Peter Menne und Helge Nyncke hatten in munterem Wechsel anderthalb Stunden gelesen - so dass Peter Menne das aufmerksame Publikum fragte, ob es in die Diskussion einsteigen oder noch einen Abschnitt hören wolle? Die "konstantinische Schenkung" stand im Angebot - und ganz und gar nicht kirchlich ließen die Redner das Publikum demokratisch abstimmen. Eine klare Mehrheit entschied für weitere Lesung. So folgte auf die zweite Vatikanstaatsgründung durch den Faschisten Mussolini ein Auseinanderpflücken des Mythos "konstantinische Schenkung": Dazu griff Menne zu Rolf Bergmeier: "Kaiser Konstantin und die wilden Jahre des Christentums. Die Legende vom ersten christlichen Kaiser", bevor er weitere Passagen aus Deschners "Opus Diaboli" las.
Das Stichwort "Konstantin" reizte Helge Nyncke, zu deutlich aufgeklärterem Konstantin überzugehen: lebendig rezitierte er Konstantin Weckers "Habemus papam".
Wir haben einen neuen Papst
Jausa
einen neuen Papst
der neue Papst ist besser
ja besser
als der alte Papst
jeder neue Papst ist besser
wir wollen täglich einen neuen
frischen Papst
(...)
schon morgen fangen wir an
morgen schon wollen wir einen niegelnagelneuen
Papst
und den alten schaffen wir ab
und übermorgen schaffen wir den neuen ab
zuerst einen neuen
und dann abschaffen
jausa
jausa
wir schaffen gleich am besten alle ab
bevor der Neue da ist
wird er abgeschafft
dann sparen wir Geld
und Gebete und Tränen
und dann verkaufen wir den ganzen Vatikan
zum Schleuderpreis
zum ersten
zum zweiten
zum dritten
zum Schleuderpreis
Vatikan gefällig
frisch erhaltene Pieta
Juwelen, Fresken und Ornate
Päpste
konzilerprobt
und heilige Banken
und Häuser und Straßen und Seen und Paläste
billig abzugeben
(....)
Von Konstantin Wecker anlässlich der Wahl von Karol Woytila - bekanntgeworden als bodenküssender Papst - geschrieben, und die Verse über die "konzilserprobten Ehrwürdens" bleiben noch heute aktuell.
An die Vorträge schloss sich eine muntere Diskussion an. Wie man sich zu dem Thema engagieren könne?, fragte eine Besucherin. Peter Menne lud sie (und alle anderen interessierten Menschen) zum Jour fixe der Humanistischen Union ein, jeweils am ersten Donnerstag eines Monats um 19:00 Uhr im Club Voltaire in Frankfurt.
Literatur:
Karlheinz Deschner, Opus Diaboli. Fünfzehn unversöhnliche Essays über die Arbeit im Weinberg des Herrn. Rowohlt Taschenbuch Verlag, 1994 (nurmehr antiquarisch erhältlich)
Helge Nyncke: Eine gotteslästerliche Floßfahrt. Leichtsinnige Variationen über tiefsinnige Fragen. 242 Seiten, Broschur mit zahlreichen Abbildungen
ISBN 978-3-936536-42-3, 19.80 EURO
Rolf Bergmeier, Kaiser Konstantin und die wilden Jahre des Christentums. Die Legende vom ersten christlichen Kaiser. Alibri Verlag, 2010
Prof. Dr. Franz Buggle, Denn sie wissen nicht, was sie glauben. Oder warum an redlicherweise nicht mehr Christ sein kann, Alibri Verlag, 2004
Dr. Carsten Frerk, Violettbuch Kirchenfinanzen. Wie der Staat die Kirchen finanziert, Alibri Verlag, 2010, 270 Seiten, 16,- Euro
Dr. Heinz-Werner Kubitza, Der Jesuswahn. Wie die Christen sich ihren Gott erschufen. Die Entzauberung einer Weltreligion durch die wissenschaftliche Forschung. Tectum Verlag, 2011.
Konstantin Wecker, Lieder und Gedichte, Ehrenwirth Verlag 1981
Hans Albert, Joseph Ratzingers Rettung des Christentums. Alibri Verlag 2008
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