HESSEN. (hpd) Der Deutsche Bundestag wird am 17.03.2011 in erster Lesung über die neue Gesetzgebung zur Präimplantationsdiagnostik (PID) beraten. Vor der Entscheidung des Ethikrats, der sich mit einfacher Mehrheit für eine begrenzte Zulassung aussprach, hatte es auch Schreiben von Bischöfen gegeben, denen der HVD Hessen nun seine Position entgegen gesetzt hat.
Der Ethikrat hat am vergangenen Dienstag mit knapper aber eindeutiger Mehrheit (13 : 11 : 1) eine begrenzte Freigabe der Präimplantationsdiagnostik empfohlen. In den Stellungnahmen werden die unterschiedlichen Begründungen sehr detailliert ausformuliert und es zeigt sich eine klarer Unterschied zwischen den Medizinethikern (für eine begrenzte Zulassung) und den Mitgliedern des Ethikrates mit vorwiegend religiösem Hintergrund (Verbot der PID).
In der öffentlichen Diskussion im Vorfeld der Bundestagsentscheidung, die im Juni erwartet wird, gab es nicht nur Stellungnahmen wie die der Ethikkommission der Giordano-Bruno-Stiftung, die sich für eine Zulassung in erweiterten Grenzen aussprach, es gab dazu auch zahlreiche Äußerungen von Kirchenvertretern, die sich für ein totales Verbot der PID aussprachen.
Offener Brief der Bischöfe von Fulda und Kurhessen-Waldeck
Auch die beiden hessischen Bischöfe Algermissen (Bistum Fulda) und Dr. Hein (Evangelische Kirche Kurhessen-Waldeck) haben vor einigen Tagen einen Offenen Brief (im Anhang) an Bundestagsabgeordnete verfasst, um diese im Sinne der kirchlichen Position zu beeinflussen.
Die Bischöfe führen drei Argumente gegen PID an: (1) Menschliche Identität, (2) Menschenwürde und (3) mögliche Auswirkungen einer PID-Zulassung.
„1. Alle Urteilsbildung über menschliches Leben kann nur bei lebenden Menschen ihren Anfang nehmen. Jeder Gedanke über menschliches Leben überhaupt muss daher vom eigenen leben ausgehen.“
„2. Mit der Konstitution eines eigenen Genoms entwickelt sich der Embryo nicht mehr zum Menschen, sondern als Mensch.“
„3. Das von Erbkrankheiten verursachet Leid müssen wir ernst nehmen. Dieses Leid durch PID zu vermindern oder zu umgehen, erzeugt freilich Leid bei anderen, wenn nämlich Betroffene mit der Vermutung leben sollen, eigentlich nicht lebenswert zu sein.“
Die Bischöfe schließen mit den Sätzen: „Wir treten dafür ein, dass das Leben, wie es mit seinen schönen und schweren Seiten aus Gottes Hand kommt, allen Menschen offen stehen soll. Eine Auswahl von erwünschten Menschen, die gewollt werden, weil sie gesünder sind als andere, schränkt die umfassende Anerkennung ein, die uns durch Gott geschenkt ist.“ Und: Verbunden im Glauben an Gott den Schöpfer, der uns alle in diesem Leben will und uns in Christus dazu befähigt, dieses Vertrauen mit anderen zu teilen, grüßen wir herzlich als Ihre…“
Offener Brief des Landesverbandes Hessen des HVD
Dies nimmt nun der Landesverband Hessen des Humanistischen Verbandes Deutschlands (HVD) zum Anlass, um sich nun seinerseits in einem offenen Brief an die deutschen Bischöfe an der Diskussion zu beteiligen und die aus seiner Sicht unsachlichen oder speziell religiös motivierten Argumente der Bischöfe zu entkräften. (Offener Brief im Anhang) In Ergänzung der Stellungnahme des Humanistischen Verbandes schreiben die Autoren unter anderem:
Die PID wird nur in Ausnahmesituationen angewandt
„Es gibt bislang auch keine Anzeichen dafür, dass die PID eine so große Attraktivität entfaltet, dass sich von nun an massenweise Paare, die auch auf natürlichem Wege ein Kind zeugen könnten, allein wegen der Möglichkeiten der PID gezielt für eine künstliche Befruchtung entscheiden werden. So muss man zunächst davon ausgehen, dass die PID auch in Zukunft gemessen an der Gesamtzahl der Befruchtungen nur eine Randerscheinung bleiben wird.“
Designerbabys nach Wunsch nicht möglich
„Wer hier vor der Gefahr warnt, man könne nun im großen Stil Designerbabys nach Wunsch erzeugen, betreibt gezielte Desinformation und malt ‚den Teufel an die Wand’“.
Angst vor qualvollem Leid ernst nehmen!
„Hier geht es nicht um Wunschbabys sondern hier ist allein der Gedanke dominant, menschliches Leid zu vermindern. Es handelt sich hier um eine klassische Gewissensentscheidung, die von den Betroffenen am ehesten getroffen werden kann und muss. Es soll ja auch niemand zur Anwendung der PID gezwungen werden, sondern jedem steht es frei, aus ethischen oder religiösen Gründen auf die PID zu verzichten.“
Unterstützungsliste
Wer dem Inhalt dieses Briefes zustimmt und gegen ein Verbot der PID ist, kann sich auf der Seite des HVD Hessen in die Liste der Unterstützer eintragen.
C.F.