GREIFSWALD. (hpd) Die Kirche versucht - gerade im atheistischen Osten des Landes - neue Wege zu gehen, um ein paar der Ungläubigen “einzufangen”. Mit Gottesdiensten in Kneipen und ähnlich unseriösen Orten. Allerdings - so musste sie jetzt zugeben - gelingt auch das nicht.
Die “Greifbar”-Gottesdienste funktionieren nach einem einfachen Muster: Die Menschen sollen mit dem Kaffee auch Glaubensinhalte schlucken. Daraus machen die Macher auch keinen Hehl: “Ob Sie zur Kirche gehören oder nicht, ist nicht wichtig. Denn wir möchten Ihnen Gott nahe bringen, so wie wir ihn selbst erleben.” Und wenn die Menschen nicht in die Kirche kommen, muss die Kirche halt zu den Menschen gehen. Dieser Gedanke war der Auslöser für die Idee dieser Gottesdienstreihe für Kirchenferne. So sollten mit “moderner Musik, Theaterstücken, Themenpredigten und einem Bistro nach dem Gottesdienst vor allem Kirchendistanzierten” der christliche Glauben nahegebracht werden.
Relativ erfolglos, wie jetzt zugegeben werden musste. Zwar sei anfänglich der eine oder andere Ungläubige bekehrt worden; allerdings “geschehe dies in den letzten Jahren immer seltener”.
Interessant an der Analyse, die das Scheitern der Missionierung einräumt, sind die Gründe, die dafür angegeben sind. Neben Geld- und Personalfragen gibt es einige vorsichtig selbstkritische Töne. Der Greifswalder Professor für Praktische Theologie, Dr. Michael Herbst, sieht unter anderem auch das Fehlen jeglicher religiöser Antennen als Grund. Wenn er sagt: “Nicht-Christen [haben] keine schlechten Erfahrungen mit der Kirche, sondern gar keine Erfahrung”, dann ist das ein Ausdruck dafür, dass das Fehlen einer frühkindlichen Indoktrinierung - zum Teil über zwei Generationen hinweg - gleichgültig macht gegen jegliche Missionierung.
Doch so ganz lassen von der Idee, noch ein paar Schäfchen einzufangen, kann auch Dr. Herbst nicht. Er schlägt - wider besseren Wissens vor - den Nicht-Christen “verständliche Gottesdienste mit musikalischer Vielfalt und mit Predigten, die ‘sowohl erbauen als auch erwecken’” anzubieten. Was immer das auch heißen soll - es wird vergebens sein.