Der "Todesengel von Kalkutta" soll heilig gesprochen werden

Die (un)heilige Mutter Teresa

motherteresa.jpg

Mutter Teresa; 1986 bei einer Pro-life-Kundgebung auf dem Münsterplatz in Bonn
Mutter Teresa (1986)

BERLIN. (hpd) Papst Franziskus hat für das kommende Jahr 2016 die nächste Heiligsprechung angekündigt. Diesmal soll die bereits im Jahr 2003 selig gesprochene Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa (1910–1997) nun heilig gesprochen werden. Nach der umstrittenen Heiligsprechung des früheren Papstes Johannes Paul II. scheint dieses Prozedere weitaus weniger Diskussion auszulösen. Doch hinter ihrem Mythos verbergen sich nur allzu viele Ungereimtheiten.

Sie gilt als die selbstlose aufopfernde Ordensfrau, die ihr Leben ganz der Armen- und Krankenpflege widmete. Ihre Tätigkeit in den Slums von Kalkutta erregte weltweite mediale Aufmerksamkeit und sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter die Freiheitsmedaille der Vereinigten Staaten 1985 sowie 1979 den Friedensnobelpreis. Ihr Tod im Jahr 1997 löste eine große Trauerwelle aus, woraufhin sofort die Mythenbildung um ihre Person begann, die eine kritische Auseinandersetzung erheblich erschwerte. Denn was sie sich hat zu Schulden kommen lassen, entspricht alles andere als dem Bild einer "Heiligen".

Beginnen wir mit ihrem fragwürdigen Umgang mit Finanzen, dem unter anderem grobe Intransparenz vorgeworfen wird. Zu dieser Feststellung ist eine Gruppe von Wissenschaftlern der Universitäten von Montreal und Ottawa unter der Leitung von Serge Larivee gelangt, die feststellten, dass die Spendeneinnahmen nicht nachvollziehbar verwaltet wurden. Die Informationspolitik blieb sparsam, die Spendenkonten im Verborgenen.

Hinzu kommt ihre fragwürdige Art, sich um Arme und Kranke zu kümmern. Die Zustände in den Sterbehäusern seien katastrophal gewesen und auf ihre Anordnung hin verzichtete man auf hygienische Mindeststandards, die einigen Menschen das Leben womöglich hätten retten können. Stattdessen wurde die Armut als christlicher Leitwert deklariert, anstatt sich auf politischer Ebene für die Initiierung staatlicher Sozialprogramme einzusetzen, die wohl eher der massiven Armut Einhalt geboten hätten.

Auch sahen die Missionare davon ab, sich der Palliativmedizin zu bedienen, um zumindest die Schmerzen der sterbenden Patienten zu lindern. Mutter Teresa sah im Schmerzempfinden eine besondere Art, Gott nahe zu sein. Sie selbst machte kurz vor ihrem Tod dennoch von Palliativmedizin Gebrauch.

Die Autoren Robin Fox und Dave Hunt berichten außerdem in ihren Veröffentlichungen zum Lebenswerk Mutter Teresas darüber, dass Kranke lediglich auf Feldbetten untergebracht wurden trotz solider Finanzlage, die zur Anschaffung hochwertiger Matratzen mehr als gereicht hätte.

Angesichts dieser Vorwürfe sollte eher die Frage gestellt werden, ob Mutter Teresas Praktiken nicht eher zum Tod vieler Menschen beigetragen haben, sei es auch unbeabsichtigt.

Eine Frage, die sich die katholische Kirche natürlich niemals stellen wird. Vielmehr wird das kommende Jahr dazu genutzt, die PR-Arbeit um ihre Person ordentlich anzukurbeln und ihr Wirken als Wunder zu verklären, sogar als diese bereits nicht mehr lebte.

Angeblich wurde ein Mädchen mit Zyste im Unterleib durch das bloße Beten zur "Seligen der Armen" geheilt. Wissenschaftler entgegneten jedoch, dass dies auf den vorherigen Einsatz von Medikamenten zurückzuführen sei. Ebenso kritisch betrachtet wird die plötzliche Genesung eines Brasilianers, der an mehreren Hirntumoren litt und ebenfalls allein durch das Beten zur Mutter Teresa geheilt worden wäre, so jedenfalls laut Aussage des Vatikans.

Ganz abgesehen von dieser Diskussion sind natürlich auch die Positionen der Ordensschwester zu kritisieren. Sie bekämpfte aktiv die Empfängnisverhütung und war entschiedene Abtreibungsgegnerin. Kaum verwunderlich, dass Papst Johannes Paul II. sie 2003 im Eilverfahren selig sprach.