TRIER. (hpd) Xavier Naidoo's Benennung zum Kandidaten für den Eurovision Song Contest hat für Schlagzeilen gesorgt und zu einem lautstarken Protest geführt. Der NDR hat auch daraus Konsequenzen gezogen und seine Benennung zurückgezogen. Grund des Protestes ist seine ideologische Nähe zu den sogenannten Reichsbürgerbewegungen. Doch wer sind die Personen hinter den Bewegungen, mit denen sich Naidoo abgibt? Zeit für einen Überblick!
Häufig ist von "Reichsbürgern" die Rede, so dass der falsche Eindruck entsteht, es handle sich um eine homogene Bewegung mit den selben Zielen. Vielmehr muss von mehreren Bewegungen gesprochen werden, die auf unterschiedliche Art ihre Meinungen zum Ausdruck bringen und zugleich verschiedene Weltanschauungen haben. Jedoch haben sie eines gemeinsam: Sie übertrumpfen sich alle gegenseitig mit verrückten Verschwörungstheorien wie etwa, dass die Bundesrepublik kein richtiger Staat sei, sondern eine von den Alliierten verwaltete GmbH. Über ganz Deutschland sind sie verteilt und stellen insbesondere für das Finanzamt ein Problem dar, denn sie weigern sich, Steuern zu zahlen. Es fängt bei belästigenden Anrufen an und entwickelt sich mancherorts zu ernst zu nehmenden physischen Gewaltandrohungen. Beginnen wir mit dem wohl skurrilsten Fall: Peter Fitzek und sein Königreich Neu-Deutschland.
Der gelernte Koch aus Wittenberg erwarb 2012 ein neun Hektar großes Gelände eines stillgelegten Krankenhauses und ließ sich im Rahmen einer äußerst pathetischen Zeremonie zum neuen König von Deutschland krönen. Er betrieb neben einer eigenen "Staatskanzlei" eine eigene Versicherung und gründete sogar ein eigenes Kreditinstitut, die Königliche Reichsbank – natürlich ganz ohne Gewerbeanmeldungen. Dies brachte ihn schließlich mit der Bundesanstalt für Finanzaufsichten in Konflikt, die die Abwicklung seines unerlaubt betriebenen Geschäfts anordnete. Um "Untertan" seines Reiches zu werden, erfolgte eine verpflichtende Teilnahme an einem "Einbürgerungsseminar", das rund 400 Euro kostete.
Alles Einnahmen, die zu einem nicht unwesentlichen Teil zur Unterhaltung seines privaten Lebenswandels genutzt wurden. Bei seinem Königreich handelte es sich um eine äußerst verwirrende Staatsform: Eine direkt aufsteigende Demokratie in der Organisationsform einer Räterepublik mit einer konstitutionellen Monarchie. Und dessen Monarch wird einerseits direkt und auf Lebenszeit gewählt, bestimmt aber andererseits selbst seinen Nachfolger und dessen Amtsantritt. De facto also doch keine Demokratie. Wie Fitzek Menschen im Stile eines Sektenführers manipulierte und gefügig macht, wird im Rahmen einer Dokumentation des Magazins Exakt aufschlussreich dargestellt.
So äußerte sich darin Marion Zimmermann, Informations- und Dokumentationsstelle in Halle, dass Fitzek eine Mischung von brauner Esoterik und Protest gegen die Gesellschaft bietet. Mittels esoterischer Seminare versucht er zu überzeugen, dass er magische Kräfte habe und bemüht sich darum, solche Denkmuster in die Köpfe einzupflanzen. Eine solche Mischung fruchtet besonders bei Menschen, die sich gesellschaftlich nicht mehr zugehörig fühlen und dafür schließlich ihre bürgerliche Existenz aufgeben. Wie weit Fitzeks Größenwahn reicht, lässt sich anhand eines wörtlichen Zitats feststellen: "[…] ICH bin ein göttliches Wesen, handle NUR im Naturrecht und ich passe MIR die WELT an so wie es mir gefällt und es mein göttlicher Auftrag ist." In diesem Zusammenhang wäre noch zu bemerken, dass er laut Mitteldeutscher Zeitung am 04. November bei einer Demo der AfD als Ordner auftrat und dabei eine Weste der Partei trug. Anscheinend fühlt er sich dort in bester Gesellschaft.
Ein weiterer bekannter "Reichsbürger" ist der vorbestrafte NPD-Kader Rüdiger Klasen, der durch seine regelmäßigen Demonstrationen vor dem Berliner Reichstagsgebäude bekannt wurde. Genau jene Demonstrationen, an welchen sich auch Xavier Naidoo beteiligte. Seine Ansichten ähneln derer anderer Verschwörungstheoretiker aus diesem Spektrum. Er spricht von einer angeblichen Ungültigkeit der deutschen Staatsangehörigkeitsgesetze, sodass alle deutschen Staatsbürger staatenlos seien. Weiterhin ist er davon überzeugt, dass allein die Verfassung von 1919 dazu berechtige, Friedensverträge unterzeichnen zu dürfen. Des Weiteren verbreitet er die absurde Theorie, nachdem ein systematischer Genozid betrieben werde, indem sogenannte "Chemtrails” – also Kondensstreifen aus Chemikalien – Menschen vergifte zum Zwecke der Bevölkerungsreduktion.
Ungeachtet seiner Vergangenheit als NPD-Funktionär, der einstmals 1995 verantwortlich für einen Angriff auf eine Flüchtlingsunterkunft war, bezeichnet er die Bundesregierung als faschistisch. Seine Ansichten verbreitet er über seinen YouTube-Kanal, der mittlerweile zahlreiche Abonnenten und Aufrufe hat, sowie über seine Internetseite staatenlos.info. Letztere läuft mittlerweile nur noch in verkürzter Version, weil der deutsche Internetbetreiber die Seite kündigte und Klasen zu einem Betreiber in Übersee wechseln musste. Es ist selbstredend, dass sich Naidoo mit Klasen abgibt und vor allem gefährlich, da Naidoos Fangemeinde groß ist und er über eine hohe Medienpräsenz verfügt.
Doch die mit Abstand brisanteste Persönlichkeit, die sich im Umfeld der Reichbürgerbewegungen befindet, ist Ken Jebsen, höchst umstrittener Internetaktivist und Betreiber des Kanals KenFM.
Was verbindet ihn mit Personen wie Peter Fitzek oder Xavier Naidoo? Ken Jebsen arbeitete bis 2014 eng mit dem antisemitischen, verschwörungstheoretischen und rechtspopulistischen Magazin Compact zusammen, das von Jürgen Elsässer geleitet wird. In regelmäßigen Abständen veröffentlicht Compact Interviews mit Persönlichkeiten, die durch antisemitische und rechtsradikale Ansichten auffallen und gelegentlich sogar den Holocaust leugnen. Auch Peter Fitzek taucht auf dieser Plattform auf. Darüber hinaus erschien vor wenigen Monaten auf der Facebook-Seite von KenFM ein Bild, das Ken Jebsen zusammen mit Naidoo zeigt, wie sie "die nächsten Schritte in Richtung Frieden planen".
Was sind Jebsens Positionen? Publizist Wolfgang Storz hat dies in einem Gastkommentar im Tagesspiegel folgendermaßen zusammengefasst: "Aus der Flut an Wortmeldungen können folgende Grundpositionen herausgefischt werden: Bei uns und im Westen herrschen Eliten ('eine kleine Geldelite'), die gegen das Volk regieren. Die Medien sind nicht frei, sondern nur im Dienste dieser Eliten tätig. Die Demokratie in Gänze ein gigantisches Täuschungsmanöver. Keine Kritik im Detail, ein Ablehnung im Prinzip."
Weiterhin ist Jebsen bekannt geworden durch eine von Henryk M. Broder veröffentlichte unhaltbare Aussage, die nicht nur zeigt, dass er es mit der Rechtschreibung nicht genau nimmt, sondern ihn unmissverständlich zum Holocaust-Leugner macht: "sie brauchen mir keine holocaus informatinen zukommen lassen. ich habe mehr als sie. ich weiß wer den holocaust als PR erfunden hat. der neffe freuds. bernays. in seinem buch propaganda schrieb er wie man solche kampagnen durchführt. goebbels hat das gelesen und umgesetzt. ich weis wer die rassendatten im NS reich möglich gemacht hat."
Angesichts solcher Verbindungen wirken Xavier Naidoos Bekenntnisse zu einem bunten Deutschland mehr als unglaubwürdig. Es ist mehr als schleierhaft, was die Redakteure vom NDR überhaupt veranlasste, ihn als Kandidaten für den Eurovision Song Contest zu benennen. Vielmehr ist Naidoo für verschwörungstheoretisch, antisemitisch, und querfrontlerisch denkende Gruppierungen ein willkommenes Bindeglied, um ihre Propaganda für die gesellschaftliche Mitte salonfähig zu machen. Die Proteste, die zum Rückzug seiner Kandidatur führten, sind zumindest ein kleiner Lichtblick.
17 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
In der Tat war bereits Naidoos Nominierung schwer verdaulich, schließlich soll beim ESC ein Künstler Deutschland in einem europäischen Wettbewerb vertreten, auch wenn ich diesem keinen großen Wert beimesse.
Naidoos Ansichten, die auch stark esoterisch-religiös durchdrungen sind (z.B. sagte er mal, in der Bibel stünde nichts davon, dass tagsüber der Mond am Himmel stehe und dass wohl Schlimmes passiert sein müsse, dass dies erst heute der Fall sei etc.) und zeugen wenig von rationalem Denken. Dies ist natürlich nicht verboten und jeder darf sich lächerlich machen, auch gerne öffentlich.
Doch seine homophoben Tendenzen und seine Nähe zu kruden rechten Ideen werden - gemischt mit seiner Popularität - zu einem gefährlichen Brandsatz. So, wie ein Tom Cruise lange das Aushängeschild von Scientology war (oder noch ist?).
Das sieht man auch an Reaktionen von Naidoos Kollegen, die ihm sofort (aus welchem Kalkül auch heraus) an die Seite sprangen: unser Berufsgutmensch Til Schweiger und (für mich schwer verständlich) Michael Mittermeier. Entweder kennen diese Kollegen Naidoo nicht annähernd so gut, wie sie vorgeben oder sie sympathisieren mit seinem Gedankenschlecht.
Ich selbst verfolge nun wirklich nicht sonderlich intensiv die deutsche Musikszene, doch Naidoos schräge Ansichten und seine jammervoll pathetischen Lieder mit teilweise seltsamem Inhalt blieben sogar mir nicht verborgen. Darüber täuscht auch deren künstlerische Qualität und Erfolg nicht hinweg.
Michael Paschko am Permanenter Link
Ich wundere mich, dass Leute sich über Naidoos Homophobie und Neigung zu verschwörungstheoretischen Ideen wundern und diese als isolierte Phänomene thematisieren.
Xavier Naidoo scheint mir einfach ein durchschnittlicher Vertreter des charismatisch bis pfingstlerischen Christentums zu sein. Daraus macht er ja auch gar keinen Hehl. Er betreibt doch nicht Unterhaltung sondern Mission. Homophobie ist da einfach nur Standard.
Sehr gewundert hat mich auch während des Sommermärchens 2006 als sein Liedchen ("Dieser Weg wird kein leichter sein") rauf und runter gesungen wurde, dass es offenbar niemand gemerkt ist, dass das ein Lied ist, dass sich an neubekehrte Christen wendet. Die Fußballnationalmannschaft und die Fans haben das völlig missinterpretiert und der Xavier hat sicherlich heimlich gegrinst im Wissen darum, was er ihnen da untergejubelt hat.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Bernd, ich hab' mit Naidoo nix am Hut; aber was bedeutet "Berufsgutmensch" im Zusammenhang mit den anderen Genannten? Welche Konnotation sollte da transportiert werden?
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Hans, du weißt, dass "Gutmensch" ein schwieriger Begriff ist. Einerseits ist es ja gut, wenn Menschen gut sind. Sind sie also deswegen "Gutmenschen"?
Und Til Schweiger (und nur auf diesen bezog sich meine Wortschöpfung) ist nun - so habe ich den Eindruck - von Beruf Gutmensch. Er legt eine gewisse Attitüde an den Tag, bei der ich mich frage, ob er diese Meinung nur aus populistischen Gründen zeigt.
Im Fall von Naidoo ist dies m.M.n. mehr als durchsichtig: Naidoo hat eine große Fangemeinde, die größtenteils nicht versteht oder nicht verstehen will (kann?) wie ihr Idol tickt. Also fühlt sich jemand, der um Popularität bemüht ist, eher befleißigt, einem solch populären Dumm-wenn-auch-gut-sänger werbewirksam an die Seite zu springen.
Die andere Alternative wäre, dass Til Schweiger tatsächlich inhaltlich mit Naidoo übereinstimmt. Dann wäre er für aber nicht einmal mehr ein Gutmensch.
Und als drittes Szenario käme Freundschaft ins Spiel. Doch wäre es in diesem Fall m.M.n. ein größerer Freundschaftsdienst gewesen, Naidoo intern darüber aufzuklären, dass er mit seiner Lebenseinstellung wirklich kein guter Repräsentant für Deutschland wäre.
Ich gebe zu, dass für jede dieser Alternativen der "Berufsgutmensch" nicht unbedingt erforderlich ist, aber für mich ist Til Schweiger, der oft genug sehr populistisch argumentiert und handelt (was nicht heißt, dass das immer schlecht ist), der klassische Berufsgutmensch. Das darf aber natürlich jeder anders sehen.
Little Louis am Permanenter Link
@B.K.am 25.11. um 11:56
Hallo Bernd Kammermeier.
Bezüglich Ihrer Bemerkung in folgendem Zitat:
".. Doch seine homophoben Tendenzen und seine Nähe zu kruden rechten Ideen werden - gemischt mit seiner Popularität - zu einem gefährlichen Brandsatz. So, wie ein Tom Cruise lange das Aushängeschild von Scientology war (oder noch ist?)...(Ende des Zitats)
verweise ich auf eine doch recht ambivalente Einschätzung der organisation "Scientology" durch Carsten Frerk aus dem Jahr 2008.
Ersetzen Sie (zum Spaß) dort einfach mal den Begriff "Scientology" durch die Begriffe "Pegida" oder auch "NPD" und Sie werden staunen, wie das auch noch passend wirkt. Lustig, nicht wahr?
Aus : Carsten Frenk:" Hase und Igel... Teil 1 und2 :
Fazit
Nach einem solchen Lehrstück in Religionsfreiheit kann man, egal, wie man zu Scientology steht, an diesem speziellen Beispiel feststellen: Entweder sind die Scientologen Kriminelle, dann müssen die straffälligen Mitglieder entsprechend vor Gericht gestellt und die Organisation ggf. verboten werden. Handeln sie aber im straffreien Raum, dann hat der Staat sie in Ruhe zu lassen und auch keine Arbeitsgruppe zu deren Bekämpfung zu finanzieren. So einfach sollte das in einem Rechtsstaat sein.
Diese Auffassung ist nicht nur formal juristisch korrekt, sondern entspringt auch dem reinen Eigeninteresse, nicht einmal selber im Visier von Verdächtigungen zu stehen, wie es am Anfang dieses Artikels (Teil 1) als realer Ansatz skizziert wurde.
Carsten Frerk
Stefan Wagner am Permanenter Link
Ist die Idee einer Querfront nicht selbst eine VT?
Ich würde damit sparsam umgehen - atheistische, humanistische Organisationen laufen auch leicht Gefahr darunter subsummiert zu werden.
Niederrheiner am Permanenter Link
"...atheistische, humanistische Organisationen laufen auch leicht Gefahr darunter subsummiert zu werden."
Wie kommst Du auf diese seltsame Idee?
Stefan Wagner am Permanenter Link
Zum Beispiel wer Kritik an Islam und Islamismus äußert, der wird, wenn er sich nicht ausdrücklich von Pegida und Konsorten abgrenzt, leicht mit diesen in einen Topf geworfen.
Es gibt ja keine Organisation, die sich selbst "Querfront" nennt, ich kenne auch keine Gruppierung die sich selbst als Querfront oder zu einer Querfront gehörig versteht - da mag ich mich aber irren.
Meiner Erfahrung nach ist das v.a. ein Etikett, um missliebige Meinungen zu diskretieren, ohne konkret zu sagen, was einem nicht passt. Eine Art Joker; passt auf alles, sticht immer.
Ein anderes Beispiel wäre tatsächlich die Frage der Souveränität. Weitgehend unbekannt ist etwa, dass in Westdeutschland der Postverkehr mit der DDR flächendeckend überwacht wurde. Leider wird eine rationale Kritik daran durch solche BRD-GmbH-Gestalten wie Naidoo durch deren absurde Argumentation in ein schlechtes Licht gerückt. Falls Ihnen der Fall nicht bekannt ist könnte ich versuchen da was rauszusuchen, was aus einer m.E. seriösen Quelle stammt.
Niederrheiner am Permanenter Link
"Zum Beispiel wer Kritik an Islam und Islamismus äußert, der wird, wenn er sich nicht ausdrücklich von Pegida und Konsorten abgrenzt, leicht mit diesen in einen Topf geworfen."
Nö!
Stefan Wagner am Permanenter Link
Dann halt nicht. Wenn Sie es sagen!
Little Louis am Permanenter Link
Ich denke ,ich muss Stefan Wagner hier zustimmen.
Vernunftgeleitete Humanisten sollten eigentlich einen "Riecher" für so etwas haben, da es frappant der traditionellen "Schlacht" der Theologien gegen deren Gegner ähnelt.
1.Die Etikettierung "antisemitisch" wird heute eingesetzt gegen alle Gegner der Regierungspolitiken Israels (insbesondere in Bezug zum Palästinaproblem) und zwar ohne Nachweis, ob ein rassischer oder Christlicher Antisemitismus wirklich vorliegt. Man ist offenbar der Meinung, dass eine "Verteidigung"Israels alle Mittel rechtfertigt.
Das widerspricht aber humanistischen Positionen.
2. "Populismus" ist dann schlecht, wenn er rechts ist. Ist er aber eher links, ist er meistens wohlgelitten. Das widerspricht der intellektuellen Fairness, riecht nach Voreingenommenheit und ist deshalb nicht gerade "vernunfthumanistisch"
3. Die Etikettierung "verschwörungstheoretisch" mit der dezenten Konnotation :" von vornherein nicht zur Kenntnis zu nehmen, da von unzurechnungsfähigen Spinnern geäußert"
ist ein brutales und so nicht hinzunehmendes Torschlagargument. Es könnte so auch aus den Redaktionsstuben des NS-Stürmer kommen. Vielen dient es einfach dazu, sich ganz bequem vor der Auseinandersetzung mit "gefährlichen" oder tabuisierten Themen drücken zu können? Was könnte für Humanisten so brisant sein, dass man es lieber verschweigt?
Zudem ist es inzwischen in gewissen Kreisen mode (teilweise auch hier), eine ganz offenbar berechtigte Kritik an dem amerikanischem Bestreben, sich Teile der Welt untertan zu machen, als
"Verschwörungsdenken" in Misskredit zu bringen.
4. Zu "Compact": Ich besuche "Compact" dann, wenn ich trotz nicht unerheblicher Anstrengung zu einem wichtigen Thema keine oder nur marginale Informationen erhalte, sie dort aber manchmal finde.Ich habe als Vernunftlinker keinerle schlechtes Gewissen deswegen, da mich die Lebenserfahrung lehrte, dass auch große Teile der"Linken" sich nicht vor Desinformation ( im Namen des angeblich Guten) gescheut haben. Ein Fakt ist ein Fakt, egal, wo ich ihn zur Kenntnis nehme. Und ein Argument ist ein Argument, egal aus welchem Munde es kommt.
5. Ich mag Artikel oder Beiträge nicht, bei denen ich den Eindruck habe, dass sie mich irgendwie "einnorden" sollen, da ich inzwischen selbst im Besitz eines Kompass bin.
6. Ob Naidoo jetzt pfingstlerisch- evangelikal ist, kann sein. Da Evangelikale aber eher US- affin sind, sind diesbezüglich vielleicht Zweifel
angebracht. "Rechtskatholisch" würde auch passen. Das ist aber des Künstlers Privatsache. Ebenso der" leidende" musikalische Tonfall, der auch mich genervt hat, wenn ich ihn mir mal zufällig angetan hab.
7. Und was soll der Hinweis auf die fehlerhafte Rechtschreibung. Wäre der Angegriffene ein auf der "richtigen" Seite zu verortender Migrant, würde man so etwas als "peinlich und unangebracht" unterlassen.
Little Louis am Permanenter Link
Nachtrag zu meinem vorigen Kommentar:
Ich veweise auf den hpd- Artikel von Frank Nikolai zur österreichischen Freidenker- Diskussion zum Thema. Die Szene spaltet sich zur Zeit in hauptsächlich zwei Gruppen, wie dort erfreulich deutlich gemacht wird.
Der eine Teil, suggeriert, dass scharfe Kritik an nur "einer" Religion (gemeint ist der Islam) gleichbedeutend mit "Rassismus" sei.
Der andere Teil (dem ich mich anschließe) widerspricht entschieden.Hier noch ein Zitat von dort:
"... Das ist auch Bilik bewußt wenn er schreibt: "Ich habe hier Kritik an anderen humanistischen Organisationen geübt und bin optimistisch, dass ich dafür weder eine Todesfatwa ausgesprochen bekomme noch den Besuch eines säkularen Dschihadisten erhalte." Doch genau das sei für ihn der Unterschied zwischen "dem" Islam und "dem" Humanismus..."
Dem habe auch ich nichts hinzuzufügen.
Denkakustiker am Permanenter Link
Eine gesellschaftlich überdimensionale, elitäre Geheimkultur führt logischerweise zu Verschwörungstheorien insbesondere bei jenen, die nicht viel zu verlieren haben.
Wir leben im kulturgesellschaftlichen Wucher der Schuld, was die unerträglichen Geheimniskrämereien für jeden hinreichend belegen dürften.
Und die vielen Meinungen oder Wahrheiten haben letztlich gegen die reale Wirklichkeit keinen dauerhaften Bestand. Auch das ist in der Geschichte erkennbar.
Und bevor sich hier jene zweifelhaft hervortun, sollten sie in sich gehend bedenken:
der Umstand der Schuld zwingt permanent zu eingeschränktem und widersinnigen Denken, was in anhaltender Folge die Orientierungs- und Organisationsfähigkeit zerstört.
Tom Gold am Permanenter Link
Querfrontler? O.K. Christen und Moslems haben ein ähnliches (negatives) Frauenbild, aber kann man wegen diesem einen Punkt schon von einer Querfront zwischen diesen beiden sprechen?
Struppi am Permanenter Link
Mir ist es ein Rätsel, warum unbedingt verhindert werden muss das jemand Naidoo auf dem ESC singen darf.
Er hat eine andere Meinung als ich und der Autor. Er hat eine andere Meinung als Broder (den ich persönlich gefährlicher als Naidoo finde!), aber für die Zuschauer die den Gesangswettbewerb anschauen, wäre er eine Bereicherung.
Ich finde den ESC nicht gut, ich finde Naidoo nicht gut, aber ich habe selbst erleben dürfen wie Meinungsbilder von völlig Unbeteiligten versuchen mein kulturelles Umfeld zu beeinflussen, indem Verbote ausgesprochen und Menschen bedroht werden. In dem von mir erlebten Fall wurde dann behauptet die Künstler sind "Sexisten".
Lustigerweise waren es damals "Die Kassierer" die von dem (Auftritts-)Verbot betroffen waren und die heute von einen der Hauptkritiker gegen Naidoo (Ruhrbarone) nun als lustige Alternative angepriesen werden.
Es ist heute offensichtlich eine gewisse Normalität, dass eine laute Meinungsführerschaft Verbote aussprechen muss, auch wenn sie für das eigentliche Thema völlig unrelevant ist.
Infam wird es dann wenn durch weit ausgeholte Diffamierungen es nicht mehr möglich ist Debatten über Missstände zu führen. Das Totschlagargument VT, hat Bush sehr effektiv in die Welt gesetzt, so das sich sogar seine Gegner daran "erfreuen" dürfen.
Und noch mal lustigerweise war der hpd dieses Jahr selbst davon betroffen und schlägt nun in die gleiche Kerbe wie die Kritiker, die den hpd mittlerweile in die Querfrontreihe einordnen, weil er eine Preisverleihung von Dawkins positiv unterstützte.
Ihr gehört also selbst zu diesen Kreis, KenJebsen, Naidoo, Nachdenkseiten, hpd und schlagt hier ironischerweise in gleiche Kerbe.
Verbote gegenüber Künstlern, sind sehr heikel, aber wenn dann sollten sie durch die Kunst begründen sein.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Verbote gegenüber Künstlern, sind sehr heikel, aber wenn dann sollten sie durch die Kunst begründen sein."
Ich denke nicht, dass um ein Verbot geht. Naidoo darf ja weiter seine Texte singen, auch gerne mit jedem Inhalt. Dies wird man dann von Fall zu Fall untersuchen und entscheiden, ob hier Verletzungen Dritter vorkommen. Letzteres blüht übrigens jedem Künstler, egal wie schön er die Töne trifft.
Im Fall des ESC geht es um die Repräsentation Deutschlands in einem europäischen Wettbewerb. Das ist - egal wie man zu der Veranstaltung steht - eine andere Liga, als einfach ein Konzert zu geben oder ein Album zu veröffentlichen. Ich finde schon, dass beim ESC andere Kriterien angelegt werden müssen, als im sonstigen Showbiz, in dem ein Künstler für sich selbst steht und sonst niemanden.
Little Louis am Permanenter Link
Ich empfehle zum Querfront-Thema das Interview von Jens Wernicke mit der (wirklich) linken Friedensaktivistin Katrin Mc Clean auf den "Nachdenkseiten" vom 12. November 2015.
(Die ausdrücklichen Links- Rechts -Ettikettierungen widerstreben mir etwas, aber sie scheinen mir zur Zeit doch unerlässlich, um mit der Thematik weniger vertraute, nicht allzu verwirrt zurückzulassen)