Gestatten: British Humanist Association

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Andrew Copson / Fotos © Evelin Frerk

LONDON. (hpd) Welche säkularen Organisationen gibt es in Europa und der Welt? In lockerer Folge stellt der hpd derartige Organisationen vor, heute die Britische Humanistische Vereinigung: Ein  Interview mit dem Geschäftsführer der British Humanist Association, Andrew Copson.

hpd: Wenn Sie nur zwei Minuten Zeit hätten, wie würden Sie die British Humanist Association (BHA) beschreiben?

Andrew Copson: Die BHA ist eine nationale Wohltätigkeitsorganisation, die sich für nicht-religiöse Menschen einsetzt die ihr Leben auf der Basis von Vernunft und Menschlichkeit leben wollen.

Im Wesentlichen haben wir drei zentrale Arbeitsbereiche: Erstens die Förderung und Bewerbung von Humanismus als nicht religiöse Lebenseinstellung, mit dem Ziel nicht religiösen Menschen die Sicherheit zu vermitteln, dass sie auf diese Weise ein ethisches und erfülltes Leben leben können.

Zweitens die politische Arbeit, die sich an Parlament und Regierung richtet und zum Ziel hat, Säkularismus sowie die Trennung religiöser und staatlicher Institutionen durchzusetzen. Außerdem setzen wir uns für die Überwindung religiöser Diskriminierung ein und versuchen hinsichtlich gesellschaftlicher Debatten die verschiedenen humanistischen Moralvorstellungen einzubringen und zu unterstützen.

Drittens die Unterstützung nicht-religiöser Menschen an verschiedenen Brenn- und Wendepunkten ihres Lebens. Zu diesem Zweck bilden wir zum Beispiel Leute in der Durchführung humanistischer Beerdigungen, Hochzeiten und anderer Feierlichkeiten aus, oder trainieren Freiwillige in der moralischen und emotionalen Unterstützung nicht-religiöser Menschen in schwierigen Lebenssituationen in denen religiöse Menschen auf die Unterstützung eines Priesters oder Kaplans zurückgreifen könnten.

Wann wurde die BHA gegründet?

AC: 1896 wurde eine Organisation namens Union der ethischen Gesellschaften (Union of Ethical Societies) gegründet und das war die Organisation, aus der 1967 die Britische Humanistische Vereinigung (British Humanist Association, BHA) hervorgehen sollte.

Gab es einen bestimmten Grund, warum die BHA damals gegründet wurde?

AC: Nun, der Anlass für die Gründung der Ethical Union im Jahre 1896 war es, lokalen ethischen Gesellschaften eine nationale Stimme zu geben. Das heißt solchen Gesellschaften, die sich in einer Art Felix-Adler-Modus um nicht-religiöse ethische Prinzipien organisiert hatten. Zugleich markiert das späte neunzehnte Jahrhundert eine säkulare Epoche. Es war eine Zeit voranschreitender gesellschaftlicher sowie moralisch-ethischer Säkularisierung und somit genau der richtige Zeitpunkt für die Gründung einer nationalen säkularen Vereinigung.

Der Grund, warum die ethische Union in den 1960er Jahren ihren Namen in Britische Humanistische Vereinigung änderte war die Feststellung, dass der Begriff „Humanismus“ sich inzwischen als  häufig verwendete Umschreibung für den gesamten Bereich säkularer Ansätze, Werte und Inhalte durchgesetzt hatte, für die die BHA stand und steht.

Wie viele Menschen sind individuelle Mitglieder der BHA?

AC: Wir haben 30.000 Mitglieder und Unterstützer, die helfen uns auf unterschiedliche Art und Weise die BHA zu finanzieren. Einige Leute geben uns jedes Jahr eine Spende, andere alle paar Jahre, witere Mitglieder zahlen uns einen monatlichen Beitrag, wieder andere einen jährlichen.

Diese Leute zahlen also Mitgliedsbeiträge?

A.C.: Ja, sie steuern alle etwas bei.

Aber nicht regelmäßig, sondern ....?

AC: Manche zahlen regelmäßig. In den Letzten Jahren haben wir eine Mischung ganz verschiedener Beitrags- und Unterstützungskonzepte entwickelt, es gibt also eine ganze Menge verschiedener Beziehungen die Spender uns gegenüber einnehmen können, aber sie sind alle mit Geldern verbunden (lacht), aber eben auf unterschiedliche Weise.

Erhalten sie staatliche Subventionen?

A.C.: Nein, wir erhalten keine. Die British Humanist Association erhält in diesem Land keine staatlichen Subventionen, ebenso wenig wie die Kirchen; es gibt es keine spezifische staatliche Förderung irgendeiner Art für religiöse oder nicht-religiöse Gruppen. Wir sind ein gemeinnütziges Unternehmen, was bedeutet, dass wir bestimmte Steuervorteile genießen, aber nicht mehr als es jeder andere gemeinnützige Verein auch haben würde.

Ist die BHA gut im Einwerben von Spenden?

AC: Nun ... nicht so gut, wie wir gern wären (lacht), aber unser Einnahmen steigen jedes Jahr um rund 10 Prozent und die Zahl der Menschen, die uns unterstützen, steigt ebenfalls kontinuierlich. Wir haben immer Schwierigkeiten, damit Menschen, von denen wir denken, dass sie uns eine Menge Geld geben sollten, dazu zu überreden uns dieses Geld auch zu geben – das ist aber ein Problem, das alle andern auch haben. (lacht)

Ich denke das ist ein gemeinsames Problem aller humanistischen Organisationen deren Arbeit auf privaten Zuwendungen beruht. Wenn man staatliche Gelder erhält ist alles ein bisschen einfacher, aber wenn man auf Abonnements angewiesen ist, stellt man schnell fest, dass es schwierig ist, nicht-religiöse Menschen als Gruppe dazu  zu veranlassen, Geld zu spenden.

Selbst wenn eine Spende im Interesse nicht-religiöser Menschen wäre, sehen sie diese häufig nicht in der gleichen Weise als notwendig an, wie es die  Mitglieder religiöser Organisationen täten. Für gläubige Menschen ist klarer, dass es in ihrem Interesse ist, die, Organisation XY oder die katholische Mission oder etwas in der Art zu unterstützen, weil sie sehr stark darüber empfinden. Aber wir sind im Geld sammeln so gut wie jede andere gemeinnützige Organisation unserer Größe.

Ich denke, dass eine der besten Möglichkeiten, in der Geldbeschaffung besser zu werden, darin liegt, mehr als nur mit Mitgliedschaften der Art: „Ich bezahle meinen Jahresbeitrag jedes Jahr" anzubieten. Das könnte so aussehen, dass man Leuten ermöglicht, uns direkt zu unterstützen, indem sie einer Art Online-Netzwerk beitreten oder indem wir direkt mit ihnen in Verbindung stehen - auch wenn sie uns kein Geld geben- anderseits geht es aber auch darum, den Menschen flexiblere Spendenmöglichkeiten anzubieten, ganz egal ob sie nun jährlich, monatlich, weniger regelmäßig oder häufiger spenden wollen, so dass sie uns je nach eigener  Präferenzen unterstützen können. Auf diese Weise werden wir besser im Spendensammeln werden.

Aber die Welt ist inzwischen so anders, alles verändert sich so schnell. Heute kommen die meisten Leute zum Beispiel über das Internet zu uns, daher kommt auch der Großteil unserer Einnahmen aus dem Netz, aber eben nicht durch regelmäßige Abonnements und Mitgliedsbeiträge, wie in den letzten Jahrzehnten. Wir versuchen mit diesen Veränderungen Schritt zu halten aber es ist schwierig.

Die Erfahrung scheint zu lehren, dass reiche Leute reich geworden sind, weil sie ihr Geld zusammengehalten haben und nicht, indem sie es weggegeben haben. (lacht)

A.C.: Das ist wahr.

Nun, wie viele bezahlte Mitarbeiter hat die BHA?

AC: Derzeit haben wir 13 Mitarbeiter in unserer Londoner Niederlassung, die in drei verschiedenen Abteilungen arbeiten. Erstens im Community Service, wie die Zeremonien und Unterstützung der Arbeit, zweitens den öffentliche Angelegenheiten, wie Kampagnenplanung und die politische Lobbyarbeit, und drittens Bildung und Aktionen, d. h. die Beförderung der humanistischen Weltanschauung sowie Veranstaltungen, Materialien für Schulen und solche Dinge; weiterhin haben wir etwa 310 ‚Zelebranten‘ im ganzen Land, die humanistische Feiern gestalten und natürlich eine Menge von Freiwilligen im ganzen Land, von denen wir wirklich sehr abhängig sind.