Immer wieder, wenn laizistische Forderungen zur Vollendung des Verfassungsgebotes zur Trennung von Staat und Kirche(n) erhoben werden, immer wenn kirchenkritische Meinungen geäußert werden, hört man von tonangebenden Politikgrößen, auch der LINKEN, unisono stets diese Worte der Ablehnung: Die Kirchen sind doch unsere Verbündeten im Kampf gegen den Sozialabbau und für soziale Rechte, sie sind auch unsere Verbündeten im Kampf für den Frieden, Kirchenkritik und Laizismus kosten uns Wählerstimmen. Solche Forderungen sind unerhört und schaden uns nur. Also soll alles so bleiben wie es ist.
Vielleicht sollte zunächst einmal klar gestellt sein, daß sich Laizismus und Kirchenkritik nicht gegen die Gläubigen richten, auch nicht gegen die Gemeinschaft von Gläubigen, sondern ausschließlich gegen die (früheren Staats-)Kirchen als Machtinstrument und die Personifizierung dieses Machtinstrumentes in der Priesterkaste. Priesterkaste ist konkreter als der Begriff Klerus.
Priesterkasten haben sich in der Menschheitsgeschichte früher oder später über den Staat, über die Gesellschaft erhoben und waren in ihrer Maßlosigkeit fast immer eine der Hauptursachen für den Untergang von Zivilisationen.
Halten wir uns doch ganz einfach mal dies vor Augen: Seit das Christentum zur Kirche geworden ist und vor rund 1.700 Jahren mit dem Staat verschmolz, ist diese Kirche in wandelnder Form stets Teil des Systems gewesen - und das bis heute. Kirche, sprich die Priesterkaste, war Teil des Staates bzw. sogar Staat selbst, siehe Kirchenstaat in Italien oder bis 1803 die diversen geistlichen Fürstentümer im „Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation". Und auch heute noch sind Staat und frühere Staats-Kirchen in nicht wenigen Fällen institutionell miteinander verbunden.
Wichtiger und vor allem schwerwiegender aber noch als diese institutionelle Verbindung ist der Status der früheren Staats-Kirchen als fester Bestandteil der jeweiligen ökonomischen Ordnung. Das begann in der Spätantike als zweitgrößter Grund- und Sklavenbesitzer nach dem Kaiser (also dem Staat), das blieb so im Feudalismus (wo die Priesterkaste sogar größter Großgrundbesitzer war) und das ist auch heute noch so: die angeblich 1803 enteigneten evangelischen Landeskirchen und die katholischen Bistümer sind nach wie vor kollektiver größter Großgrundbesitzer in Deutschland, sie sind auch kollektive Großkapitalisten (man denke nur an den Weltbild-Konzern oder einen Sozialkonzern wie Agaplesion - von dem sicherlich kaum ein Normalbürger je etwas gehört hat) und sie sind sogar kollektive Großbankiers. Und damit sind sie nicht nur Teil des kapitalistischen Systems, sondern auch unnachgiebige Verteidiger dieser Ausbeuterordnung. Ganz im Sinne der „Heiligen Schrift" und des Kirchenvaters Paulus, für die die Sklaverei etwas „Gottgegebenes" waren.