Am Sonntag 1. Dezember 2019, wurde im Wiesbadener Kurhaus durch den hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier die Wilhelm-Leuschner-Medaille posthum an Dr. Walter Lübcke, der in diesem Jahr durch rechte Gewalt ermordet wurde, verliehen. Auch die Humanistische Gemeinschaft war zu diesem besonderen Anlass eingeladen und wurde durch Oliver Wiederhold, Präsidiumsmitglied, würdig vertreten.
Die Medaille, die höchste Auszeichnung, die das Land Hessen zu vergeben hat, wird zum Gedenken an Wilhelm Leuschner seit 1964 verliehen. Mit ihr werden Personen geehrt, die sich im Geiste Wilhelm Leuschners hervorragende Verdienste um die demokratische Gesellschaft und ihre Einrichtungen erworben haben und seit 2008 kann sie auch an Personen "zur Würdigung ihres Einsatzes für Freiheit, Demokratie und soziale Gerechtigkeit" verliehen werden. Sie wurde 1964 durch den damaligen hessischen Ministerpräsidenten Georg August Zinn anlässlich des 20. Todestages von Wilhelm Leuschner mit den Worten "Als ein Zeichen, dass wir das politische Erbe Leuschners, das politische Erbe, das uns die Opfer des 20. Juli hinterließen, ehren und mehren wollen" gestiftet worden.
Wilhelm Leuschner war als Sozialdemokrat und Gewerkschaftler im Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime. In seiner Zeit in Darmstadt gehörte er zudem der Freireligiösen Gemeinde Darmstadt an. Besonders in Briefen an seine Freunde zeigt sich die demokratische Einstellung Wilhelm Leuschners. Als hessischer und sozialdemokratischer Innenminister versuchte er, die Demokratie in seinem Land zu bewahren und unterstützte all diejenigen, die die Demokratie in Deutschland stärken wollten und gegen das nationalsozialistische, antidemokratische Regime Widerstand leisteten.
In diesem Jahr nun wurde erstmalig eine Person ob ihrer Verdienste um die Demokratie posthum geehrt. Frau Lübcke und ihre beiden Söhne nahmen die Medaille von Ministerpräsident Volker Bouffier, der über 40 Jahre mit Walter Lübcke befreundet war, entgegen. Einer der Söhne Lübckes hielt eine sehr emotionale, ergreifende Rede. Neben den Nachfahren von Georg-August Zinn dem Stifter der Medaille, und der Familie Leuschner, nahmen auch viele Persönlichkeiten aus Hessen, Berlin und Europa an der Veranstaltung teil. Unter vielen anderen war auch Heinz Riesenhuber anwesend, der an diesem Tag 84 Jahre alt wurde. Die sehr emotionale Veranstaltung wurde live im Fernsehen übertragen und im Format hr-Extra für eine Berichterstattung zu Walter Lübcke verwendet.
Der 1. Dezember 2019 war gleichzeitig auch der 73. Jahrestag der hessischen Verfassung und zeigte, wie zerbrechlich unsere Demokratie ist und wie wichtig es ist, für diese einzutreten. Lübckes Sohn Jan-Hendrik appellierte an die Gesellschaft, sich Hass und Hetze entgegenzustellen: "Wir sind alle aufgefordert, demokratische Werte zu verteidigen."
Zum Gedenken an Walter Lübcke wird es zukünftig einen nach ihm benannten Preis geben. Mit dem Walter-Lübcke-Demokratiepreis sollen künftig Persönlichkeiten, Vereine oder Institutionen geehrt werden, die sich in besonderer Weise für demokratische Werte einsetzen, sagte Bouffier. Ziel sei es, gerade vor dem Hintergrund des "besorgniserregenden Ausmaßes" von Hass und Bedrohung "den gesellschaftlichen Zusammenhalt, das demokratische Miteinander und einen von gegenseitigem Respekt getragenen politischen Diskurs zu stärken", so Bouffier. Der undotierte Preis soll alle zwei Jahre verliehen werden.
Bei der zentralen Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag in Wiesbaden sprach Landessprecherin Christiane Friedrich folgende – auch jetzt passenden – Worte: "Gedenken wir ihrer und erinnern wir uns, dass es an uns ist, einzustehen für echte Demokratie und Menschenrechte auf der ganzen Welt. Für ein Miteinander und kein Gegeneinander, für Frieden unter allen Völkern und Menschen. Im Duden stehen zwei Bedeutungen für Gedenken: 1. Das Erinnern an jemanden oder an eine bestimmte Situation, 2. beabsichtigen, vorhaben etwas zu tun." Gedenken wir zu handeln!
1 Kommentar
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Anstatt posthum an Opfern von rechtsradikalen Verbrechern Medaillen zu vergeben, sollte man diesen vernagelten Tätern die Grundlagen für ihre Taten entziehen, nämlich durch Aufklärung über ihre kruden Ansichten und we
die diese zu nützlichen Idioten einer ebenso kruden Ideologie machen.