Frank Schubert rezensiert bei Spektrum Franz M. Wuketits Buch "Was Atheisten glauben."
Der Buchtitel ist etwas missverständlich. Nein, das Werk handelt nicht über Ersatzreligionen von Häretikern oder so etwas. Vielmehr befasst es sich damit, wie gottlose Menschen zum Leben stehen und wie sich aus der Perspektive des Atheismus die "großen Fragen" beantworten lassen: Wie wichtig ist Moral, was ist der Sinn des Daseins, wie begegne ich dem Tod?
Der Autor, Franz M. Wuketits, lehrt Philosophie mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften an der Universität Wien. Er hat zahlreiche Bücher über Biologie, Evolution und Ethik verfasst. In seinem neuen Werk umreißt er zunächst, was er unter einem Atheisten versteht: Einen Menschen, der grundsätzlich die Existenz höherer Wesen verneint und sich allein dem "Diesseits" verpflichtet fühlt. Atheisten seien im Allgemeinen Humanisten und somit ihren Mitmenschen verbunden. Ihre Grundhaltung sei nicht zu verwechseln mit Antitheismus, dem Kampf gegen Gläubige. Atheisten hätten in aller Regel kein Interesse daran, die Konflikte in der Welt zu vermehren, und bemühten sich daher um ein gedeihliches, respektvolles Zusammenleben – auch mit gläubigen Menschen. Wuketits möchte nicht gegen Religionen hetzen; er möchte deutlich machen, dass der Atheismus eine lebenswerte Daseinsform ist, die dem Gottesglauben intellektuell und ethisch in nichts nachsteht.