(fowid/hpd) Zum evangelikalen Antisemitismus in den USA: Ist der kleine jüdische, von Arabern umzingelte Staat im Nahen Osten samt seiner Einwohner denn nun beschützenswert? Oder sind die Juden Teil einer liberalen, homosexuellen Weltverschwörung? Lukas Mihr klärt uns auf.
Vermeintliche Widersprüche in den Argumentationsketten evangelikaler Prediger lösen sich auf, wenn man nur die richtige Perspektive einnimmt: Mit brachialer Einfalt und wirren, an den Haaren herbeigezogenen Aussagen versuchen evangelikale Prediger wie Billy Graham, Pat Robertson, Ted Haggard oder Bill Donohue den Menschen ihre Welterklärungskonzepte nahezubringen. Auch die Juden spielen eine wichtige Rolle, denn schließlich leben diese ja im gelobten Land. Aber sie sind schuld am Tod des Erlösers und müssen zum Christentum konvertiert werden. Außerdem sind sie liberal und verschwören sich mit den untreuen Katholiken.
Hitler wurde in diesem Weltkonzept von den Juden selbst unterstützt und wurde so auch zum Instrument des göttlichen Plans. Hitler war sogar laut einem weiteren Evangelikalen, John Hagee, selbst jüdischer Abstammung, wie dieser in seinem Buch Jerusalem Countdown darlegt, das sich über 1.4 Millionen Mal verkaufte. Der Chef der kalifornischen Sektion der AFA, Scott Liveley, veröffentlichte gar das Buch The Pink Swastika (Das rosa Hakenkreuz), in dem die NSDAP als Homosexuellenorganisation bezeichnet und Schwulen eine Kriegsschuld vorgeworfen wurde.
Auch die Auseinandersetzungen zu den Filmen Die Passion Christi von Mel Gibson sowie Die letzte Versuchung Christi von Martin Scorsese sind aufschlussreich, ebenso die Verbindungen zwischen den evangelikalen Christen, den politisch zum Teil extremen Rechten und dem Ku Klux Klan.
Lukas Mihr hat anhand zahlreicher Quellen einige verschwurbelte Erklärungsketten und dubiose Verbindungen in Bezug auf den inhärenten Antisemitismus der Christlichen Rechten in den USA durchleuchtet. Vorher Unverständliches wird nun klar. Die seltsamen Verschwörungstheorien lösen mitunter spontan ein lautes Auflachen aus, das jedoch im Halse steckenbleibt, da klar wird, dass diese Leute auch politisch sehr einflussreich sind. Auf jeden Fall eine lohnende Lektüre.
F.L.
Der gesamte Text „Die Synagoge Satans“ (28 Seiten) wurde auf fowid veröffentlicht und lässt sich hier als pdf abrufen.
Am heutigen 27. Januar ist zudem internationaler Holocaustgedenktag