Zeitschrift

Skeptiker 3/2015 erschienen

BERLIN. (hpd) Das aktuelle Heft des Skeptikers, der Vierteljahresschrift der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP), ist soeben erschienen. Dieses Mal wird Osteopathie auf den Prüfstand gestellt, über die Psi-Tests der GWUP berichtet und über Grippeinfektionen durch Pfleger und Ärzte berichtet.

Osteopathie auf dem Prüfstand

Kann Handauflegen medizinisch wirksam sein? "Ja", wenn es nur darum geht, dies als Ersatz für körperliche Nähe zu sehen; "Nein", wenn es um tatsächliche medizinische Hilfe gedacht ist.

Auf dem "Markt" sind verschiedene Methoden, Praxen und Therapeuten, die Osteopathie anbieten. Das liegt unter anderem daran, dass das Berufsbild eines Osteopathen schlichtweg nicht definiert ist. Festgelegt ist aber, welches Programm die Osteopathie verfolgt. Zurückgehend auf die "Lehre" von Andrew T. Still aus dem Jahre 1874 wird unter anderem der Gebrauch von Medikamenten verboten. Daran allerdings halten sich in Deutschland nicht alle Therapeuten, die Osteopathie anbieten. Die Ablehnung von Impfungen jedoch, die ebenfalls aus den Anfängen herrührt, wird in der "Alternativmedizin" häufig noch immer - und nicht nur von Osteopathen - vertreten.

In Deutschland gibt es 5.000 bis 7.000 Ärzte, Heilpraktiker und Physiotherapeuten, die Osteopathie anbieten. Die Behandlungskosten werden von etlichen Krankenkassen übernommen; im Jahr 2014 haben die gesetzlichen Krankenkassen 110 Millionen Euro für osteopatische Behandlungen ausgegeben.

Die "Lehre" geht davon aus, dass durch eine (mechanische) Manipulation des menschlichen Körpers nahezu jede Krankheit heilbar sei. "Wie in vielen Heilslehren, lassen sich mittlerweile auch in der Osteopathie verschiedene Strömungen voneinander unterscheiden." Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten vertieft der Artikel im Skeptiker.

Caroline Snijders fasst ihren Artikel zusammen: "Eine osteopatische Behandlung ist in der Regel sanft … so dass den Patienten durch die bloße Anwendung im Normalfall kein Schaden zugefügt wird." Doch: "Auch eine sanfte, exoterische Idee kann falsch sein. Und ein Heilkonzept, das nicht funktioniert, ist immer ein Risiko, da es die Gesundheit des Patienten gefährdet… Tatsächlich ist nach aktuellem Stand der Wissenschaft weder der Wirkmechanismus der Osteopathie plausibel noch ihre Wirksamkeit belegt."

Wenn Ärzte und Pfleger zu einer Gefahr werden

Nach einer Untersuchung sterben in schweizerischen Krankenhäusern etwa 100 bis 300 Patienten an der Influenza, nachdem sie sich von Ärzten oder Pflegern angesteckt haben. Diese alarmierenden Zahlen wertet Constantine Bloch-Infanger in ihrem Artikel genauer aus.

Gerade Patienten in Krankenhäusern sind leichter anfällig für Infektionen jeglicher Art. Das liegt vor allem daran, dass deren Immunsysteme geschwächt sind durch die Krankheit, wegen der sie in stationärer Behandlung sind. Deshalb ist es dringend notwendig, dass sich Ärzte und Pfleger verantwortlich zeigen und durch Impfungen den "Herdenschutz" sicherstellen.

Studien zeigen, dass die Impfrate unter medizinischem Personal geringer ist als im Durchschnitt der Bevölkerung (das gilt für Deutschland ebenso wie für die Schweiz). Das betrifft vor allem das Pflegepersonal, denn Ärzte sind mit rund 51% recht gut durchimpft.

Deshalb fordert die Autorin ein Umdenken und mehr Verantwortungsbewußtsein bei den Betroffenen. "100 bis 300 vermeidbare Todesfälle pro Jahr aufgrund von Influenza scheinen nicht als 'erhebliche Gefahr' gewertet zu werden. Dies erstaunt, da zur Verminderung einer ähnlich hohen Zahl an vermeidbaren Verkehrstodesfällen enorme Ressourcen aufgewendet werden."

Psi-Test mit erstaunlichem Ergebnis, Wundermagnete und die tödliche "Neue Germanische Medizin"

Bei den diesjährigen Psi-Test, wo mit wissenschaftlichen Methoden geprüft wird, ob sich Behauptungen von Parawissenschaften nachweisen lassen, ging es um Rutengänger. Zur Überraschung aller Beteiligten konnte einer der Rutengänger in mehr als der statistisch zu erwartenden Zahl den Nachweis erbringen, dass sich in einem Gartenschlauch Wasser befindet (anstatt Luft). Das überraschte sogar den Getesteten.

"Hochleistungsmagnete" zur Einsparung fossiler Brennstoffe dürfen jetzt als Schwindel bezeichnet werden. Das jetzt endlich der Bundesgerichtshof entschieden - nachdem ein Ingenieur seit mehreren Jahren vom Hersteller der "Hochleistungsmagneten" verklagt wurde.

Am 20. März 2015 verstarb 66-jährig ein Opfer der obskuren Heilslehre "Neue Germanische Medizin". Über den Leidensweg des Mannes berichtet seine Tochter im Skeptiker. Ein Krebs, der mit größter Wahrscheinlichkeit hätte behandelt werden können, tötete den Vater, der sich von der "Neue Germanischen Medizin" Wunder erhoffte. Ein "guter Bekannter", der ihn dazu brachte, sein Geld und sein Leben der Heilslehre zu opfern, ist nach dem Tod des Opfers weiterhin unterwegs, um für die obskure "NGM" zu werben.

Otto Prokop und andere Bücher

Mark Benecke hat jüngst ein Buch über den kaum noch bekannten Rechtsmedizinier Otto Prokop veröffentlicht. Prokop lehrte bis 1957 in Bonn und ging dann an die Humboldt-Universität nach Berlin (damals: Ost), um dort das Institut für Gerichtliche Medizin zu leiten. Benecke zeichnet das Bild dieses wichtigen Rechtsmediziners und Skeptikers in seiner Biografie nach.

Über die Beweggründe, die zur Veröffentlichung des Buches führte, spricht Mark Benecke in einem Interview mit Inge Hüsgen.

Das Heft endet wie gewohnt mit einigen Rezensionen und Leserbriefen.