Wie bereits geschildert ist die Macht des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan auch nach den Gezi-Protesten von vor einem Jahr ungebrochen. Um zukünftig jeden Protest im Keim zu ersticken, rächt sich das System mit drakonischen Strafen an seinen Kritikern und belohnt seine Diener.
Das zeigen auch die reinen Zahlen: Insgesamt stehen 5.500 Demonstranten vor Gericht, gegen Tausende weitere laufen noch Ermittlungsverfahren. "Dem gegenüber stehen bislang lediglich zwei Prozesse gegen Polizisten, die für den Tod von zwei der insgesamt acht getöteten Demonstranten verantwortlich sein sollen."
Selbst den Ärzten, die den Gezi-Protestlern halfen, drohen Strafen. So wurden auch die Mediziner Sercan Yüksel und Yasemin Dokurdan angeklagt, die Opfern von Polizeigewalt Erste Hilfe leisteten. Ihnen wird zur Last gelegt, "eine Gebetsstätte entweiht zu haben, als sie Verwundete versorgten, die sich in die Dolmabahce-Moschee geflüchtet hatten."
Anderen Ärzte, die zum Beispiel im Gezipark eine Erste-Hilfe-Station aufgebaut hatten, wurden und werden mit Disziplinarverfahren belegt und verloren teilweise ihre Stellen in staatlichen Krankenhäusern.