FPÖ-Presseaussendung zurückgezogen

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Foto: Webseite hcstrache.at

WIEN. (hpd) Die FPÖ hat eine umstrittene Presse­aus­sendung nach einer Anzeige wegen Verhetzung offenbar zurück­gezogen. In der Aus­sendung hatte ein frei­heit­licher Jung­politiker eine mehr­fach wider­legte Grusel­geschichte über einen Prozess gegen einen Vater verbreitet, der wegen Kindes­miss­brauchs angeklagt war. Die Aus­sendung ist vom Presse­aussendungs­portal der Austria Presse Agentur gelöscht worden.

 

Es ist beinahe, als hätte die umstrittene Presse­aus­sendung von Maximilian Krauss von der FPÖ –Jugend­organisation RFJ vom 30. Jänner nie existiert. Wer im Original­text­service OTS der Austria Presse­agentur danach sucht, findet – nichts. Hinweise, dass die Aussendung offiziell zurück­gezogen worden wäre, gibt es keine. Das ist unge­wöhnlich.

Wenige Tage nach hpd-Bericht verschwunden

Der Text verschwand wenige Tage, nachdem der hpd über die Anzeige der NGO SOS Mitmensch gegen die FPÖ-Nach­wuchs­hoffnung berichtet hat, wie Recherchen des österreich-türkischen Nachrichten­portals haberjournal zeigen.

“Krauss war in der Mit­teilung mit den Worten zitiert worden: ‘Sogar von Gerichten werden Aus­länder auf Druck der Linken besser behandelt.’ Krauss erinnert an den Fall eines Türken, der in Bruck (NÖ) seinen Sohn miss­braucht haben soll und trotzdem frei­gesprochen wurde, weil es sich bei diesem schreck­lichen Ver­brechen um ‘jahre­lange Familien­tradition’ handeln würde. ‘Auch Jugend­liche muslimische Straf­täter werden, sofern sie keinen Mord begangen haben, in der Regel nicht ernst­haft bestraft’, so Krauss.” (Fehler im Original)

Ein FPÖ-Orts­obmann, der die gleiche – nach­weislich unwahre – Geschichte öffent­lich ver­breitet hatte, war im Vor­jahr in erster Instanz nicht rechts­kräftig wegen Verhetzung ver­urteilt worden.

SOS-Mitmensch: “Halbherzig”

Alexander Pollak, Sprecher von SOS-Mitmensch, begrüßt gegenüber dem hpd, dass die inkriminierte Presse­aussendung vom Online-Portal OTS verschwunden ist. Allerdings sei das nur ein halb­herziger Schritt: “Solange es keine klare Distanzierung von der Hass­aussendung von Krauss gibt, haftet der Geruch der Ver­hetzung weiter­hin an der FPÖ.”

Die FPÖ hat zu der Causa bislang nicht öffentlich Stellung genommen. Auch auf mehrfache Nach­fragen des hpd, warum die um­strittene Presse­aussendung aus dem APA-Portal OTS kommentar­los gelöscht wurde, hat die Partei nicht geant­wortet.

Aussendung nach wie vor auf Parteihomepage

Sollte die Lösch­aktion auf ots.at der verschämte Versuch einer Distanzierung gewesen sein, ist er gründ­lich da­neben gegangen. Auf der Home­page der Partei war die inkriminierte Aus­sendung auch am Wochen­ende nachzulesen, wie Recherchen des hpd ergeben. Dort steht sie bis heute.

Als hätte es die Anzeige wegen Ver­hetzung nie gegeben und man keine Ahnung habe, weshalb irgend­jemand etwas dabei finden könnte, dass offen­sichtlich erfundene Schauer­geschichten weiter öffent­lich ver­breitet werden.

Christoph Baumgarten