FRANKFURT. (hpd) Mit Geisterjägern unterwegs waren Alexa Waschkau und Dr. Sebastian Bartoschek, haben sie bei "paranormalen Untersuchungen" (PU) begleitet. Was da passiert, welch hohe emotionale Spannung sich da aufbaut: davon haben die beiden Autoren auf ihrer Lesung am 10. Oktober im Rahmen der GegenBuchMasse berichtet.
Die gbs Rhein-Main und die GWUP haben die Europäische Ethnologin und den Doktor der Psychologie eingeladen, die selbst beide zu den Skeptikern gehören. Peter Menne aus dem Vorstand der gbs Rhein-Main moderierte den informativen Abend im gut besuchten Frankfurter Club Voltaire.
"Über Geister wird leicht gespöttelt - doch einen ernsten Hintergrund haben sie auf jeden Fall: egal, ob man an ihre Existenz glaubt oder nicht, leiden die Menschen, die sich von Geistern aufgeschreckt fühlen, ganz real", führte Bartoschek in das Thema ein. Die Autoren stellten den Menschen in den Mittelpunkt, der sich nur zu oft doppelt fürchtet: vor dem Spuk im Haus - und davor, ausgelacht zu werden. Doch -um ein Ergebnis aus der Diskussion vorwegzunehmen - auch wenn in den allermeisten Fällen kein Geist gefunden wird, geht es den meisten Menschen nach den Untersuchungen eines Geisterjäger-Teams besser.
Bartoschek führte in das begriffliche Arsenal der Geisterjäger ein: was ist ein "move", ein EVP (electronic voice phenomen) oder ein EMF (elektromagnetisches Feld)? Dann beschrieb er die Szene: rund 30 Gruppen von Geisterjägern gibt es in Deutschland, die im Schnitt aus fünf Personen bestehen - sie reichen von der Einzelkämpferin bis zum 13-Personen-Team. Auch die regionale Verteilung fiel auf: im Ruhrgebiet gibt es viele Gruppen, im nordöstlichen Bayern / südlichen Sachsen, im Badischen sowie wenige in Berlin und Hamburg - aber keine z.B. in Hessen.
Nach Bartoscheks kurzer Einführung griff Alexa Waschkau zum Buch, las eine gruselige Geschichte von einem Skelett, das nächstens mit seinen Ketten klappert. Was sich anhörte wie ein Hollywood-Drehbuch, entstammte jedoch der Antike: Plinius berichtete, wie ein Haus von Geistern befreit ward, nachdem ein im Innenhof vergrabenes Skelett ordentlich bestattet wurde...
Im Mittelalter stießen Vampire zu den Geistern hinzu, und nicht nur in katholischen Gegenden. Protestanten dämonisieren die Geister, "denn statt Seelen der Toten sind es nun der Teufel und seine Helfer, die die Lebenden heimsuchen", so Waschkau.
So manches Verfahren der Geisterjäger wurde beschrieben - bevor es zur Geisterstunde ging: in seiner Wohnung hatte Bartoschek eine "PU", eine paranormale Untersuchung durchführen lassen - mit Film, Video und allem Schnickschnack, der dazu gehört. Das ganze wurde gefilmt - und Bartoschek ließ im Hintergrund das Video laufen: mal aufgeregtes Umhergerenne, mal tote Räume... Mit dem Geisterjäger-Team war vorher vereinbart worden, dass niemand lacht. Und je länger die Untersuchung andauerte, desto weniger war Bartoschek zum Lachen zumute: über all' dem hochgenauen Installieren von Kameras, Thermometern und, und, und baut sich eine ganz eigene gruppendynamische Spannung auf. Erwartungsvoll lauscht jeder, ob nicht doch etwas Ungewöhnliches zu hören ist? Ist bloß der Akku leer - oder was hat zum Versagen der Kamera geführt?
Im Nachhinein betrachtet, fänden sich reichlich Erklärungen für das, was gerade passiert. Doch in der aufgeheizten Atmosphäre während der "PU" fiel auch Bartoschek so manches nicht mehr ein.
Lebendig, unterhaltsam trugen die beiden Autoren vor. Es ist ihr erstes Buch - doch weitere folgen: Bartoschek veröffentlicht neben seiner Dissertation über Verschwörungstheorien einen Band "Gedankenwelten. Interviews zwischen Science und Fiction". Alexa Waschkau betreibt gemeinsam mit ihrem Mann den Wissenschafts-Podcast hoaxilla.com.
In der regen Diskussion wurde manche Frage vertieft, und nach zwei spannenden Stunden verabschiedete Moderator Peter Menne die beiden Autoren - zum Glück nicht ganz: mit dem Signieren ihres im Alibri-Verlag erschienen Bandes waren Bartoschek und Waschkau noch eine gute halbe Stunde beschäftigt.
Oliver Kalldewey
Sebastian Bartoschek / Alexa Waschkau: Ghosthunting. Auf Spurensuche im Jenseits. Alibri-Verlag, ca. 180 Seiten, kartoniert, 14,- Euro. ISBN 978-3-86569-173-6
Das Buch ist auch im denkladen erhältlich.