Besuch im Tempel:

Nachforschungen zum Buddhismus in Deutschland

Der Autor besucht am Tag der offenen Tür einen buddhistischen Tempel in Hannover und stellt aus diesem Anlass einige Nachforschungen zum Buddhismus in Deutschland an. Es geht um die Zahl der Buddhisten in Deutschland, ihre Organisationen und deren Ziele sowie um gelungene Integration.

Am 9. Juni 2024 beging der thailändisch-buddhistische Tempel in Hannover Ahlem einen Tag der offenen Tür, den ich mit meiner Familie besucht habe. Der Tempel feierte sein 21-jähriges Jubiläum als Wat Dhammavihara Buddhisten-Verein Hannover e.V.. 2007 erwarb der Verein den 1897 erbauten und seit 1985 unter Denkmalschutz stehenden Ahlemer Turm, ein Gebäude, das in der Vergangenheit unter anderem als Gaststätte, Flak-Befehlsstand, Mädchenwohnheim, Flüchtlingslager und Polizeidienststelle genutzt wurde. Der Wat Dhammavihara Verein, der in der Tradition des Theravada-Buddhismus steht, sanierte den Turm und nutzt ihn seitdem als Tempel und Begegnungsstätte. Im Tempel leben dauerhaft thailändische Mönche, die für die seelsorgerische Betreuung im Raum Hannover und Norddeutschland lebender Thai in ihrer Muttersprache zuständig sind. Der Tempel versteht sich auch als integrativ wirkende Begegnungsstätte:

"Der Wat Dhammavihara hat es sich zum Ziel gesetzt, ein positives Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur, und Glaubensgemeinschaft zu fördern. Eine verbesserte Kommunikation mit direkten Kontakt bildet gegenseitiges Vertrauen. Vorurteile können auf diese Weise abgebaut, und das Entstehen von sogenannten Parallelgesellschaften verhindert, werden."

Das ist ein sehr begrüßenswertes Anliegen, zumal in Zeiten, in denen hitzige Debatten um Zuwanderung, Integration und damit zusammenhängende Probleme die gesellschaftliche Atmosphäre zu vergiften scheinen. Dabei lohnt sich der Blick auf eine Gemeinschaft, deren Entwicklung in Deutschland sehr lautlos und konfliktfrei vonstatten geht.

Thailändische Gemeinschaften in Deutschland

Eingewanderte Thai sind gut integriert, was in ihrem Fall natürlich auch darauf zurückzuführen ist, dass sie oft in binationalen Partnerschaften leben, was durch eine intensive Reisetätigkeit von Deutschen ins Urlaubsland Thailand bedingt ist.

Dass die Thai in Deutschland sich dennoch gut vernetzen, ihre Kultur und ihre davon nicht trennbare Religion pflegen, muss als Bereicherung angesehen werden. Im Laufe der Jahre ist – so kann man auf der Website des Wat Dhammavihara nachlesen – aus den vielfältigen Kontakten zwischen Thai und Deutschen ein enger Kulturaustausch erwachsen, der zu einem Bedürfnis nach organisierten Strukturen führte. Ergebnis waren gemeinsam von Thailändern und Deutschen gegründete Vereine, die in enger Verbindung mit Organisationen in Thailand stehen. Die entstandenen Tempelanlagen (Wats) werden durch Spenden finanziert. Die in Deutschland lebenden Thai gelten heute als die größte buddhistische Gemeinde asiatischer Herkunft. Stand 2015 unterhalten sie 48 Tempel in Deutschland.

Ich habe den Wat Dhammavihara in Hannover Ahlem am zurückliegenden Sonntag nicht das erste Mal besucht und ich habe mich dort trotz meiner Religionslosigkeit nie fehl am Platz gefühlt, was einerseits an der großen Gastfreundschaft liegt, andererseits aber auch daran, dass es bei öffentlichen Feierlichkeiten meistenteils sehr weltlich und stets gesellig zugeht. Es gibt einen kleinen Markt mit Lebensmitteln und anderen Produkten aus Thailand sowie vielfältiges landestypischen Essen. Die Besucher der Tempelfeierlichkeiten sind bei weitem nicht nur Thai mit ihren Familien aus der näheren und weiteren Umgebung, sondern auch andere Gäste und sicherlich manche Anwohner. Letztere sind übrigens dafür zu bewundern, dass sie mit stoischem Gleichmut ihre an solchen Tagen zugeparkten Straßen erdulden. Man hat sich mit seinen buddhistischen Nachbarn offenbar sehr gut zusammengefunden.

Eingang zum Tempel Wat Dhammavihara, Foto: © Andreas Dietz

Eingang zum Tempel Wat Dhammavihara, Foto: © Andreas Dietz

Was man als Nichtbuddhist von Karma und Reinkarnation hält (wie auch immer die verschiedenen buddhistischen Schulen das jeweils im Detail erklären), ob man grundsätzlich davon ausgeht, dass Leben immer mit Leiden einhergeht (wie es in ähnlicher Weise etwa auch Arthur Schopenhauer gesehen hat), ob man den anderen zentralen Bestandteilen von Buddhas Lehre wie Vergänglichkeit und Substanzlosigkeit zustimmt oder nicht – das sind für das Zusammenleben verschiedener Kulturen eher nachrangige Fragen im Vergleich zu der Ethik, die Menschen leben. Der Buddhismus kennt eine Tugendethik, die sogenannten Fünf Silas als praktische Vorsätze für das tägliche Leben: Es gilt für den edlen Schüler, das Töten lebender Geschöpfe, das Stehlen, sexuelle Verfehlungen, das Lügen und das Trinken von Alkohol zu unterlassen. In erweiterter Form üben sich Buddhisten in der Umsetzung der Tugenden des Edlen Achtfachen Pfades und es versteht sich von selbst, dass Mönche und Nonnen darüber hinaus noch viele weitere Regeln befolgen. Ich werde den ethischen Aspekt am Schluss noch einmal kurz aufgreifen.

Der Besuch des thailändischen Tempels am vergangenen Sonntag jedenfalls war mir Anlass, über den Buddhismus in Deutschland etwas genauer nachzuforschen. Ich war neugierig.

Buddhisten in Deutschland

Die Geschichte des Buddhismus in Deutschland beginnt bereits im 19. Jahrhundert und ist mit dem Philosophen Arthur Schopenhauer verknüpft, der sich auch mit indischer Philosophie beschäftigte und las, was zu seiner Zeit an ersten Übersetzungen in Europa verfügbar war. Seine Auseinandersetzung mit dem Buddhismus brachte Schopenhauer dazu, sich selbst als "Buddhaist" zu bezeichnen. Er hatte sicherlich großen Einfluss auf die ersten deutschen Buddhisten in seinem Jahrhundert. Im Jahr 1903 gründete der Indologe Karl Seidenstücker in Leipzig die erste buddhistische Organisation, den "Buddhistischen Missionsverein für Deutschland". Seit dem 20. Jahrhundert reisten Deutsche nach Asien, traten in Klöster ein und kehrten dann als Lehrer nach Deutschland zurück. Eng verbunden ist der Buddhismus in Deutschland natürlich auch mit Zuwanderung.

Wie viele Buddhisten es in Deutschland heute gibt, war bis vor Kurzem nicht ganz klar, denn die Zahlen, die man zunächst findet, sind veraltet, weichen erheblich voneinander ab und sind meist nur Schätzungen. Die Wikipedia-Seite zum Thema nennt eine Zahl von 270.000 Anhängern, beruft sich dabei aber auf eine Quelle, die bereits von einer höheren Zahl ausgeht, wobei auch diese schon veraltet ist: Der Religionswissenschaftliche Medien- und Informationsdienst e.V. (REMID) rechnete Stand 2015 mit rund 300.000 Buddhisten in Deutschland. Diese Zahl beruht auf früheren Schätzungen der Deutschen Buddhistischen Union (DBU), die heute als Dachverband 67 Mitgliedsorganisationen verschiedener buddhistischer Lehrtraditionen vertritt. Es sind aber längst nicht alle Menschen, die sich dem Buddhismus zugehörig fühlen, in Gemeinschaften mit Gleichgesinnten organisiert. Das ist freilich ein Umstand, der sich nicht auf die Buddhisten beschränkt.

Beim Religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdienst wird eine Angabe aus dem Jahr 1995 zitiert, wonach – jedenfalls zum damaligen Zeitpunkt – ca. 40.000 deutsche und ca. 40.000 asiatische Buddhisten hierzulande geschätzt wurden (Martin Baumann: Deutsche Buddhisten: Geschichte und Gemeinschaften, 1995). Dass sich das in den vergangenen drei Jahrzehnten geändert hat, ist offensichtlich. Nimmt man allein den Anteil der ausländischen Bevölkerung mit Herkunft aus – ganz oder teilweise – buddhistisch geprägten Ländern zum Maßstab, ergeben sich heute viel höhere Zahlen. In Deutschland lebten Ende des Jahres 2023, um die größten Gruppen zu nennen, 155.955 Chinesen, 127.825 Vietnamesen, 60.020 Thailänder, 40.070 Südkoreaner, 38.705 Japaner, 27.190 Sri Lanker und 10.570 Nepalesen. (Die Zahlen stammen von Statista.)

Selbstredend sind nicht alle diese Menschen Buddhisten, denn der Anteil der Buddhisten an der Gesamtbevölkerung ihrer Herkunftsländer beträgt nie 100 Prozent und ist generell sehr unterschiedlich. Im heutigen Nepal, das den Geburtsort des Religionsgründers Siddhartha Gautama umfasst, sind es beispielsweise nur 9 Prozent, während in Thailand ganze 94 Prozent der Einwohner Buddhisten sind. Doch die Gesamtzahl der Buddhisten in Deutschland auf diese Weise zu erfassen, bleibt mühselig und wird auch durch den – an sich sehr begrüßenswerten – Umstand erschwert, dass viele asiatischstämmige Buddhisten, die schon über Jahre und Jahrzehnte hier leben, mittlerweile eingebürgert sein dürften und deshalb in der Statista-Übersicht nicht mehr auftauchen.

Grafik aus dem Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung 2023
Grafik aus dem Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung 2023

Auf andere und aussagekräftigere Zahlen kommt man, wenn man eine Stichprobe nimmt und sich bei den Menschen eine Selbstauskunft über Religionszugehörigkeit und Glaubenspraxis einholt. Das hat die Bertelsmann-Stiftung getan. Laut Religionsmonitor von 2023 wären demnach knapp ein Prozent der deutschen Bevölkerung Buddhisten. Die Bertelsmann-Stiftung befragte 4.363 Personen ab 16 Jahren. Auf die Frage "Welcher Religionsgemeinschaft gehören Sie an bzw. fühlen Sie sich zugehörig?" antworteten 0,9 Prozent mit "Buddhismus".

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes betrug die Einwohnerzahl zum Jahresende 2023 rund 84,7 Millionen Menschen. Rechnet man die Zahl aus dem Religionsmonitor auf die Gesamtbevölkerung hoch und geht vereinfacht davon aus (was aber nicht korrekt ist), dass der gemessene Anteil auch auf unter 16-Jährige zutrifft, wären das immerhin 762.300 Buddhisten in Deutschland. Ob diese Zahl stimmt, ist ungewiss, was auch daran liegen mag, dass nicht alle Menschen, die buddhistische Praktiken üben, dies überhaupt als Religion auffassen. Wer Buddhismus als eine Philosophie versteht oder als reines Meditationssystem, könnte bei der vom Religionsmonitor gestellten Frage ins Grübeln geraten. Insbesondere Anhänger eines säkularen Buddhismus, die – nach Stephen Batchelor – die buddhistischen Kernideen grundlegend neu überdenken und von übernommenen Elementen altindischer Metaphysik aus der Entstehungszeit des Buddhismus befreien wollen, haben bei solchen Fragestellungen wohl ihre Probleme.

Die Teilgruppe der Buddhisten in der Stichprobe der Bertelsmann-Stiftung ist sehr klein, weswegen die weiteren Angaben aus dem Religionsmonitor zur Glaubenspraxis deutscher Buddhisten nicht wirklich repräsentativ sind. Von den wenigen befragten Buddhisten gaben 34 Prozent an, täglich oder wöchentlich zu "beten", was mit den befragten Christen vergleichbar wäre. Deutlich ausgeprägter ist das tägliche oder wöchentliche Beten bei Muslimen (56 Prozent) und bei Hindus (77 Prozent). Wenig verwunderlich ist, dass Buddhisten von allen Befragten am häufigsten meditieren (46 Prozent täglich oder wöchentlich). Aber sie besuchen auch – an zweiter Stelle nach den Hindus (mit 44 Prozent) – zu großen Teilen Gottesdienste bzw. Tempel (38 Prozent mindestens monatlich).

Obwohl es im Buddhismus theoretisch eigentlich keinen Gott gibt, ist der Gottesglauben bei 38 Prozent der befragten Buddhisten ziemlich bzw. sehr ausgeprägt und bei 56 Prozent wenig bzw. mittel. Gottesdienste sind bei Buddhisten am ehesten vergleichbar mit Besuchen in einem Tempel wie dem Wat Dhammavihara in Hannover, wo Mönche Unterweisungen zur Lehre des Buddha im großen Saal anbieten. Ob Buddhisten auch die gemeinsame Meditation oder den Austausch über buddhistische Lehrsätze unter Laien in einer lokalen Gruppe als Gottesdienst oder Tempelbesuch interpretieren, kann hier nicht gesagt werden.

Insgesamt kann man vermuten, dass die Zahl der Menschen, die sich in Deutschland in irgendeiner Form mit dem Buddhismus identifizieren, auch im Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung nicht präzise erfasst sein kann, was vor allem dem Umstand geschuldet ist, dass sich der Buddhismus in seinen Erscheinungsformen und in der Lebenspraxis nicht immer klar als Religion abgrenzen lässt. Auf jeden Fall kann man aber davon ausgehen, dass die seit vielen Jahren tradierte Zahl von 0,3 Millionen viel zu niedrig ist. Man kann sie mit gutem Gewissen verdoppeln. Die Gruppe der Anhänger des Buddhismus in Deutschland ist außerdem äußerst heterogen. Sie umfasst unter anderem aus Thailand oder Sri Lanka zugewanderte Theravada-Buddhisten, die Tempel besuchen, um zum Beispiel Mönchen Spenden zu übergeben, und etwa auch Zen-Praktizierende ohne Migrationsgeschichte, die sich in Achtsamkeit üben und regelmäßig meditieren. Laut Religionsmonitor haben 54 Prozent der Buddhisten einen Migrationshintergrund. Daraus lässt sich schließen, dass es sehr viele Menschen in Deutschland gibt, die zum Buddhismus konvertiert sind.

Buddhistische Organisationen im säkularen Staat

Sofern sich Buddhisten organisieren, tun sie das, um sich zu vernetzen und untereinander auszutauschen. Sie wollen über den Buddhismus informieren und im Dialog mit der Gesellschaft und anderen Religionen sein. Die oben schon erwähnte Deutsche Buddhistische Union als Dachverband vieler, aber nicht aller buddhistischer Vereine ist keine Körperschaft des öffentlichen Rechts und strebt damit keine rechtliche Gleichstellung mit den Kirchen in Deutschland an. Die DBU ist ein eingetragener Verein mit folgender Zielsetzung:

"Wir setzen uns für die Bewahrung und die Weiterentwicklung des Buddhismus in Deutschland ein. Wir fördern nicht nur den Austausch innerhalb buddhistischer Kreise, sondern auch zwischen Buddhisten und Menschen anderen Glaubens, gesellschaftlichen Gruppen und Institutionen. Wir wollen positive Impulse geben und als Teil der Gesellschaft die gemeinsame Zukunft mitgestalten."

Daneben setzt sich der Verband für eine "nachhaltige Sicherung der Lebensgrundlage aller Lebewesen" und ökologische Vielfalt ein und positioniert sich gegen Rechtsradikalismus. Eine Stellungnahme der DBU findet man aber auch zu einem anderen Thema: Im Buddhismus hat es nämlich ebenfalls Fälle von sexuellem Missbrauch gegeben, wie der Sender ARTE 2022 in einer Dokumentation offenlegte, die noch bei Youtube zu sehen ist. Der Dokumentarfilm wagt einen Blick in manche Abgründe des tibetischen Buddhismus und entdeckt Vergewaltigungen, psychologische Manipulation, jahrelanges Verschweigen und schleppende Aufklärung – Skandale, die wir auch von den christlichen Kirchen kennen. Die Orte der Dokumentation sind buddhistische Zentren in Frankreich, Belgien, Großbritannien und Spanien. Nachgeforscht wird auch im nordindischen Dharamsala, dem Sitz der tibetischen Exilregierung.

Auf ihrer Website hatte die Deutsche Buddhistische Union dazu mit großer Klarheit Stellung bezogen. Zwar spricht sie die beiden im Film kritisierten Repräsentanten des tibetischen Buddhismus, den Dalai Lama und den französischen Mönch Matthieu Ricard von der alleinigen Verantwortung frei, lastet diese zugleich aber – richtigerweise – den buddhistischen Gemeinschaften und Verbänden auf. Sie betont, "dass die Netzwerke des Schweigens und Vertuschens weit hineinreichen in die buddhistischen Gemeinschaften und leider auch Dachverbände. Sie von der kritischen Selbstreflexion zu entlasten, halten wir für nicht förderlich." Obwohl der Verband eine "Freiwillige Ethische Selbstverpflichtung" erarbeitet hat und seine Mitglieder zum "Unterlassen unheilsamer Handlungen" anhält, muss auch hier klargestellt werden, dass es ohne eine konsequente strafrechtliche Verfolgung solcher Verbrechen an Minderjährigen nicht geht. Das dürfte den deutschen Buddhisten aber bewusster sein als den christlichen Kirchen im Lande.

Was nämlich vor dem Hintergrund der Trennung von Staat und Religion bei den buddhistischen Gemeinschaften bzw. ihrem Dachverband aus meiner Sicht positiv auffällt, ist das Fehlen von Forderungen nach Gleichstellung mit den Kirchen bei der Gewährung von Privilegien und Subventionen. Während sich säkulare Verbände (IBKA, HVD, bfg u.a.) in dieser Frage bekannterweise uneins sind, die evangelische Kirche zusammen mit der Religionspädagogin Annett Abdel-Rahman beklagt, dass der islamische Religionsunterricht in einer Krise steckt, und extremistische Vertreter des politischen Islams sogar die Einführung eines Kalifats in Deutschland fordern, scheinen sich Buddhisten im Wesentlichen mit einem religiös und weltanschaulich neutralen Staat angefreundet zu haben.

Explizit buddhistischen Religionsunterricht gibt es in Deutschland nur vereinzelt. In Berlin etwa ist er kein Wahlpflichtfach, sondern ein freiwilliges Zusatzangebot, das die meisten Kinder eher aus Neugier auswählen. Verantwortlich für diesen Unterricht ist die Buddhistische Gesellschaft Berlin e.V.. Ansätze zum Buddhismus-Unterricht gibt es auch in Hamburg. Hier kritisiert die Buddhistische Religionsgemeinschaft Hamburg e.V., dass sie bei der Überarbeitung der Lehrpläne für das dialogisch angelegte Fach "Religion in gleichberechtigter Verantwortung" nicht beteiligt wurde und keine eigenen Lehrer stellen konnte.

Ob man solche Ansätze aus Sicht säkularer Verbände begrüßt oder nicht, hängt davon ab, ob man wie der Humanistische Verband Deutschlands (HVD) selbst Angebote macht oder wie der Internationale Bund Konfessionsloser und Atheisten (IBKA) die Trennung der Schüler nach Religionen und Weltanschauungen grundsätzlich ablehnt. Auf Forderungen nach einer flächendeckenden Einführung von buddhistischem Religionsunterricht in Deutschland bin ich bei meiner Recherche über buddhistische Verbände jedenfalls nicht gestoßen.

Schluss

Mönche beim Essensgang, voran der leitende Abt des Wat Dhammavihara, Foto: © Andreas Dietz (Bildfreigabe durch den Abt)

Mönche beim Essensgang, voran der leitende Abt des Wat Dhammavihara, Foto: © Andreas Dietz (Bildfreigabe durch den Abt)

Ein friedliches und für alle Seiten bereicherndes Zusammenleben in einer Gesellschaft, die immer stärker durch Zuwanderung und ethnische sowie weltanschauliche und religiöse Vielfalt geprägt ist, gelingt, wenn alle Beteiligten trotz ihrer Unterschiede mit Toleranz und Neugier aufeinander zugehen. Was Menschen dabei jeweils glauben oder nicht glauben, sollte dem privaten Bereich überlassen bleiben, solange sich aus Glaubenszusammenhängen keine Handlungen ergeben, die mit den Menschenrechten und der freiheitlich-demokratischen Grundordnung in Konflikt geraten.

Für dieses Zusammenleben sind gemeinsam geteilte Werte wichtig. Dass diese ethisch vielleicht ganz verschieden begründet werden, sollte zweitrangig sein, solange sie in der Praxis miteinander kompatibel sind. Nicht zu töten, nicht zu stehlen und nicht zu lügen sind Grundsätze, die philosophisch und religiös auf unterschiedliche Weise begründet werden. Ihre Legitimation erfahren sie auch dadurch, dass sie zum friedlichen Miteinander beitragen – ganz gleich, ob man sie der Bibel entnimmt, den Lehrreden des Buddha oder einer säkular-humanistischen Ethik.

Der Tag der offenen Tür im thailändisch-buddhistischen Tempel in Hannover Ahlem war jedenfalls ein Moment der Erkenntnis, dass Integration in Deutschland auch gelingt.

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