiten und Sittenlosigkeit verursachen".
Lediglich Journalistinnen und Reporterinnen ist es mit ausreichender Bedeckung von Schultern und Kopf weiterhin erlaubt, auf den Bildschirmen zu erscheinen.
Hujjatullah Mujaddedi, ein Mitglied einer Organisation, die Journalisten in Afghanistan vertritt, verlautbarte, dass die neuen Ankündigungen der Beschränkungen unerwartet kamen und viele dieser Regeln schwer umsetzbar seien. In einem BBC-Interview mutmaßte der Journalist sogar, dass durch die Unpraktikabilität der neuen Gesetze sein Sender eventuell sogar schließen müsse.
Betroffen von den neuen Gesetzen werden vor allem türkische, indische und iranische Seifenopern sein, welche sich in Afghanistan großer Beliebtheit erfreuen. Bisher weniger im TV zu sehen waren westliche oder US-amerikanische Serien und Filme, welche nun vermutlich absolut aus den Programmen verschwinden werden.
Auch sehr beliebte Satireprogramme und Unterhaltungssendungen müssen sich nun den neuen Regeln fügen dürfen etwa keine Beleidigungen der Religion mehr zulassen. Dabei ist zu vermuten, dass die Straftat der "Beleidigung" in diesem Falle sehr weit ausgelegt werden wird. Bereits in den letzten Monaten hatten sich Geistliche im Taliban- Regime häufig über die Programmauswahl beschwert, in der Filme vorkamen, in denen etwa Frauen sich ihren Ehepartner selbst aussuchen konnten. Dies habe einen Sittenverfall herbeigeführt, so heißt es.
Die neue afghanische Regierung hat nun, nachdem bereits Frauen aus Beruf und höherem Bildungssystem verbannt worden waren, auch die Beschneidung der Kultur im Land vorgenommen. Die Entfernung der Frau aus Film und Fernsehen ist ein weiterer Schritt zur Gleichschaltung der gesamten Gesellschaft mit dem Ziel, die islamische Gesetzgebung allumfänglich durchzusetzen und in jegliche privaten Räume vorzudringen. Dabei sind die Hauptleidtragenden wie so oft die Frauen und Mädchen unter der Taliban-Herrschaft.
Dabei hätte die Regierung eigentlich ganz andere, dringendere Probleme, als Frauen aus dem TV zu verbannen. Die afghanische Wirtschaft liegt völlig am Boden und das Land steuert in einen harten Hungerwinter hinein. Auch das Bankensystem steht kurz vor dem Kollaps, sodass selbst Hilfsgelder in Zukunft kaum mehr ihr Ziel erreichen könnten.
6 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Da in islamisch geführten Ländern die Scharia wichtiger ist als das Wohlergehen der Bürger und die sture rückwärts gewande Politik jeglichen Wirtschaftswachstum den Gar ausmacht, müssen sich die Afghanen nicht wunder
Nur die Afghanen können das ändern, wenn sie den Mut aufbringen sich zur Wehr zu setzen und gegen die Taliban agieren.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Hat jemand ernsthaft etwas Anderes erwartet? Das wäre blauäugig gewesen.
René am Permanenter Link
Vermutlich hat kaum jamand was Anderes erwartet. Das heißt ja aber nicht, dass man nicht darüber schreiben muss.
A.S. am Permanenter Link
Warum machen wir "Multikulti-Politik" und räumen dem Islam Platz in unserer Gesellschaft ein, wenn in islamischen Ländern genau das Gegenteil geschieht?
"Gläubigkeit" ist für mich die höchste Form ideologischer Verbohrtheit. Und das wird in unseren Schulen unterrichtet.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Gläubigkeit ist die höchste Form ideologischer Verbohrtheit. Und genau das wird in unseren Schulen unterrichtet, wie kann man da hoffen, dass sich etwas in Richtung humanitäre Aufklärung entwickelt.
Das die Kirchen aller Religionen alles erdenkliche tun werden um weiterhin ernst genommen zu werden, liegt auf der Hand und dabei schrecken diese auch nicht vor Mord und Folter zurück. Lügen und Betrügen gehören zur Standartausrüstung aller Glaubesvertreter, denn der Erfolg heiligt die Mittel.
Elke Schilg am Permanenter Link
Das ist so wahr! Und doch gibt es viele Menschen, die völlig unreflektiert an jedes Wort glauben, das in ihren jeweiligen "heiligen" Büchern geschrieben ist.