Ankommen im säkularen Humanismus

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Dr. Dr. Joachim Kahl / Fotos: Helmut Steuerwald

NÜRNBERG. (hpd) Der HVD Nürnberg hatte zu einem Festkolloquium eingeladen: es galt den 70.Geburtstag von Dr. Dr.Joachim Kahl (Marburg) zu feiern und sein bisheriges Schaffen zu würdigen. Man traf sich am 21. Mai 2011 im Marmorsaal der Nürnberger Akademie, ein würdiger Ort für die beabsichtigte Ehrung.

Dorthin kamen Freunde und Weggefährten des Jubilars, auch über Marburg und die Grenzen Bayerns hinaus. Die Lebensstationen von Kahl wurden dargestellt und auch seine bundesweiten Aktivitäten; dazu gehörten natürlich vor allem auch die beiden Buchveröffentlichungen "Elend des Christentums" und zum "Weltlichen Humanismus".

Das Festkolloquium begann mit persönlich überbrachten Grußworten von Zeitgenossen, die vor allem die frühen Lebensstationen beleuchteten :
Helmut Steuerwald (bfg Fürth) erinnerte an die langjährige Zusammenarbeit mit dem Bund für Geistesfreiheit Bayern und dem damaligen bfg Nürnberg als Bildungsreferent.
Helmut Walther (Gesellschaft für kritische Philosophie, Ludwig Feuerbach Gesellschaft) erwähnte Joachim Kahl als Mitherausgeber der Zeitschrift "Aufklärung und Kritik", in der er viele seiner Ideen veröffentlicht und zur Diskussion gestellt habe. Auch sein Engagement in der Feuerbach Gesellschaft wurde erwähnt.
Prof. Hans-Joachim Türk hatte den Jubilar schon 1968 kennen gelernt, zunächst aus kritischer Distanz, dann aber auch im unmittelbaren Kontakt bei kontroversen Disputen, jeweils von unterschiedlichen Positionen, aber immer in fairer, sachlicher Auseinandersetzung und in Freundschaft bis heute.

 

Über Lebensstationen und Entwicklungen berichtete Kahl dann in einem Dialog mit Helmut Fink (HVD Nürnberg), der ihm Fragen stellte, die Anlass zu sehr persönlichen Bekenntnissen wurden: Theologie-Studium in Marburg, Soziologie-Studium in Frankfurt, Hinwendung und Auseinandersetzung mit dem Kommunismus und schließlich Ankommen im säkularen Humanismus. In diesem weiten und zerklüfteten Feld lagen dann die Interessen und Aktivitäten der letzten 20 Jahre. Er erwähnte ausdrücklich seine Mitgliedschaft im Förderkreis der "Giordano Bruno Stiftung", auch wenn er nicht mit allen Protagonisten dieser Organisation übereinstimmt; ein entsprechender Dissens konnte öffentlich ausgetragen werden unter Beibehaltung divergierende Positionen.
Der Dialog mit Fink gab Gelegenheit die eigenen Entwicklungen darzustellen, zu analysieren und den interessierten Zuhören zu erklären.

Im weiteren Verlauf des Festaktes wurden zu Ehren des Jubilars 3 Referate vorgetragen, die unmittelbar auf Interessenschwerpunkte oder auf Lebensstationen von Joachim Kahl Bezug nahmen.

    
Dr. Gerhard Engel (TU Braunschweig; Präsident der Humanistischen Akademie Bayern) schilderte den Denkweg des Jubilars, von der Religionskritik zum Humanismus.
Dr. Gerhard Czermak (Verwaltungsjurist; Spezialist für Religionsverfassungsrecht) erläuterte strittige Begriffe aus dem Religionsverfassungsrecht im Rahmen von Grundgesetz, Rechtspolitik und aktuellem Humanismus.
Prof. Armin Pfahl-Traughber (Brühl, Bonn) sprach über die Religion des Islam in Deutschland: Wie kann Integration erfolgen unter Beachtung und Bejahung der uns wichtigen Grund- und Menschenrechte? Ist eine aktive Anerkennung unserer Vorstellung von Menschenrechten erkennbar und können auch speziell Humanisten sie einfordern?

Nach diesen fachlichen Darstellungen und biographischen Exkursen war man gespannt auf das angekündigte Schlusswort: wie wird der Jubilar die eigenen Bekenntnisse und die Fachvorträge zusammenfassen und würdigen?

Joachim Kahl entließ seine Gäste mit dem Text und mit eine kurzen Interpretation eines Gedichts von Conrad Ferdinand Meyer: Der Römische Brunnen

Der römische Brunnen

Aufsteigt der Strahl und fallend gießt
Er voll der Marmorschale Rund,
Die, sich verschleiernd, überfließt
In einer zweiten Schale Grund;
Die zweite gibt, sie wird zu reich,
Der dritten wallend ihre Flut,
Und jede nimmt und gibt zugleich
Und strömt und ruht.

Conrad Ferdinand Meyer

An Hand der 8 Zeilen dieses Meisterwerks deutscher Sprachkunst stellte er Grundfragen des menschlichen Lebens dar: Aufstieg und Fall, Geben und Nehmen, Bewegung und Ruhe, der ständige Wechsel - das Dichterwort als Abbild, Deutung und Resume eines erfüllten Lebens.

"Der Fränkische Tag / Fränkischer Sonntag" (Nürnberg) hat in seiner Ausgabe vom 21./22.Mai 2011 Joachim Kahl einen ganzseitigen Artikel gewidmet, in dem Leben und Wirken des Jubilars ausführlich gewürdigt werden.

Rainer Statz