Rückkehr der Religionen? - Neue Datenblätter

(hpd) Bei Fowid sind neue Datenblätter zur Entwicklung des katholischen und evangelischen Glaubens eingestellt. Statistisch sind keinerlei Anzeichen für eine Rückkehr der Religionen zu ersehen. Im Gegenteil: Immer mehr Menschen verlassen die beiden großen Kirchen.

„Der Spiegel” hatte in einer der letzten Ausgaben eine Umfrage zu Papst und katholischer Kirche gestartet. Dabei ging es um die (Un-)Zufriedenheit mit dem derzeit amtierenden Papst. Auf jeden Fall scheint danach die Euphorie von 2005 verflogen zu sein. Nahezu zwei Drittel der Befragten äußerten sich eher negativ bzw. des­interessiert zum Wirken des Papstes Benedikt XVI. Bei den Fragen zu Einzel­problemen, wie Zölibat, Frauen im Priesteramt, Homo­sexualität und Aufarbeitung der Miss­brauchs­fälle, können sich nur noch sechs bis neun Prozent mit der päpstlichen Auffassung identifizieren.

Diese Umfrage veranlasste uns, auch die anderen signifikanten Merkmalen für den christlichen Glauben sowohl bei den Katholiken als auch bei den evangelischen Christen auf Veränderungen hin zu betrachten (siehe auch aktualisierte Zeitreihen für „Kirchliches Leben“ - Katholische Kirche und EKD).

Auch nachdem die aktuellen Zahlen aus den katholischen und evangelischen Statistiken (2010 bzw. 2009) eingeflossen sind, kann keinesfalls von einer „Rückkehr der Religionen“ gesprochen werden. Bei allen kirchlichen Amts­handlungen ist ein deutlicher Rü­ckgang nicht nur bei den absoluten Zahlen zu verzeichnen, die ja gern mit dem allgemeinen demo­graphischen Wandel erklärt werden, sondern auch die relativen Zahlen sind rück­läufig.

In dem betrachteten Zeitraum von 1990 bis 2010 sind die Mit­glieder­zahlen bei den Katholiken um fast 13 % zurück­gegangen, die evangelische Kirche hat besonders in den letzten beiden Jahren Mitglieder verloren und bewegen sich bei ca. -18 %.

Die Anzahl der Trauungen sind bei beiden großen Kirchen um über 50 % gesunken und damit sinken auch die Taufen und zeitlich versetzt die Kommunionen/Konfirmationen tendenziell. Dabei scheinen sich die Konfirmationen als Festakt des Erwachsen­werdens noch der größeren Beliebtheit zu erfreuen, denn da ist in den letzten zwanzig Jahren nur ein Rückgang von sechs Prozent zu verzeichnen.

Die Menschen kehren der Kirche immer mehr den Rücken, dies ist unter anderem auch an den Gottes­dienst­besuchern abzulesen. 2010 gehen nur noch die Hälfte der Katholiken gegenüber 1990 in den Gottesdienst, bei den Evangelischen ist der Rückgang nur etwa ein Viertel im gleichen Zeitraum. Wobei die Ausgangswerte sehr unter­schiedlich sind: während bei den Katholiken noch in den 1980er Jahren ca. 30 % den Gottesdienst besuchten, sind das bei den Evangelischen noch nie mehr als 3-5 % der Kirchen­mitglieder gewesen.

Bei den Priesterkandidaten ist der Rückgang noch gravierender. Noch nie wollten so wenig junge Männer Priester werden, was in Anbetracht der Missbrauchs­vorwürfe nicht verwundert.

Die Kirchen haben offensichtlich keine Antworten auf die dringlichsten Fragen der Menschen, wie z. B. Ausweg aus der Finanzkrise, Zuwanderungen und Ausweg aus der Atom- und Energiekrise.

Elke Schäfer