Ich verteidige mich nicht – ich klage an!

Die Frauenrechtlerin Mina Ahadi führte anlässlich eines Besuches in Wien ein Gespräch mit Anna Erika Paseka.

Mina Ahadi kämpft in erster Linie gegen die Steinigung von Frauen in islamischen Ländern. Sie leistet ihr unermüdliches Engagement unter Lebensgefahr, denn das gegen sie ausgesprochene Todesurteil im Iran ist immer noch aufrecht.

Dieses Interview erschien als Erstveröffentlichung in der freidenkerIn 2/2012

Im Westen gibt es kaum eine feministische Bewegung gegen die Unterdrückung der Frauen in islamischen Ländern. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Feminismus bedeutet für mich, Frauenrechte zu verteidigen. In Europa gibt es verschiedene Frauenrechtsorganisationen, die meiner Meinung nach zu schwach sind. Was das Thema Frauenrechte in islamisierten Ländern betrifft, in denen Steinigung, Kopftuchzwang und andere islamische Brutalitäten gegen Millionen von Frauen herrscht, so haben diese Organisationen versagt. Die Frauenrechte werden überall verletzt. Natürlich kann man die Probleme der Frauen hier nicht mit denen in Afghanistan oder dem Iran vergleichen, aber sie werden nicht ernst genommen und verharmlost. Die Frauen in islamischen Ländern werden barbarisch unterdrückt und ich beobachte diese Entwicklung seit den letzten dreißig Jahren. Frauen werden gesteinigt, hingerichtet, werden gezwungen ein Kopftuch zu tragen, werden gegen ihren Willen verheiratet, ihr ganzes Leben ist Zwang. Aber sie erhalten von keiner feministischen Organisation aus Europa oder dem Rest der Welt Unterstützung. Diese bleiben passiv und sehen tatenlos zu und ich frage mich warum. Ich denke die Feministinnen haben nicht verstanden worum es geht. Sie haben keine Ahnung von diesen neuen reaktionären Kräften, die diese islamische Entwicklung mit sich bringt. Dafür braucht man nicht unbedingt eine wissenschaftliche Auseinandersetzung, wenn man Gefühl, Herz und Verstand besitzt. Wenn eine Frau gesteinigt wird, dann ist das eine Bedrohung gegen alle Frauen. Die feministischen Bewegungen haben sich an diese Tatsache gewöhnt, weil Steinigungen weit weg von ihnen stattfinden. Sie setzen sich für einige Probleme ein, die sicher auch sehr wichtig sind, aber dort werden immerhin Frauen getötet und es zählt nicht. Ein großes Problem ist meiner Meinung nach dieser „Multi-Kulti-Gedanke“. Ich habe viele Kontakte zu feministischen Organisationen. Sie denken Menschenrechte wären nicht universell und es wäre abhängig davon, welche Kultur muslimische Menschen hätten. Die Probleme mit kulturrelativistischen Thesen abzuhandeln, hat meine Arbeit schwer behindert. Frauen zu unterdrücken und zu töten ist keine Kultur.

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Das komplette Interview, von dem hier nur ein kleiner Ausschnitt wiedergegeben wurde, ist unter freidenker.at zu finden.