“Ratzinger ist ein Feind der Humanität”

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Richard Dawkins / Foto © Evelin Frerk

LONDON. (wr/hpd) In einer Rede während seines Besuches in Großbritannien hat der Papst die säkulare Bewegung mit dem Nationalsozialismus verglichen. Dagegen protestierten in London auch Prominente wie Richard Dawkins.

Der Nazi-Vergleich von Papst Benedikt XVI. hat säkulare und nichtreligiöse Menschen auf den britischen Inseln entsetzt. Am Samstag standen den knapp 80.000 Fans des Kirchenoberhaupts etwa 15.000 Demonstranten gegenüber, welche gegen die konservative Politik des Papstes Stellung bezogen. Unter den Kritikern waren auch Prominente wie Sir Ian Kellen. Von deutschen Medien wurden die Proteste gegen Benedikt XVI. zwar fast völlig ignoriert. Richard Dawkins äußerte sich aber entschieden zum entsetzlichen Nazi-Vergleich des Kirchenführers. In einer Rede fasste der Oxford-Professor zusammen, was säkulare Menschen Englands über Ratzingers Positionen denken.

„Adolf Hitler war ein Katholik“

Richard Dawkins mutmaßte, dass die Angriffe des Papstes auf die säkularen und nichtreligiösen Bewegungen des Vereinigten Königreichs von den Verbrechen der katholischen Kirche ablenken sollen und stellte zum Nazi-Vergleich von Benedikt XVI. fest: “Adolf Hitler war ein Katholik.” Die Erklärungen von Benedikt XVI. auf dem britischen Königssitz in Schottland, so Dawkins ausdrücklich, seien eine “widerwärtige These” gegen atheistische und andere nichtreligiöse Menschen. Der Papst hatte in seiner ersten Rede anlässlich des Staatsbesuchs einen Vergleich zwischen den säkularen Organisationen Großbritanniens und der Tyrannei während des Nazi-Regimes formuliert. Atheismus und Säkularismus der Nazis hätten einst Gott aus der Gesellschaft verdrängt und eine Grundlage für die unmenschlichen Verbrechen des Holocaust gebildet, legte Ratzinger den Anwesenden nahe. Er warnte vor Atheismus und Säkularismus in der britischen Gesellschaft. Diese unfassbare Erklärung wurde umgehend von der US-amerikanischen Catholic League um die Forderung ergänzt, Atheisten wie die britischen Humanisten müssten für die Verbrechen Hitlers, Stalins und Maos endlich um Entschuldigung bitten.

Zahlreiche Protestkundgebungen zum Staatsbesuch von Benedikt XVI., die sich gegen die konservative, fundamentalistische und aufklärungsfeindliche Politik des Vatikan richteten, fanden während der letzten Tage im Vereinigten Königreich statt. Rund 45 Prozent der Einwohner Großbritanniens sind konfessionsfrei und kritisch gegenüber dem Papst eingestellt. Unter Bezugnahme auf Ratzingers Nazi-Vergleich machte Richard Dawkins am Samstag klar, welche Ideen wirklich der Nährboden für den Hitlerfaschismus waren.

Richard Dawkins war nach eigener Aussage aber nicht in der Lage, seine gesamte ursprünglich geplante Ansprache an die britischen Papstkritiker zu halten. Sie wurde darum nachträglich auf den Internetseiten der Richard Dawkins Foundation veröffentlicht.

Thomas Buchholz

 

Video der Rede von Richard Dawkins bei der Protestkundgebung

(mit deutschen Untertiteln).

Zuerst veröffentlicht auf wissenrockt.de