Ahmadinedschad: Ashtiani nie zum Tode verurteilt

ahmadinedschad_christine_amanpour_0.jpg

Ahmadinejad, Chr. Amanpour. Screenshot abcnews

IRAN. (hpd) Präsident Mahmud Ahmadinedschad behauptete in einem Fernsehinterview, Sakineh Ashtiani sei niemals zum Tode durch Steinigung verurteilt worden. Dies sei eine Falschmeldung, die von ehemaligen „Mördern von Menschen“ zu Propagandazwecken verbreitet würde. Unterdessen wächst weltweit die Bewegung gegen Steinigung und zur Unterstützung von Frau Ashtiani.

Die 43jährige Iranerin Sakineh Mohammadi Ashtiani, Mutter von zwei Kindern, soll wegen angeblichem Ehebruch gesteinigt werden. Der Fall hat internationales Aufsehen erregt. Führende westliche Politiker wie die US-Außenministerin Hillary Clinton setzten sich in den letzten Wochen für Ashtiani ein. Der brasilianische Präsident da Silva bot ihr Asyl an und fragte beim iranischen Präsidenten Ahmadinedschad um Erlaubnis zur Ausreise Ashtianis an, welche dieser allerdings nicht gewährte. Aufgrund des internationalen Drucks sah sich der Iran zumindest genötigt, den Exekutionstermin im Juli abzusagen. Doch Ashtiani schwebt weiterhin in Lebensgefahr.

Die Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime, Mina Ahadi, die die Protestaktionen koordiniert, hatte als Sprecherin der "Internationalen Kampagne gegen Steinigung" bereits für den 28. August zu einem Aktionstag "100 Städte gegen Steinigung" aufgerufen. Die Giordano Bruno Stiftung unterstützte die Kampagne. In Deutschland waren Aktionen unter anderem in Berlin, Bremen, Leipzig, und Zwickau geplant.

Am 18. September fand ein weltweiter Aktionstag zur Unterstützung von Sakineh Mohammadi Ashtiani sowie gegen Steinigung und Auspeitschen statt. Zu den Highlights gehörte eine Kundgebung vor mehr als 150 Menschen in Brüssel, die von Brüsseler Humanisten/Säkularisten, Parlamentsmitgliedern und Amnesty International organisiert wurde. An die 20.000 Menschen riefen während der Protest the Pope-Kundgebung in London im Sprechchor: „Steinigung jetzt stoppen!“, bei der Maryam Namazie, Pragna Patel, Richard Dawkins, Johann Hari und andere sprachen.

Nächste Aktionen sind für den 10. Oktober, dem Internationalen Tag gegen die Todesstrafe, geplant, sowie gegen den Besuch Ahmadinedschads in New York, währenddessen er in dieser Woche bei der UN-Generalversammlung sprechen wird.

Als Protest gegen den Besuch Ahmadinedschads haben vierzig Aktivisten, Akademiker und Schriftsteller – unter ihnen Richard Dawkins, A C Grayling, Leo Igwe, Michael Schmidt-Salomon und Ibn Warraq – von der UN-Generalversammlung gefordert, eine Not-Resolution zu verabschieden, in der die mittelalterliche und barbarische Steinigung beendet wird, wie auch die sofortige Freilassung von Sakineh Mohammadi Ashtiani und all jener, die zum Tode durch Steinigung verurteilt wurden. Der Offene Brief, der heute auch im britischen Guardian veröffentlicht wurde, fordert zudem, dass Mahmud Ahmadinedschad nicht gestattet wird, vor der Generalversammlung zu sprechen sowie den Boykott seiner Regierung.

ABC-Interview mit Ahmadinedschad

Erst am vergangenen Sonntag behauptete Ahmadinedschad in einem Interview mit dem US-Sender ABC, Sakineh Mohammadi Ashtiani sei niemals zum Tode durch Steinigung verurteilt worden. Dies sei eine Falschmeldung gewesen, welche unglücklicherweise von den US-Medien verbreitet worden sei. Mörder von Menschen, die vorgäben, nun Menschenrechte zu vertreten, hätten diese Propaganda veröffentlicht (ca. Minute 6:40-9:40). Ashtianis Sohn Sajjad, ein 22jähriger Transportarbeiter, forderte ihn zu einer Debatte darüber auf. In Sajjads Brief, der vom Internationalen Komitee gegen Steinigung und Hinrichtung veröffentlicht wurde, sagt er: „Zur Information der Menschen, werden wir die Dokumente des Steinigungsurteils unserer Mutter veröffentlichen, die von den Behörden, die unter Ahmadinedschad arbeiten, gefällt wurden, damit die Welt seine Worte objektiv beurteilen kann.“ Er fährt damit fort, den Sender ABC zu bitten, eine „Live-Sendung zwischen Herrn Ahmadinedschad und mir über diese Themen zu arrangieren...“

Ahmadinedschad beschuldigte im ABC-Interview auch „jemanden in Deutschland“, für den Aufruhr um den Fall der Frau Ashtiani verantwortlich zu sein. Mina Ahadis Antwort darauf wird in Kürze ins Englische übersetzt werden. In ihrem Statement auf Persisch „akzeptiert sie die ‚Anschuldigung’ mit Stolz!“

Ahadis Facebook-Konto ist noch immer nicht wieder hergestellt worden. Sowohl Maryam Namazies als auch das Facebook-Konto von Mina Ahadi waren kurz vor dem 18. September – dem Aktionstag für Sakineh und gegen Steinigung – von Facebook deaktiviert worden. Das Konto von Namazie wurde nach vielen Protesten von Unterstützern und einem offenen Brief bekannter Persönlichkeiten an Facebook mittlerweile wieder aktiviert, das von Ahadi jedoch nicht. Wer dagegen protestieren möchte, kann das hier und wer für die Sakineh Mohammadi Ashtinie-Kampagne spenden möchte, hier tun.

Fiona Lorenz