Kramer wies darauf hin, dass das Christentum mehr als 1.500 Jahre Staatsreligion gewesen sei und dass die evangelische „Augsburger Konfession“ auch heute noch gelte und darin stehe: Man soll Gott mehr Gehorsam sein, als den Menschen. Christen, so Kramer, haben ein anderes Staatsverständnis als freiheitliche Säkulare. Wie viel Religion braucht der Staat? Keine. Er braucht eine Verfassung und Gesetze, keinen Gott.
Es gehe um die Ablösung religiöser Deutungen und Dogmen und die Freiheit des Einzelnen zu achten. Sinn und Werte sind für Säkulare nur (für sich selbst) in Selbstbestimmung zu bestimmen.
Alle Feiern brauchen Musik
Frank Stößel sprach anschließend über Lebensbegleitung, Lebensfeiern und begann seinen Vortrag, indem er sang: Alle Feiern brauchen Musik. Er ist seit Jahrzehnten als säkularer Redner bei Lebensfeiern tätig und berichtet aus seinen Erfahrungen.
Alle Menschen, so Frank Stößel, wollen schöne Momente gemeinsam feiern und in existentiellen Krisen zueinander stehen. Namensfeiern am Beginn des Lebens, Traufeiern für Partnerschaften, Bestattungsfeiern am Lebensende. Frank Stößel charakterisierte die einzelnen Feiern, wie die Traufeier als „Gelöbnis vor den Menschen“ mit den Werten Toleranz, Selbstbestimmung und Verantwortung. Die Bestattungsfeiern gilt (so Joachim Kahl): „Von Lebenden für Lebende“ als Beistand füreinander.
Frank Stößel appellierte an die säkularen Verbände, Humanisten für Lebensfeiern auszubilden.
„Beste Geschäftsidee aller Zeiten“
Carsten Frerk widmete sich einer neuen Thematik, indem er sich fragte, worauf eigentlich der kommerzielle Erfolg der christlichen Kirche beruhe? Er zeichnete die historische Entwicklung nach, der Weg zu Staatskirche, zur Bildungsmacht, der Macht und des Niedergangs.
Aber seine entscheidende Frage war: „Was verkauft die Kirche den Menschen eigentlich?“ Die Antwort: Nichts! Greift zu kurz. Die Kirchen biete den Gläubigen Projektionsflächen an, „Liebe“, „Frieden“, „Familie“, etc., die jeder der Gläubigen nach Alter, Bildungsstand, Geschlecht und persönlicher Situation inhaltlich anders füllt, so wie sie/er es braucht. Deshalb fragen die Kirchen auch nicht nach dem Inhalt des Glaubens, sondern belassen es bei der Kenntnis weniger Gebete und der formellen Mitgliedschaft.
Mit der politischen, gesellschaftlichen Vernetzung, Pfarrern, die außerhalb ihrer Kirche kaum Berufschancen haben, Angst der Mitglieder vor sozialer Ausgrenzung, etc. bildet sich eine Gemeinschaft der (vermeintlich) Guten, die sich anderen überlegen fühlt. Wie das funktioniert braucht man nur am Vermögensbestand der christlichen Kirchen bemessen, wofür Frerk weltweit einige Beispiele nannte.
„… noch weiter rechts als Georg W. Bush“
Lukas Mihr, der seit Jahren die „Religiöse Rechte in den USA“ für den Humanistischen Pressedienst beobachtet und darüber berichtet, fasste für den Humanistentag die Kernelemente zusammen.
Er zeigte die Verteilung der Religionen in den USA, die Katholiken und die Baptisten, die größte Gruppe der religiösen christlichen Rechten. Ob die Mormonen dazu gehören sei umstritten. Interessanterweise sind die Verbreitungsgebiete der Southern Baptist Convention ziemlich identisch mit überdurchschnittlichen Teenie-Schwangerschaften, eigentlich ein Widerspruch zu ihren Auffassungen.
Das Weltbild der christlichen Rechten lässt sich an einigen Auffassungen illustrieren.
Kinder müssen vor Dämonen, Hexen und Vampiren geschützt werden. Das wendet sich nicht nur gegen Harry Potter, sondern auch gegen die „Tele-Tubbies“. Kinder müssen mit Liebe erzogen werden, also sind sie mit dem Stock zu schlagen. Für die Jugend gilt: Sex erst in der Ehe und grundsätzliche Homophobie.